Palazzo der Lüste
verschwundene Ding. Die ganze Stadt ist voller Büttel deswegen. Überall schnüffeln sie rum und stören die Geschäfte. Wenn sie bloß wieder auftaucht, damit das ein Ende hat. Ist Capelli sich zu fein, selbst zu kommen?«
Der Greis sprach so leise, dass Cecilia ihn kaum verstand. Klar war aber, dass er der Fürst einer Bande von Beutelschneidern war, da mussten ihm diese polizeilichen Aktivitäten natürlich ungelegen kommen.
»Was wissen Sie darüber?«
»Nichts. Die Venezianer haben mit der Sache nichts zu tun. Sonst hätte ich davon erfahren, und das Mädchen wäre schon wieder im Schoß ihrer Familie. Das kannst du deinem Signore Hochhinaus sagen.«
»Er wurde verhaftet und in die Bleikammern gebracht.«
»Das ist schlecht.«
Sie müssen ihm helfen, Signore Rotta.«
»Das geht mich nichts an.«
»Sie müssen«, bettelte sie. »Er hat mir Ihren Namen genannt, wenn ich Hilfe brauche.«
Der Alte lachte auf und tarnte es als einen Hustenanfall, der seinen ganzen Körper schüttelte. »Wer im Loch sitzt, ist für sich selbst verantwortlich.«
»Finden Sie Lucrezia Trebiso. Das hilft ihm am meisten.«
»Das hilft auch mir am meisten, aber danach sind wir quitt, das kannst du ihm sagen.« Er verabschiedete sie mit einer eleganten Handbewegung, wie es auch ein Patrizier hätte tun können. An dem Alten war mehr dran, als es auf den ersten Blick schien.
Kapitel 14
Eine Woche war seit Nicolòs Verhaftung vergangen und in der Casa Capelli war weder eine Nachricht von Zorza noch von Polo Rotta eingegangen. Donna Sofia hatte die meiste Zeit auf einem Ruhesofa in ihrem Salon verbracht. Mit einem Riechfläschchen in Reichweite hatte sie sich einer Krankheit namens Vapeurs hingegeben und gleichzeitig nach Cecilias Gesellschaft verlangt. Die Krankheit schien im Wesentlichen damit einherzugehen, dass der Kranke ständiger Betreuung bedurfte, andere Symptome hatte Cecilia nicht entdecken können. Widerstrebend hatte sie dem Drängen nachgegeben und dabei gedacht, dass Lucrezias Spur kälter und kälter wurde.
Gerade war sie wieder auf dem Weg zur Kranken, um sich deren Klagen anzuhören, als Nicolòs Kammerdiener auf sie zutrat und sich steif verbeugte. Auf einem Silbertablett trug er einen Brief.
»Signora, eine Nachricht von Signore Capelli.«
»Von Nicolò.« Sie riss den Brief aus seinen Händen und erbrach das Siegel gleich auf dem Flur. Der Diener betrachtete sie mit einem milden Lächeln. Seine Neugier, etwas über seinen Herrn zu erfahren, war mindestens so groß wie ihre, aber er war zu gut geschult, um es zu zeigen.
Sie überflog die ersten Zeilen. »Es geht ihm gut, den Umständen entsprechend. Er hat eine Zelle für sich allein, ein Bett und bekommt ausreichend zu essen. Es ist heiß, aber auszuhalten.«
»Bessere Nachrichten konnten wir unter den gegebenen Umständen nicht erwarten, Signora.«
»Sicher nicht.« Cecilia wäre es lieber gewesen, er hätte von seiner bevorstehenden Freilassung berichtet. Sie zwang sich zu einem ermutigenden Lächeln. »Sagen Sie es den anderen.«
Danach eilte sie mit dem Brief in ihren eigenen Salon, um die Zeilen zu lesen, die nur für sie bestimmt waren.
Cara Cecilia, hatte er als Anrede geschrieben – Worte, die ihr Herz höher schlagen ließen. Dann kam, was sie Piroll vorgelesen hatte, anschließend ließ er sich in eleganten Redewendungen darüber aus, hoffentlich bald freigelassen zu werden; gleichzeitig riet er aber, seine Mutter möge den Notar der Familie aufsuchen, um die Angelegenheiten der Familie zu regeln, falls er länger Zwangsgast des Dogen bleiben müsse. Zwischen all den geschliffenen Worten las sie seinen verzweifelten Wunsch nach Freiheit heraus.
Tränen stürzten beim Lesen aus ihren Augen, und sie fühlte seine Einsamkeit und Verzweiflung in jeder Zeile stärker werden. Am Ende des Briefes bat er darum, ihm Kleidung, Wäsche, Bettdecken, einige Kosmetikartikel und Bücher zu schicken, und verabschiedete sich mit zärtlichen Worten von ihr.
Sie setzte sich sofort an ihren zierlichen Schreibtisch, um einen Antwortbrief zu verfassen. Sie wollte ihm Mut machen, und versprach alles Menschenmögliche für seine Freilassung zu tun, schrieb von den Bemühungen Raimondo Zorzas und versprach ihren baldigen Besuch – sobald sie die Erlaubnis dazu erhalten würde. Selbstverständlich würde sie ihm alles schicken, was er erbat, und was seine Bewacher zuließen.
Nachdem sie ihren Brief
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