Palazzo der Liebe
einzugehen.
„J…ja, danke, sehr angenehm“, stammelte sie und ärgerte sich über ihre Unbeholfenheit.
Draußen führte er sie zu einem offenen weißen Sportwagen, verstaute ihr Gepäck im Kofferraum und half Sophia beim Einsteigen, bevor er sich selbst hinter das Steuer setzte. Als er sich zu ihr beugte, um ihr beim Anschnallen zu helfen, streifte sein kräftiger Arm ihre Hüfte, was sie erneut erröten ließ.
Ich muss endlich aufhören, mich bei jeder zufälligen Berührung wie ein albernes Schulmädchen aufzuführen, sagte Sophia sich streng und versuchte betont cool und gelassen zu wirken.
Stephen musterte sie mit einem aufmerksamen Seitenblick. „Du wirkst etwas erhitzt.“
„Das bin ich auch“, gab Sophia offen zu. „Die ungewohnte Sonne …“
„Lass mich“, bat er, als sie versuchte, ihre Jacke auszuziehen.
„Danke“, murmelte sie wenig später und schnallte sich erneut an. „Du hast zwar die Hitzewelle erwähnt, aber dass es so heiß ist, habe ich mir beim besten Willen nicht vorstel len können.“
„Magst du Wärme nicht, Sophia?“
„Im Gegenteil! Ich liebe sie.“
Stephen startete den Motor. „Das ist gut, denn wie es aussieht, wird sie noch eine ganze Weile anhalten.“
Sobald sie fuhren, kühlte der Fahrtwind ihre heiße Wangen, was Sophia nicht nur belebte, sondern auch ihr inneres Gleichgewicht stabilisierte.
Stephen lenkte den schnittigen Wagen äußerst souverän durch den dichten Verkehr. Und Sophia lehnte sich entspannt in den bequemen Ledersitz zurück und warf ihm unter gesenkten Wimpern verstohlene Seitenblicke zu. Die gebräunten Hände mit den langen Fingern und den akkurat gestutzten Nägeln wirkten sehr zuverlässig und vertrauenerweckend.
Insgeheim fragte sich Sophia, wie sie sich wohl auf ihrer nackten Haut anfühlten. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, drehte Stephen plötzlich den Kopf und lächelte sie an. Für den Bruchteil einer Sekunde versanken ihre Blicke ineinander, dann wandte er sich wieder der Straße zu.
„Gleich fahren wir durch Mestre“, kündigte er an.
Neugierig schaute Sophia sich die malerische Umgebung an und konnte es kaum fassen, dass sie ihrem Traumziel Venedig so nah war. Wieder schien Stephen ihre Gedanken zu lesen.
„Den ersten Blick auf Venedig sollte man unbedingt von der Lagune aus erleben. Von dort hat man den eindrucksvollsten Ausblick. Ich befürchte nur, dass ich aus geschäftlichen Gründen nicht auf den Wagen verzichten kann.“
„Ich dachte, in Venedig dürfen keine Autos fahren.“
„Das stimmt, wir kommen nicht weiter als bis zur Piazzale Roma, auf der anderen Seite des Damms. Dort gibt es eine Großgarage, und weiter fährt man mit dem Boot. Wir müssten den Damm, oder besser die Ponte della Liberta, in weniger als einer Minute erreichen.“
„Wie lang ist dieser Damm?“, fragte Sophia.
„Dreieinhalb Kilometer und an einigen Stellen ziemlich breit. Neben der Straße verlaufen noch Eisenbahnschienen … und da wären wir auch schon!“, verkündete er stolz.
Während sie in der scheinbar endlosen Autoschlange über den belebten Damm fuhren und sie auf der linken Seite ein Zug überholte, reckte Sophia den Hals und hielt vergeblich Ausschau nach dem romantischen Venedig ihrer Träume.
„Sei jetzt bitte nicht enttäuscht“, bat Stephen, der ihr Schweigen absolut richtig interpretierte. „Dies ist die irdi sche Seite von Venedig. Den himmlischen Teil zeige ich dir später.“
„Dann kennst du die Stadt gut?“
„Oh, ja, ich bin im Palazzo della Fortuna zur Welt gekommen und habe die ersten sieben Jahre meines Lebens hier verbracht. Ich wäre auch sehr gern in Venedig geblieben, aber als mein Großvater starb und meinem Vater das Familienunternehmen vermachte, entschieden sich meine Eltern, in die USA überzusiedeln.“
Begierig, mehr über ihn zu erfahren, legte Sophia sich einige Fragen zurecht, die allerdings warten mussten, da sie inzwischen das Ende des Damms erreichten.
„Rechts siehst du den Parkplatz für Touristen, und dies hier ist die Piazzale Roma“, erklärte ihr Reiseführer. Er hielt vor einem schmucklosen Block, in dem sich wahrscheinlich die erwähnten Privatgaragen befanden. Und als sie nach Tasche und Jacke griff, stieg er elegant aus dem Sportflitzer, um ihr die Beifahrertür zu öffnen.
Nachdem er das Gepäck aus dem Kofferraum geholt hatte, erschien ein uniformierter Parkwächter und tippte respektvoll mit der behandschuhten Hand an die Mütze. Stephen nickte knapp und
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