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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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Tisch kam, legte er die Hand auf sein Glas und lehnte höflich ab.
    Roxane lächelte ihm über den Tisch hinweg zu. Er erwiderte ihren Blick mit einem Flackern in seinen Augen, das Roxane erröten und rasch zur Seite schauen ließ. Die junge Mrs Cambridge, die rechts von ihr saß, beugte sich vor und berührte leicht Roxanes Arm.
    »Unser neuer Captain scheint sehr angetan von Ihnen zu sein, Miss Sheffield.«
    »Glauben Sie, Mrs Cambridge?« Roxanes Antwort war so untypisch für sie, dass die andere Frau die Augenbrauen hob und ihrer Nachbarin etwas zuflüsterte.
    Nach dem Essen zogen sich die Männer auf die Veranda zurück, um Brandy zu trinken und Zigarren zu rauchen, während sich die Frauen im Haus beschäftigten. Sera durfte noch eine Weile bei ihnen bleiben und zeigen, welche Fortschritte sie am Klavier gemacht hatte. Nach diesem Zwischenspiel begann der eigentliche Höhepunkt des Abends in Form eines Kartenspiels mit hohen Einsätzen, nach dem ihr Vater geradezu süchtig schien. An den meisten Abenden, an denen dieses Kartenspiel gespielt wurde, gesellten sich einige der Damen zu ihren Ehemännern, entweder, um zuzusehen, oder, um selbst mitzuspielen. Zu Roxanes Erleichterung beschlossen an diesem Abend jedoch alle Frauen, lieber nach Hause zu fahren. Nachdem sie ihren Ehemännern viel Glück und gutes Urteilsvermögen gewünscht hatten, stiegen die Damen in eine Kutsche, die sie nacheinander an ihren Häusern absetzen würde.
    Als Sera zu Bett ging, beschloss Roxane, sich ausnahmsweise das Spiel anzusehen. Als Gastgeberin hatte sie bisher noch nie die Gelegenheit dazu gehabt, da sie sich bisher üblicherweise um die eine oder andere Dame gekümmert hatte, die nicht daran teilnehmen wollte. Außerdem war ihr Interesse nicht besonders groß. Jetzt gab ihr Wunsch, in Colliers Nähe zu sein, jedoch den Ausschlag, sich zu den Männern in den Salon zu setzen.
    In dem Raum hingen bereits dichte Rauchschwaden, die allerdings die Insekten fernhielten. Als Roxane sich leise hineinschlich, herrschte konzentriertes Schweigen, das nur vom gelegentlichen Klatschen einer Spielkarte auf die lackierte Tischplatte oder dem Paffen an einer Zigarre unterbrochen wurde. Sie ließ sich in einer Ecke auf einem Stuhl nieder und lehnte sich zurück.
    Plötzlich stießen die sieben Männer gemurmelte Ausrufe aus und warfen hölzerne Spielmarken auf die Mitte des Tischs. Roxane lächelte hinter vorgehaltener Hand über dieses merkwürdige Verhalten und beobachtete, wie es sich wiederholte, bis schließlich nur noch drei Männer am Spiel beteiligt waren, und einer von ihnen den anderen sein Blatt zeigte. Lieutenant Witmon hatte das Spiel anscheinend gewonnen, denn er schob die Chips alle zu sich heran und legte sie auf den Haufen vor sich. Jeder Offizier hatte ein Blatt Papier neben sich liegen, auf dem eine Liste geführt wurde; keiner von ihnen trug Bargeld bei sich, und so behielten sie den Überblick über ihre Gewinne und Verluste.
    Der Lieutenant sah auf, fing den Blick seines Gegenübers auf und folgte dessen Blick hinüber zu Roxane. Sie gab sich den Anschein, als habe die Aufmerksamkeit ihres Geliebten nichts mit ihr zu tun.
    »Miss Sheffield! Wie nett von Ihnen, sich zu uns zu gesellen. Bitte gehen Sie nicht weg, denn Sie scheinen mir Glück zu bringen.«
    »Was auf Captain Harrison nicht zutrifft«, stellte ihr Vater fest und mischte die Karten neu. »Das war das erste Spiel, das er verloren hat, seit wir angefangen haben.«
    »Ihre Tochter lenkt mich ein wenig ab, Colonel«, gab Collier zu und lächelte Roxane an. Der Lieutenant ließ seinen Blick zwischen Roxanes und Colliers Gesicht hin- und herwandern und begann zu lachen.
    »Ich möchte Sie warnen, Harrison. Wir alle – ich meine damit alle ledigen und wahrscheinlich auch ein paar verheiratete Männer – haben versucht, das Herz von Colonel Sheffields reizender Tochter zu erobern, aber sie lässt es nicht zu. Sie ist unerbittlich. Da Sie der neue Mann in unserem Camp sind, fühle ich mich deshalb verpflichtet, Sie zu warnen.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Collier gedehnt und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er nahm einen Chip zwischen Daumen und Zeigefinger und drehte ihn hin und her, während er Roxane betrachtete. Sie senkte den Kopf und widmete ihre Aufmerksamkeit einem Fussel auf ihrem Rock.
    Während einer knappen Stunde hatte Collier so viele Spiele verloren, wie er zuvor gewonnen hatte. Er stand auf und streckte sich.
    »Ich bin raus«, verkündete

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