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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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Und seit dem letzten Mal, als wir zusammen waren, ist noch nicht genügend Zeit vergangen, um es sicher zu beurteilen. Würde das denn irgendeinen Unterschied machen?«
    Er nickte und zuckte die Schultern.
    »Wie bei Rose und Harry«, meinte Roxane.
    »Ja, wie bei Rose und Harry. Woher weißt du das?«
    »Ich habe einen Brief von Unity erhalten.«
    »Und sie hat es erwähnt? Was für ein frühreifes Kind!«
    Roxane ließ sich wieder in seine Arme ziehen. Sie spürte das Gewicht seines Kinns auf ihrem Scheitel.
    »Ich liebe dich, Roxane.«
    »Ich weiß.«
    »Jedes Mal, wenn wir zusammen sind, läufst du Gefahr, schwanger zu werden. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass du die Mutter meiner Kinder wirst, aber ich werde es nicht zulassen, dass du das Stigma einer Schwangerschaft trägst, bevor du verheiratet bist. Ich weiß …« Er drückte ihr leicht seine Finger auf die Lippen, als sie antworten wollte. »Ich weiß, dass du dir nichts aus der Meinung anderer Leute machst, aber ich würde es deinetwegen tun. So wie ich die Sache sehe, haben wir zwei Möglichkeiten.«
    »Und die sind?«, wisperte Roxane und ließ ihre Hände über seine Brust gleiten. Mit einem Lächeln nahm sie wahr, wie seine Atemzüge sich veränderten. Er griff nach ihren Handgelenken und hielt sie fest.
    »Eine davon wird nicht funktionieren, wenn du so weitermachst«, erklärte er seufzend. »Es wäre Abstinenz, bis mein Antrag bewilligt wird.«
    »Und wie lange dauert das normalerweise?«, wollte Roxane wissen und faltete ihre Hände sittsam vor seiner aufgeknöpften Uniformjacke.
    »Länger, als wir wahrscheinlich zu warten fähig sind, mein Liebling.«
    Roxane atmete tief ein, legte seine Hände auf das Geländer und trat einige Schritte zurück.
    »Und wenn ich Abstand halte?«
    Er sah sie lange an. In seinen dunklen Augen tanzten winzige Lichtpunkte. Sie spürte, wie ihr unter seinem abschätzenden Blick warm wurde. Schließlich schüttelte er den Kopf.
    »Das wird nicht funktionieren«, meinte er. »Du und ich, wir können alles erreichen, was wir uns in den Kopf setzen; aber Indien wird uns bezwingen, das Indien, das ich liebe, wenn auch niemals so sehr wie dich. Es wird uns die gemeinsame Zeit stehlen, nach der wir uns so sehr sehnen. Wenn es einmal losgeht, werde ich nicht sagen können, wann wir uns wiedersehen. Wenn alles korrekt gehandhabt wird, dann dauert es vielleicht nur ein paar Tage, aber wenn nicht …«
    Er ließ den Satz unvollendet. Roxane verschränkte die Hände hinter dem Rücken und ging langsam zu der Seite des Hauses, die keine Fenster besaß. Sie blieb stehen und starrte in den dunklen Garten. Er folgte ihr, machte aber keine Anstalten, sie zu berühren. Sie spürte seinen warmen Atem, der leicht nach Brandy roch, an ihrer Schulter.
    »Schick mich nicht fort, Collier«, bat sie leise. Er gab keine Antwort.
    »Das ist die zweite Möglichkeit, nicht wahr? Du willst mich heim nach England schicken, damit ich dort in Sicherheit bin.«
    Er schwieg immer noch.
    »Ich werde nicht gehen, Collier.«
    Er seufzte und lehnte sich gegen einen Pfosten. Dann zog er eine Zigarette hervor und zündete sie an. Der Schein der Flamme fiel auf sein Gesicht und zeigte in aller Deutlichkeit jede Falte, die sich in den Jahren unter der unbarmherzigen Sonne Indiens in seine Haut gebrannt hatte. Er schüttelte die Flamme aus und wischte die Asche von seinen feuchten Fingern.
    »Hast du einen anderen Vorschlag, Roxane?«, fragte er und blies Rauch über seinen Kopf. Rechts hinter ihm, in der am weitesten entfernten Ecke des Gartens, lag Cesyas Hütte, leer und dunkel. Roxane hatte geschwankt, ob sie sie niederreißen oder sie neu streichen und einige Wände herausnehmen lassen sollte. Dann wäre es eine Art Gartenlaube, wo sie und Sera lesen oder spielen könnten, sodass das Mädchen dieses Häuschen und damit seine Mutter in guter Erinnerung behalten würde.
    Roxane überquerte die Veranda und stellte sich so neben Collier, dass sie die Hütte nicht mehr sehen konnte, in der sie sich zum ersten Mal nahegekommen waren. Er hatte sich mit einem Bein gegen die Brüstung gestützt und die Hand auf seinen Oberschenkel gelegt. Sie streckte ihren Zeigefinger aus und legte ihn in seine Handfläche, und er schloss seine Finger darum.
    »Wir könnten morgen heiraten«, schlug sie leise vor. »Und bis das Militär dir die Einwilligung gibt, werden wir das für uns behalten. Sollte ein Kind entstehen, dann wird es keine Schande geben – weder für

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