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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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und obwohl die Männer wegen des veränderten Ablaufs leise murrten, waren ihre Frauen hellauf begeistert und freuten sich auf die regelmäßigen Treffen. Sie waren angetan von Roxanes Aussehen, aber auch ein wenig verblüfft über ihre unbeirrbare Art, und versuchten, Treffen mit den begehrtesten Junggesellen im Bekanntenkreis ihrer Männer für Roxane zu arrangieren. Roxane lehnte jedes Angebot höflich ab, setzte sich jedoch bereitwillig Kritik und Neid aus, wenn sie die Einladungen von Ahmed Ali akzeptierte, um von ihm Farsi zu lernen. Seine erste Einladung war an einem Morgen von einem Bediensteten des Palastes förmlich bei ihr abgegeben worden. Von da an fuhr Roxane nach Vereinbarung jeden zweiten Tag um neun Uhr morgens mit Sera und der Ayah, die sie auf Wunsch ihres Vaters eingestellt hatte, in Begleitung eines Subalternoffiziers zu einem relativ kleinen Apartment im Palast. Dort verbrachte sie dann eine Stunde damit, die Sprache des Königshauses zu lernen.
    Ihre Tage und Abende waren so ausgefüllt, dass Roxane kaum Zeit hatte, an Collier Harrison zu denken, und wenn sie es doch einmal tat, dann lenkte sie ihre Gedanken rasch auf etwas anderes.
    In der dritten Juniwoche begann es heftig zu regnen. Der Monsun war gekommen. Roxane ging am frühen Morgen aus dem Haus und entdeckte, dass der seit Tagen weiß glühende Himmel, der die Hitze wie unter einer Kuppel staute, sich grau verfärbt hatte und das Land mit einem unheimlichen, silbergrauen Schleier überzog. Die Luftfeuchtigkeit war so unerträglich drückend, dass selbst die Vögel unbeweglich in den Bäumen saßen und ihre Schnäbel weit aufsperrten. Bei der geringsten Bewegung liefen Schweißströme über Roxanes Haut, so als hätte sie soeben ein Bad genommen. Am Abend zuvor hatte sie zwei Elefanten gesehen, die sich mit ihren empfindlichen Rüsselspitzen mit Sand beworfen hatten, um sich abzukühlen und die Fliegen zu verscheuchen, die sich in Schwärmen auf ihrer verrunzelten, haarlosen grauen Haut niederließen. Wie selbstverständlich dieses Bild mittlerweile für sie geworden war – es war beinahe so, als hätte sie in London einen Hund, eine Katze oder ein vor einen Wagen gespanntes Pony gesehen.
    Plötzlich zuckte ein blaugrüner Blitz von Osten nach Westen über den Himmel, gefolgt von einem Aufschrei einer der einheimischen Diener. Dann fielen die ersten Regentropfen, so groß wie Münzen und hart wie Stein, und schlugen Löcher in die vertrocknete Erde. Ein leichter Windstoß wirbelte den Staub in die Luft. Dann folgten weitere Tropfen. Es wurden immer mehr, bis sie laut dröhnend überallhin fielen – auf die Blätter, den Boden und die durstigen, welken Blüten – und sich dann in einem donnertosenden Schwall vom Dach ergossen.
    Roxane zuckte bei dem Lärm zusammen. Dann atmete sie den herrlichen Geruch von durchnässtem Staub ein. Sie streckte ihre Hand unter dem Dach der Veranda bis ins Freie und spürte, dass der Regen warm wie Badewasser war. Impulsiv und ohne zu zögern trat sie in den Schauer und wirbelte mit zum Himmel emporgereckten Armen in reiner, kindlicher Freude herum, während der Regen ihr das Haar, die Haut und die Kleidung durchtränkte. Von den Wegen im Garten und den Dachziegeln stieg Dampf auf. Der Koch und der Butler ihres Vaters erschienen auf der Veranda und starrten Roxane mit aufgerissenen Augen stumm an, bevor sie sich vorsichtig davonschlichen.
    Später rügte ihr Vater sie, weil sie die Diener verwirrt und verängstigt hatte und sich eher wie eine Heidin als wie eine anständige Engländerin verhalten hatte.
    »Eine junge Frau deines Alters sollte mehr Würde an den Tag legen«, mahnte er sie.
    »Wahrscheinlich hast du recht.« Roxane hielt den Blick starr auf die Socke gerichtet, die sie gerade sorgfältig stopfte. Sie hatte ihr tropfnasses Haar mit einem Handtuch abgetrocknet und gekämmt, und nun hing es ihr dicht und glänzend über ihren Rücken und weichte ihr trockenes Kleid auf.
    »Was hat dich nur dazu verleitet, so im Regen herumzuspringen?«
    »Es hat mir gutgetan. Mir war heiß, und der Regen fühlte sich herrlich an. Welchen besseren Grund könnte es dafür geben?«
    »Hast du dir nicht überlegt, wie das aussieht, oder was die Diener sich dabei denken würden?«
    »Nein, das habe ich wohl nicht«, gab Roxane zu und biss den Faden mit den Zähnen ab.
    »Ein solch impulsives Verhalten schickt sich nicht für eine junge Dame.«
    »Versuche jetzt nicht, mich wie ein Vater zu belehren«, entgegnete

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