Palast der Suende - Roman
recht ungewöhnlich sein.«
»In welcher Weise?«
»Nun, wie soll ich mich ausdrücken? Also, einige seiner Gäste sind Exhibitionisten, und es kann geschehen, daß sie ein wenig aus dem Ruder laufen.« Er küßte sie wieder. Seine Augen waren ernst. »Ich wünschte, wir bräuchten nicht hinzugehen. Es wird unsere letzte gemeinsame Nacht sein.«
Das stimmte. Claire hatte die Flüge für sich und Cherry für Sonntag mittag gebucht. Obwohl sie Stuart darauf hingewiesen hatte, daß sie sich erst seit einer knappen Woche kannten, mußte sie sich eingestehen, daß er ihr in der kurzen Zeit schon unter die Haut gegangen war. Es war schwierig, sich vorzustellen, ihn nicht mehr zu sehen.
»Warum gehen wir dann zur Party?«
»Wir müssen. Vittorios Einladungen sind weniger Einladungen als Verpflichtungen. Er hat ausdrücklich gesagt, daß er dich – uns – auf seiner Party sehen will.«
Sie biß sich auf die Lippe, sagte aber nichts.
»Du magst ihn nicht sehr, nicht wahr?«
»Nicht sehr, nein.«
»Vergiß ihn.« Seine Finger streichelten über die Innenseiten ihrer Schenkel. »Genießen wir die Zeit, die wir noch haben.«
Als er sich auf sie legte, bewunderte Claire seine Fähigkeit, sich so schnell zu erholen. Er war schon wieder hart. Seufzend öffnete sie sich für ihn.
Später, als sie den langen Flur zu ihrem Zimmer entlangging, blieb sie vor der Tür der Freundin stehen. Unten fiel kein Lichtstreifen durch, deshalb wollte sie schon weiter gehen, aber dann hörte sie gedämpfte Laute aus dem Zimmer. Wenn es sich nach Liebesgeräuschen angehört hätte, wäre Claire weiter gegangen. Aber es waren keine Liebesgeräusche, es klang leiser, sanfter. Sie klopfte an die Tür.
»Cherry? Ist alles in Ordnung?«
Sie erhielt keine Antwort, aber sie hörte schlurfende Schritte auf dem Teppich. und dann schwang die Tür auf.
»Wieso sitzt du im Dunkeln?« fragte Claire und drückte die Nachttischlampe an. Sie schaute zur Freundin, und dann entfuhr ihr ein mitleidiges »Oh.«
Cherrys schönes Gesicht war tränenüberströmt, die Augenlider waren geschwollen und blinzelten in den Lichtschein.
»Was ist geschehen?«
»Oh, Claire, ich fühle mich schrecklich. Alles ist schief gelaufen.« Sie schniefte in ein Papiertaschentuch und setzte sich aufs Bett. »Ich habe mit Quaid und Harper Schluß gemacht.«
»Mit beiden?«
Sie nickte. »Ich konnte so nicht weiterleben. Ich meine, sie beide zu hintergehen. Und dann habe ich gedacht, wenn ich beide nicht haben kann, und ich mich nicht für einen entscheiden kann, sind wir alle besser dran, wenn ich einfach von der Bildfläche verschwinde.«
»Das war tapfer.«
»Meinst du wirklich? Im Moment glaube ich eher, daß es die dümmste Sache war, die ich tun konnte.«
»Wie haben sie es aufgenommen?«
»Es ist mir schwergefallen, es ihnen zu sagen. Ich hab’s am Telefon gesagt. Quaid wollte wissen warum, während Harper … nun, Harper wurde ganz still.« Sie weinte wieder in ihr Taschentuch, warf es weg und nahm ein neues. »Ich habe nie gewußt, daß ich mich so elend fühlen kann.«
»Was hast du Quaid gesagt?«
»Irgendeinen Schwachsinn, daß ich mich noch nicht fest binden will, und daß die Affäre mir zu ernst geworden ist. Es ist die größte Lüge meines Lebens.« Ihr Gesicht brach wieder ein, und neue Tränen quollen aus ihren Augen.
Claire nahm Cherry in die Arme. »Du hast es richtig gemacht, mein Mädchen. Und am Sonntag müßtest du sowieso Goodbye zu ihnen sagen. Stell dir mal vor, wie es gewesen wäre, wenn sie dich beide zum Flughafen begleitet hätten.«
»Das wäre besser gewesen... Jetzt wird keiner von beiden da sein«, schluchzte sie.
»Ja, aber du brauchst nur noch morgen und Samstag zu überstehen. Du wirst das schon schaffen.«
»Was ist mit der Party? Sie gehen beide hin. Ich habe ihnen gestern die Einladungen gegeben.«
»Darüber würde ich mir keine Gedanken machen, ehrlich. Es sind bestimmt viele Leute da, und außerdem werden sie dich mit der Maske gar nicht erkennen.« Claire hielt Cherry ein wenig von sich und betrachtete ihr Gesicht. »Oder möchtest du lieber nicht zur Party gehen?«
»Bist du verrückt? Ich habe doch nicht den Job übernommen, um jetzt die Party sausen zu lassen. Außerdem hat das Kleid ein Vermögen gekostet. Keine zehn wilden Pferde würden mich von der Party fernhalten können.«
Claire wischte mit dem Daumenballen ein bißchen verschmiertes Mascara unter den Augen weg.
»Das hört sich doch schon besser
Weitere Kostenlose Bücher