Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
Vom Netzwerk:
verließen und auf dem Flur verschwanden. Claire bemerkte, daß sie den Türgriff so fest gepackt hielt, daß ihre Knöchel weiß hervortraten. Seans Foto und das lüsterne Gerede über den jungen Nick Fisher hatten sie auf den Geschmack gebracht, ihr Höschen war klamm. Sie war wütend auf sich selbst, daß sie so leicht erregbar war. Entschlossen strich sie sich den Rock gerade, dann trat sie aus der Kabine und ans Waschbecken, um die Hände zu waschen.
    Sie betrachtete ihr Bild im Spiegel. Die Frau, die sie sah, war unleugbar attraktiv. Niedlicher Pferdeschwanz, glatte Haut und dunkle Augen, die ihr ein leicht orientalisches Aussehen gaben. Der entschlossene Ausdruck ihres Mundes warnte ihre Mitmenschen davor, sie auf die leichte Schulter zu nehmen.
    Claire seufzte und plinkerte ein paarmal, um die Tränen zurückzudrängen. Erst drei Monate ohne Mann, und sie mußte sich gegen die Versuchung wehren, auf der Firmentoilette zu masturbieren! Bisher hatte sie sich nie für versext gehalten. Tatsächlich hatte sie geglaubt, daß ihre mangelnde Begeisterung im Schlafzimmer der wesentliche Grund dafür gewesen war, daß Sean sich eine andere gesucht hatte.
    Sie kämmte sich das Haar und erneuerte sorgfältig das Make-up, obwohl sie nicht wußte, warum sie sich diese Mühe gab, denn zu Hause wartete niemand auf sie.
    Es war dunkel und regnerisch, als Claire zum Parkplatz ging. Sie schlug den Kragen gegen den Nieselregen hoch und rannte zu ihrem Mercedes und wackelte leicht auf ihren Schuhen mit den hohen Absätzen. Sie
schaltete die Alarmanlage ab und ließ sich ins Lederpolster sinken.
    Sie drehte den Zündschlüssel. Der Motor stotterte, dann ging er aus. Sie drehte den Schlüssel wieder. Ein heiseres Husten, dann nichts mehr. Verdammt! Claire schlug mit der Hand aufs Lenkrad. Sie wartete eine Weile, ehe sie den Schlüssel ein drittes Mal drehte. Das Ergebnis war nicht anders.
    Sie kochte vor Frustration, stieg aus und öffnete die Motorhaube. Sie starrte auf die einzelnen Teile, während der Regen sie durchnäßte. Warum stand sie hier? Sie hatte sowieso keine Ahnung vom Innenleben eines Autos. Sie hob die Schultern und stieg wieder ins Auto. In ihrer Tasche suchte sie nach ihrem Handy.
    Die Nummer für Notfälle war besetzt. Es war für Claire kein Trost zu wissen, daß sie nicht die einzige war, die im Regen auf dem Trockenen saß, und wenn es an einem solchen Tag viele Notfälle gab, würde es Stunden dauern, bis jemand zu ihr kam. Sie gab die Nummer noch einmal ein. Diesmal hörte sie das Freizeichen. Ungeduldig klopfte sie mit den Fingerkuppen gegen das Lenkrad, während sie wartete, daß sich jemand meldete.
    In diesem Moment sah sie einen Mann aus der Tür kommen. Er schritt rasch zum Tor, wandte sich vom Regen ab und wollte gerade über den Parkplatz laufen, als er die hochstehende Haube von Claires Auto sah. Er zögerte, als müßte er noch überlegen, dann änderte er seine Richtung und lief zu ihrem Auto. Claire schickte einen Dank zum Himmel und drehte das Fenster hinunter.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte er.
    Claire hätte beinahe gelacht, als sie Nick Fisher erkannte. Von dem, was sie von den zwei Frauen in der
Toilette gehört hatte, war er es, der Hilfe benötigte. Sie zwang sich, in seine ernsten Augen zu schauen. »Ich versuche, den Automobilclub zu erreichen, aber ich habe kein Glück.«
    Nick wischte sich den Regen aus dem Gesicht. »Ich schaue es mir mal an, wenn Sie möchten. Wenn ich nichts finde, können Sie immer noch den Club anrufen.«
    »Ja, gern.« Claire beobachtete ihn, wie er sich über den Motor beugte. Er hatte eine leicht arrogante Art, die sie an Sean erinnerte. Aber der neue Mitarbeiter war nicht so groß wie Sean, und er hatte blaue statt grüne Augen, und er trug sein Haar auch viel kürzer. Trotzdem, mußte sie sich eingestehen, er war ein sehr, sehr scharfer Typ. Nach ein paar Minuten trat er ans Fenster.
    »Ich glaube, die Kerzen sind naß. Haben Sie etwas, womit ich sie trockenwischen kann?«
    Claire schüttelte den Kopf. Sie würde nie zulassen, daß sie das Innere ihres kostbaren Wagens mit herumliegenden Tüchern verunstaltete.
    »Auch egal«, sagte Nick und zuckte kurz mit den Schultern. »Ich wische sie mit meinem Ärmel trocken.« Er duckte sich wieder unter die Motorhaube.
    Dann kam Claire ein Gedankenblitz. Sie beugte sich und schlängelte sich aus ihrem Höschen, bis sie es über die Knie ziehen und dann über die Füße streifen konnte. Sie klopfte ans Fenster,

Weitere Kostenlose Bücher