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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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setzte sich wieder auf das Sofa, während Roxane stehen blieb und auf das schlafende Kind hinuntersah.
    »Ich verstehe zwar, warum du es ihm nicht hast sagen wollen, während ihr auf der Flucht vor diesen schrecklichen Ereignissen in den Norden wart«, nahm Rose den Gesprächsfaden wieder auf. »Und der Schrecken ist immer noch nicht vorbei! Aber warum bewahrst du dein Schweigen auch jetzt noch, Roxane? Ist das Kind etwa nicht von ihm?«
    Roxane fuhr herum, als die alte Rose scheinbar wieder aufgetaucht war, doch dann sah sie, dass Rose sie mit einem entschuldigenden Lächeln ansah und die hellen Augenbrauen hob, als wollte sie sie fragen, welchen anderen Grund es dafür geben könnte.
    Roxane ging zu dem Sessel zurück und setzte sich auf den Rand des Chintzkissens.
    »Seit es ihm wieder besser geht, achte ich bei unserem Beisammensein darauf, dass er mich nicht an Stellen berührt, an denen er feststellen könnte, was du sofort bemerkt hast«, gestand sie freimütig und presste gedankenvoll ihre Lippen aufeinander.
    »Ich drehe mich zur Seite, wenn ich mich aus- oder anziehe. Am Morgen frage ich mich dann, warum ich das tue. Warum teile ich diese Neuigkeiten nicht mit ihm, die ihn sicher glücklich machen würden?«
    »Und wie lautet deine Antwort?«, fragte Rose. »Ich bin sicher, du kennst sie.«
    Roxane faltete die Hände im Schoß und blickte auf ein kleines Aquarell an der Wand, das eine englische Landschaft zeigte. Sie erkannte die Gegend – sicher war sie in ihrer Jugend einmal dort gewesen. Plötzlich spürte sie einen Stich im Herzen. Sie hatte Heimweh.
    »Nicholson ist in Delhi«, sagte sie leise. »Er hat das Kommando über die britischen Truppen übernommen, die zurückgekehrt sind, und plant, die Stadt wieder einzunehmen.«
    Rose streckte sich träge, lehnte ihren Kopf nach hinten und verkreuzte ihre rundlichen Arme vor der Brust.
    »Das weiß ich«, erwiderte sie. »Dein Mann und meiner sprechen Tag und Nacht von nichts anderem.«
    »Genau«, bestätigte Roxane und ließ sich gegen die Rückenlehne sinken. Sie wartete darauf, dass Rose sich zu ihrem Dilemma äußerte und griff nach dem Limonadenglas. Das Wasser, das sich auf dem Glas niedergeschlagen hatte, tropfte durch ihre Finger.
    Rose hatte müde die Augen geschlossen, doch jetzt riss sie sie plötzlich auf. Sie drehte den Kopf, um Roxane ins Gesicht zu sehen.
    »Du willst damit doch nicht etwa andeuten, dass Collier plant, zu seiner Truppe zurückzukehren? Hat er das gesagt?«
    »Nicht so direkt«, wich Roxane aus.
    Rose setzte sich hastig auf und hob erregt die Stimme. »Dann musst du ihm sofort sagen, dass du ein Kind von ihm erwartest! Wenn du ihm das erzählst, wird er sicher nicht gehen. Er wird sich bestimmt dafür entscheiden, hierzubleiben! Er … oh.«
    »Oh«, wiederholte Roxane.
    »Verflucht sei ihre verdammte Ehre!«, murmelte Rose wütend. Harry junior krähte leise, beruhigte sich aber sofort wieder. Rose reckte den Hals und schaute in die Wiege, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war, dann wandte sie sich wieder Roxane und deren Problem zu.
    »Sag es ihm heute Abend, Roxane! Verwöhne den Mann nicht. Nimm ihm nicht die Verantwortung für seine Entscheidung ab. Sollte er sich für die Ehre entscheiden, dann lass ihn ziehen, auch wenn seine Entscheidung dich schmerzen wird. Tatsächlich ist es ungerecht von dir, wenn du ihm dein Wissen vorenthältst. Sag es ihm heute Abend, Roxane! Versprich mir, dass du es ihm sagen wirst.«
    Roxane hatte noch nie einen so ernsten Ausdruck in Rose’ Gesicht gesehen. Ihr Flehen und ihr begründetes Argument ließen Roxane schwanken.
    Schließlich nickte sie.
    »Also gut«, stimmte sie zu. »Ich werde es ihm sagen.«
    »Gut«, erwiderte Rose. »Dann ist diese Sache erledigt.« Sie lehnte sich wieder auf dem Sofa zurück und trank einen großen Schluck aus ihrem ebenfalls tropfenden Glas. Dann schloss sie die Augen, und ein geheimnisvolles, aber auch leicht ironisches Lächeln breitete sich langsam auf ihrem Gesicht aus.
    »Ich war früher einmal fest davon überzeugt, dass Harry ein Mann ohne Ehre sei«, bemerkte sie spöttisch, ohne ihre Augen aufzuschlagen. »Seit einiger Zeit beweist er mir jedoch immer wieder das Gegenteil. Ich frage mich, ob ich mir auch Sorgen machen muss.«
    Als sie das hörte, war Roxane davon überzeugt, dass Rose keinerlei Grund zur Besorgnis hatte.
    In der Abenddämmerung stellte sich Roxane neben Collier und betrachtete ihn verstohlen von der Seite. Er hatte

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