Palazzo der Lüste
Sofia allein im Salon zurück.«
»Sie haben in der jungen Trebiso eine Freundin gefunden«, sagte Donna Sofia über ihren Fächer hinweg.
»Ich glaube auch.« Cecilia amüsierte sich immer noch über deren Beschreibung ihrer Gefangenschaft.
»Da Sie in so nachsichtiger Laune sind, verraten Sie mir doch, was sich zwischen Ihnen und meinem schlimmen Sohn abgespielt hat.«
Cecilia fühlte eine verräterische Röte in ihre Wangen steigen. »Nichts hat sich getan.«
»Oh, nicht so förmlich. Ihr beide glüht geradezu, und er kann seinen Blick nicht von Ihnen wenden. Das habe ich bei ihm noch nie erlebt.«
»Es ist wirklich nichts.« Cecilia wusste kaum, wohin sie ihren Blick richten sollte.
Donna Sofia wirkte, als würde sie sich nur für die neueste Mode und den neuesten Klatsch interessieren, dabei bekam sie mehr mit, als wahrscheinlich selbst ihr Sohn glaubte.
»Ich weiß doch, was ich sehe, und wenn Sie und Nicolò mir etwas sagen wollen, ich habe immer ein offenes Ohr – und meinen Segen habt Ihr.«
Damit trippelte sie aus dem Salon und ließ eine total verdutzte Cecilia zurück.
Kapitel 18
Nicolò schrieb Cecilia eigens eine Einladung zu dieser einen ganz besonderen Nacht, mit der sie ihre Wettschuld bezahlen sollte. Er schrieb auf goldgerändertem Büttenpapier in seiner eleganten Handschrift, dass er sich die Ehre gebe, sie gegen elf Uhr zum Nachtmahl in sein privates Kabinett zu bitten. Schon bei dem Gedanken, was er für sie und sich geplant hatte, schoss die Kraft in seine Lenden. Er lachte selbst darüber, wie sehr diese Frau sein Denken beherrschte. Was war aus seinen Zielen geworden, ein Leben nur nach seinen eigenen Wünschen zu leben?
Er faltete das Blatt und siegelte mit einer Oblate. Anschließend klingelte er nach seinem Kammerdiener und trug ihm auf, Cecilia den Brief zu bringen und ihm dem Koch zu schicken, damit er ihm letzte Anweisungen bezüglich des Essens geben konnte. Er hatte höchstpersönlich eine Abfolge anregender Speisen zusammengestellt und wollte nun dafür Sorge tragen, dass auch alles zu seiner Zufriedenheit ausgeführt wurde.
Während er auf den Koch wartete, öffnete Cecilia in ihrem Schlafzimmer die Einladung. Die Wettschuld! Sie lächelte, als sie die Worte las und presste danach das Papier an ihre Brust, als wäre es ein kostbares Schmuckstück.
Kabinett, das Wort ließ Cecilia einen Schauer der Vorfreude durch den Leib rieseln. Damit war entweder der Raum mit den beiden Nischen oder aber der mit dem Altar in der Mitte gemeint. Jedenfalls war es ein unschuldiger Name angesichts des Bizarren, das dort stattfand. Sie fühlte Blut in ihre Wangen steigen. Eine Mischung aus Furcht und Vorfreude bemächtigte sich ihrer. Bestimmt hatte er ein anregendes Programm geplant.
Sie legte die Einladung zu den anderen in eine Schublade ihres zierlichen Damenschreibtisches. Kurz berührte sie dabei diejenige von Meister Tiepolos, die sie beinahe versäumt hätte. Das Unglaubliche war geschehen, und ihre Freundin aus Studientagen hatte recht behalten mit ihrer Beobachtung zweihundertfünfzig Jahre später. Von Meister Tiepolos Geschenk wanderten ihre Gedanken wieder zurück zu Nicolò.
Heute Nacht also! Was sollte sie anziehen, stellte sie sich die Frage aller Frauen im Angesicht einer Einladung. Kamen noch weitere Gäste? Sie las die Zeilen noch einmal, konnte aber keinen Hinweis darauf entdecken. Nein, heute würde er sie für sich allein haben wollen, und am besten trug sie ein einfaches Kleid – eines, das sich leicht ausziehen ließ.
Schließlich entschied sie sich für ein graublaues Kleid aus Seidentaft mit weißen Spitzen an Ärmeln und Ausschnitt. Es hatte einen einfachen Rock ohne Rüschen und konnte mit nur einem Unterrock getragen werden. Das Oberteil wurde mit vier Knöpfen geschlossen – nur vier Knöpfe würden Nicolò von seinen Wünschen trennen. Das Haar hatte sie sich von Gianna hochstecken lassen, ein paar Locken ringelten sich um ihre Schultern, sie trug außerdem noch eine weiße Kamelienblüte im Haar, die einen zarten Duft verströmte. Zuletzt band sie sich das Halsband um den Hals und erstickte Giannas Protest im Keim.
»Ich möchte für Signore Capelli den Stein tragen.«
»Der Stein ist hübsch«, gab die Zofe zu, »aber das Halsband dazu ist so grob, nicht einmal ein Hündchen wollte so ein Band tragen. Ich kann den Stein an einem Samtband befestigen.«
Sie drehte sich sofort um und begann in
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