Palazzo der Liebe
gearbeitet!“, unterbrach er sie und legte einen Finger unter ihr Kinn. „Sieh mich an und verrate mir, woran du gedacht hast. Ich möchte wissen, was diesen speziellen Ausdruck auf dein Gesicht gezaubert hat.“
„Was für einen Ausdruck?“
Statt zu antworten, beugte er sich vor und küsste sie so zärtlich auf den Mund, dass Sophia bereitwillig die Augen schloss und sehr schnell dahinschmolz. Nur widerwillig hob sie die Lider und kehrte in die Realität zurück, als der Kuss endete.
„Siehst du? Genau diesen Ausdruck meine ich!“, lachte Stephen und drehte Sophia an den Schultern herum, sodass sie beide in dem vergoldeten Barockspiegel über dem Kamin zu sehen waren.
Stumm schaute sie zunächst auf den breitschultrigen blonden Mann mit dem strahlenden Lächeln und dem Blick eines Eroberers in den schönen grauen Augen, dann auf die dunkelhaarige Frau, die ihm knapp bis zum Kinn reichte. In Ihren grünen Augen lag ein verträumter Blick, und ihr Gesicht schien vor Liebe zu leuchten.
Erst jetzt erkannte Sophia, was jedem Beobachter dieses Bildes förmlich ins Auge springen musste: Während der Gesichtsausdruck des Mannes nur Triumph über seine Eroberung widerspiegelte, konnte die Frau ihre Liebe für ihn nicht verbergen. Als sie ihre tiefsten Empfindungen so schonungslos aufgedeckt sah, fühlte Sophia sich plötzlich unbehaglich und sehr verletzlich.
Stephen legte von hinten die Arme um ihre Taille und zog sie fest an sich. „Findest du nicht, du siehst …“
„Wenn du mich fragst, sehe ich einfach aus wie jemand, der seinen Arbeitsurlaub genießt“, unterbrach sie ihn in burschikosem Ton und machte sich mit einem Ruck frei. „Wie steht’s mit deiner Einladung zum Lunch? Ich sterbe fast vor Hunger“, behauptete sie und ging Richtung Tür.
Stephen schaute ihr einen Augenblick nachdenklich hinterher. „Hast du auf etwas Besonderes Appetit?“, fragte er dann nüchtern.
„Seit ich in Italien bin, suchen mich Halluzinationen von Spaghetti Bolognese heim“, kam es wie aus der Pistole geschossen zurück.
Jetzt lachte er ehrlich amüsiert. „Dann weiß ich das perfekte Restaurant. Giorgio macht die besten Spaghetti Bolognese von ganz Venedig. Vorher nehmen wir einen Drink in Harry’s Bar. Glücklicherweise liegen die beiden Lokale nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Bevor wir gehen, zeige ich dir aber noch schnell, wie du den Alarm wieder einstellst.“
Bereitwillig kehrte Sophia an seine Seite zurück und sah genau zu, wie Stephen den Bilderschrank abschloss und sicherte.
„Begleitet uns die Marchesa eigentlich zum Lunch?“, fragte sie wie beiläufig, als sie die breite Marmortreppe hinuntergingen.
Daraufhin musterte Stephen sie aufmerksam von der Seite. „Nein, sie hat den Palazzo vor wenigen Minuten verlassen und wird mit Giovanni Longheni zu Mittag essen. Er ist eine alte Flamme von ihr und für ein paar Tage aus den USA hier. Ein netter aufmerksamer Kerl, und inzwischen ungeheuer wohlhabend. Er hat vorhin angerufen, um ihr auszurichten, dass er aufgehalten wurde und sich um eine halbe Stunde verspätet.“
Da ihm Sophias Erleichterung nach dieser Auskunft nicht entging, wurde sein Blick noch prüfender.
„Als Gina mir vorhin erklärte, eure Bekanntschaft erneuern zu wollen, kamen mir Bedenken, dass sie es möglicherweise wieder an der gebotenen Höflichkeit fehlen lassen könnte“, formulierte er vorsichtig, bekam aber keine Antwort auf seine indirekte Frage.
„Also gut …“, seufzte er ergeben. „ Wie unmöglich hat sie sich dieses Mal benommen?“
„Kein bisschen“, log Sophia dreist.
„Ha!“
Innerlich wappnete Sophia sich gegen weitere unbequeme Fragen, aber glücklicherweise ließ Stephen das Thema auf sich beruhen.
8. KAPITEL
„Hast du etwas dagegen, wenn ich noch schnell meine Tasche hole?“, fragte Sophia unten in der Halle.
„Natürlich nicht. Ach, ehe ich es vergesse … heute ist es noch heißer als gestern, deshalb solltest du lieber ein Sonnenschutzmittel auftragen und deine Sonnenbrille mitnehmen, falls vorhanden.“
„Ja, ich habe eine eingepackt.“
Stephen lächelte und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Vernünftig wie immer.“
Er wartete im Wohnzimmer, bis Sophia, sorgfältig eingecremt und mit ihrer Brille in der Hand, wiederkam. Seine Sonnenbrille steckte in der Hemdtasche.
„Möchtest du trotz der Hitze laufen, oder sollen wir das Motorboot nehmen?“
„Die Hitze stört mich absolut nicht, und in meinen flachen Sandalen kann
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