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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Smith
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an, mein Mädchen.«
    »Was ist mit dir?« fragte Cherry schnüffelnd. »Wie hat Stuart die Neuigkeit aufgenommen, daß du morgen abend mit Sean zum Essen gehst?«
    »Zuerst war es ihm arg, aber dann habe ich ihm versichert, daß es für Sean und mich keine Chance mehr gibt, und das hat ihn getröstet.«
    »Hat er dir denn geglaubt?«
    »Natürlich hat er mir geglaubt, warum sollte er denn nicht?« Claire wich Cherrys Blick aus. »Nach dem, was Sean mir angetan hat, würde ich eher mit einem Alligator ringen. als mich noch einmal mit Sean einzulassen.«

Vierzehntes Kapitel
    Sean lächelte. Seine Zähne glänzten im Kerzenschein. »Wie du sehen kannst, brauchten sie nur einen Stich zu nähen«, sagte er und bewegte seine Augenbraue auf und ab, was so lustig aussah, daß Claire lachen mußte. Sie setzte sich auf dem Stuhl zurück und seufzte glücklich. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so gut gegessen hatte. Sie hatten mit einem italienischen antipasto begonnen; gebackene Auberginen, rote Paprika, Artischocken und geräucherten Thunfisch, und das alles hatten sie in einem roten Corvo ertränkt. Linguini mit Meeresfrüchten folgten, und schließlich eine unanständig große Portion Cassata.
    Das Restaurant war klein, alles spielte sich auf minimalem Raum ab. Auf den Tischen lagen schlichte rotweiß karierte Decken. Der Kellner hätte Pinocchios Vater sein können, dachte Claire, und er ließ keine Gelegenheit aus, Claire anzulächeln.
    »Du siehst aus wie die Katze, nachdem sie die Milch aufgeleckt hat«, sagte Sean.
    Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. »Gut möglich. Ich fühle mich wie abgefüllt.«
    »Möchtest du einen Digestif?«
    »Lieber nicht. Ich glaube, ich habe genug getrunken.«
    »Unsinn.« Er schenkte ihr den Rest aus der Flasche ein.
    »Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, du willst mich betrunken machen.«
    »Und wenn es so wäre? Es wäre nicht das erste Mal.« Er sah sie mit einem warmen Lächeln an.

    Sie nickte ernst. »Ich hoffe, du führst nichts Arges im Schilde.«
    »Auch das wäre nicht das erste Mal.«
    Ihre Blicken trafen sich, dann lachte sie. »Du bist immer noch so verdammt selbstsicher.«
    Er schüttelte den Kopf, auch ernst geworden. »Nein, überhaupt nicht. Ich weiß nicht einmal, wovon du sprichst.« Aber in seinen Augen blitzte jetzt der Schalk.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß du mich zurück ins Hotel bringst.«
    Er verzog enttäuscht das Gesicht, winkte aber dem Kellner. »Dein Wunsch ist mir Befehl.«
    Als der Kellner Seans Karte zurückbrachte, lehnte er sich über die beiden. »Es ist vielleicht besser, wenn Sie noch nicht gehen, Signore. Es regnet heftig.«
    Claire schaute aus dem Fenster und fand die Aussage des Kellners bestätigt. Der Regen klatschte auf das Kopfsteinpflaster und sprang von dort noch einmal hoch. »Ich habe keinen Mantel mitgenommen«, klagte sie.
    »Ich auch nicht«, sagte Sean fröhlich. »Es sieht so aus, als wäre das Schicksal gegen uns. Wir müssen zusammenbleiben, bis sich der Regen gelegt hat.«
    Sie sah ihn stirnrunzelnd an. Sie wußte, wenn sie zu lange in Seans Gesellschaft blieb, lief sie Gefahr, etwas zu tun, was sie später bereuen würde.
    »Möchten Sie gefahren werden, Signora?«
    Claire drehte sich um und sah einen Mann hinter ihnen an der Theke stehen. Er trug das traditionelle weiße Hemd und die schwarzen pantaloni eines Gondoliere. Der Mann sah, daß Claire noch zögerte, deshalb fügte er hinzu: »Meine Gondel hat eine Kabine.«
    Das gab den Ausschlag. »Ja, bitte.«

    Sean stöhnte. »Du bist verrückt. Na, gut, lassen wir uns auf ein Abenteuer im Regen ein, wenn du es unbedingt haben willst.«
    Sie schauten dem Gondelführer von der Eingangstür des Restaurants zu, wie er die Gondel heranholte, dann liefen sie durch den Regen hinunter. Sie stiegen ein, lachten und keuchten und standen auf unsicheren Beinen, während der Regen auf sie prasselte, als stünden sie unter einer kräftigen Dusche.
    Die winzige Kabine war mit Liegekissen ausgestattet, sie sahen bequem aus, aber alles fühlte sich naß-kalt an.
    Sean strich sich über die Haare und streifte das Wasser ab. »Das ist ein typischer venezianischer Guß. Erinnerst du dich noch an das Feuerwerk, das wir während unserer Flitterwochen gesehen haben? Es ging in einen Regen über, in dem wir fast ertrunken wären.« Die Gondel legte vom Kai ab, und die Bewegung warf Sean und Claire gegeneinander. Er nutzte die Gelegenheit, behielt seine

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