Palazzo der Liebe
zwanzig, als ich noch schrecklich grün hinter den Ohren war. Beide Frauen sahen zweifellos wunderschön aus, nur reicht das leider nicht. Ich suchte Wärme, Natürlichkeit und Integrität. Doch Roz erwies sich als kalt und oberflächlich, und Helen war zwar sehr leidenschaftlich, aber auch genauso unaufrichtig. Sie schwor mir ewige Liebe und wollte mich in Wahrheit nur heiraten, um den Mann unterstützen zu können, den sie wirklich liebte.“
Während er von seinen Verflossenen sprach, nahm Stephens Miene einen wachsamen Ausdruck an.
„Danach habe ich meine Heiratspläne erst einmal auf Eis gelegt“, fuhr er in flapsigem Ton fort. „Und obwohl ich nicht gerade als Mönch lebe, vermeide ich jede engere Beziehung und konzentriere mich lieber auf meine Arbeit.“ Sein jungenhaftes Lächeln vertrieb den angespannten Gesichtsausdruck. Dann fuhr er fort: „Nach knapp einem Jahrzehnt habe ich mich fast wieder mit dem anderen Geschlecht versöhnt. Und immerhin konnte ich das Firmenvermögen der Haviland Holding durch die erzwungene Askese annähernd verdoppeln.“ Zufrieden lehnte er sich auf der Couch zurück und trank einen Schluck Brandy. „Doch langsam denke ich darüber nach, meinen Lebensstil zu verändern. Inzwischen erlaubt mir meine Stellung in der Firma, das Arbeitspensum ein gutes Stück zurückzuschrauben und mir ein Heim einzurichten, in dem ich so viel Zeit mit Frau und Kindern verbringen kann, wie ich möchte.“
Sophia freute sich zwar darüber, dass er so offen mit ihr über seine Pläne für die Zukunft sprach, spürte jedoch einen feinen Stich im Herzen.
„Dann willst du also tatsächlich irgendwann heiraten und Kinder haben?“
„Aber ja, selbstverständlich!“
„Weil du es willst oder weil du es für deine Pflicht hältst?“ Die Worte rutschten ihr heraus, bevor sie sie zurückhalten konnte.
„Du meinst, weil ich einen Erben zeugen muss?“
Verlegen senkte sie den Kopf. „Tut mir leid … Ich wollte nicht …“
Stephen lachte. „Wenn ich heirate, dann allein aus Liebe und ganz bestimmt nicht aus Pflicht.“
„Hmm … und hast du schon jemand Speziellen im Auge?“
Lieber Himmel! War sie denn völlig übergeschnappt?
„Ja“, entgegnete er ohne zu zögern. „Und ich hoffe, dass ich sie schon sehr bald zu meiner Frau machen kann. Ich bin jetzt dreißig und wünsche mir Kinder, solange ich mich noch jung genug dazu fühle.“
Wie auf das Fallbeil der Guillotine wartete Sophia angespannt auf den Namen seiner zukünftigen Braut, doch Stephen sagte nichts mehr.
Aber wer, außer der Marchesa kam schon infrage?
Sophia fühlte sich plötzlich völlig leer – wie ausgelöscht.
Alles schien zu passen.
„Was ist mit dir?“, fragte Stephen.
„Ich bin nur müde“, log sie.
„Kein Wunder, nach so einem Tag. Wir waren immerhin stundenlang in einer Gluthitze unterwegs.“ Er stand auf, nahm ihre Hände und zog Sophia hoch. „Lass uns zu Bett gehen.“
Sie sah das Glitzern in seinen Augen und entzog ihm ihre Finger mit einem heftigen Ruck.
„Ich will nicht mit dir ins Bett gehen!“
„Keine Angst, cara, wenn du zu müde für aufregenden Sex bist, darfst du einfach friedlich in meine Arme gekuschelt schlafen …“
Dieses verlockende Angebot trieb Sophia völlig überraschend Tränen in die Augen. „Ich will nicht in deinen Armen schlafen! Ich will das Bett überhaupt nicht mit dir teilen!“, stieß sie gepresst hervor. „Und schon gar nicht will ich mich von dir ausnutzen lassen!“
Durch ihren Tränenschleier hindurch sah sie, wie Stephen zusammenzuckte, als habe sie ihn geschlagen. Als es unmittelbar danach an der Tür klopfte, fuhren beide zusammen.
„Ja, was gibt’s?“, fragte Stephen kurz angebunden.
Die Tür ging auf, und Rosa betrat sichtlich widerstrebend den Raum. „Tut mir leid, Sie stören zu müssen, Signor Stefano, aber Roberto möchte Sie unbedingt sprechen.“
„Kann das nicht bis morgen warten?“
Die Haushälterin warf ihm einen eindringlichen Blick zu. „Ich befürchte nein.“
„Gut, ich komme sofort.“
Rosa nickte und zog sich zurück.
Stephen seufzte, hielt Sophias Gesicht und küsste sie leicht auf den Mund. „Ich weiß zwar nicht, was dich plötzlich beunruhigt, cara, aber das klären wir, sobald ich wieder da bin.“ Ein prüfender Blick, noch ein Kuss, und er verschwand.
Voller Schmerz und Wut über Stephens Dickfelligkeit und ihre eigene Empfindlichkeit ballte Sophia die Hände zu Fäusten und starrte auf die geschlossene
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