Palast der Stürme
gesehen.
»Roxane …«
Sie schüttelte rasch den Kopf, entzog ihm ihre Hände und legte ihm die Fingerspitzen auf die Lippen.
»Noch nicht«, wisperte sie. »Bitte noch nicht.«
»Aber Roxane …«, murmelte er. Sie schüttelte wieder den Kopf, zog ihre Hände zurück und brachte ihn mit einem Kuss auf den Mund zum Schweigen. Sanft schob er sie zurück und drehte den Kopf zur Seite.
»Roxane …«
»Nein!« Sie küsste ihn wieder, und in ihrer Verzweiflung war ihr Kuss hart und fordernd und keineswegs sanft. Tränen liefen ihr über die Wangen und mischten sich mit dem Geschmack nach Gin auf seiner Zunge.
»Roxane …«
»Warte! Oh Gott, bitte warte«, flehte sie unter Tränen, stand auf und zog ihn mit sich. Er runzelte die Stirn, und als er ihr die Tränen vom Gesicht wischte, sah sie, dass seine Augen ebenfalls feucht waren. Er küsste sie sanft auf die Wange und drückte dann seinen Mund auf ihre Lippen. Sie legte seine Hände auf ihre Schultern und drehte sich um, sodass sie ihm den Rücken zuwandte.
»Hilf mir, mich auszuziehen«, bat sie.
Wortlos gehorchte er und löste jeden Haken, jeden Knopf und jedes Band, bis ein Kleidungsstück nach dem anderen auf den Boden glitt. Sein Atem beschleunigte sich, als er sich bückte, um ihr alles abzustreifen. Dann schlang er seine Arme um sie und legte sie auf das Bett. Roxane beobachtete ihn, als er sich auszog, und zuckte beim Anblick seiner hervorstehenden Rippen und den noch rosafarbenen Narben zusammen. Man sah deutlich, wo ihn ein Schwert getroffen hatte und wo Kugeln ihn gestreift, aber glücklicherweise nicht durchbohrt hatten.
Im Licht der Dämmerung legte er seinen geschundenen Körper neben ihren.
»Gib mir deine Hand.«
Er gehorchte schweigend. Roxane führte seine Hand langsam über ihren Körper. Als seine schwielige Handfläche über ihre Brust glitt, stellten sich ihre Brustwarzen auf, und er stöhnte leise.
Sie gestattete ihm jedoch nicht, länger dort zu verweilen, sondern schob seine Hand weiter, hinunter über ihren Brustkorb zu ihrer Hüfte und dann wieder nach oben zu ihrem sanft gewölbten Bauch. Die Schwellung war noch nicht sehr groß, aber groß genug, um sie zu spüren und zu erkennen, wenn er das zuließ.
»Was …? Gibt es etwas, das du mir sagen möchtest, Roxane?«, flüsterte er, zog sie näher an sich heran und schüttelte ihre Hand ab, um dann vorsichtig über ihren Bauch zu tasten.
»Ich … ich bin schwanger, Collier«, stammelte sie. »Ich bekomme ein Kind von dir.«
»Das weiß ich, mein Liebling.« Er lächelte in der zunehmenden Dunkelheit. »Ich weiß es schon seit einiger Zeit.«
Roxane atmete tief aus und schmiegte sich an ihn.
»Woher?«, wollte sie wissen. »Wie konntest du das wissen?«
Collier stützte sich auf den Ellbogen und spielte mit einer Locke, die ihr über das Schlüsselbein gefallen war. »Ich brauche keine Worte für das, was meine Augen sehen können. Was glaubst du, wie viele Nächte ich dich beobachtet habe, während du geschlafen hast, Roxane? Oder dich berührt und an mich gezogen habe, während du es nicht bemerkt hast? Ich kenne deinen Körper so genau wie meinen eigenen. Vielleicht sogar noch besser.« Er lächelte wieder. »Glaubst du denn, ich habe die Veränderungen nicht bemerkt? Und hast du gedacht, ich hätte in der Zeit, als wir auf der Straße unterwegs waren, nicht bemerkt, dass du keine monatlichen Blutungen hattest? Das hättest du unter diesen Umständen kaum verheimlichen können.«
Roxane schwieg.
»Du wolltest mich nicht beunruhigen, nicht wahr?«
»Ja, aber anscheinend ist mir das nicht gelungen«, erwiderte sie trocken.
»Nein«, murmelte er. »Dein Mut, deine Fürsorge und deine Kraft haben mich gestärkt und ermutigt.«
»Ist das wahr?«
»Das schwöre ich.« Er legte seine gekreuzten Finger auf die Brust, bevor er ihr an die Nasenspitze tippte. Roxane schmiegte sich noch näher an ihn und verbarg ihr Gesicht an seinem Hals. Sie roch die Seife, die er heute Morgen zum Waschen benützt hatte, und nahm den leichten Geruch nach Alkohol wahr, den er am Abend getrunken hatte. Er wirkte jedoch nicht betrunken. Sie schob ihre Hand unter seinen Arm und zog ihn an sich.
»Aber du wirst mich verlassen«, sagte sie, und es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Sie brauchte keine Antwort mehr darauf, denn sie kannte sie bereits.
»Ja«, flüsterte er nach einer Weile.
»Wann?«
Schweigend fuhr er mit Daumen und Zeigefinger durch ihre Locken, zog hier und da eine
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