Palazzo der Lüste
Fächer hinweg an.
Das gewagte Bild auf der Seide entlockte ihm einen anerkennenden Blick.
»Kätzchen. Wenn Sie endlich Ihr Mahl beendet haben, könnten Sie dem einsamen Mann an Ihrer Seite Aufmerksamkeit schenken?«
»Wem?« Cecilia sah sich suchend um, bevor sie sich mit aufreizender Langsamkeit eine weitere Erdbeere in den Mund schob. Sie kaute sorgfältig und ließ Nicolò keine Sekunde auf den Augen.
»Dieses Weib.« In gespielter Verzweiflung verdrehte er die Augen, räumte dann aber die Schale mit den Erdbeeren und auch alles andere Essbare entschlossen aus ihrer Reichweite. »Sie werden sonst noch ein rundliches Kätzchen.«
»Dann ist es Ihre Schuld.
»Das will ich nicht auf mich laden.«
»Was befiehlt mein Gebieter?« Cecilia faltete die Hände im Schoß und schlug sittsam die Augen nieder. Sie verspürte Hunger, aber nicht länger auf Erdbeeren.
»Kommen Sie.« Er zog sie hinter sich her zu dem Schrank, von dem sie sich schon beim ersten Besuch gefragt hatte, was er für Spielzeug enthalten mochte.
Sie sollte es gleich erfahren, denn Nicolò holte die Sachen hervor, in denen er sie einst im Wald aufgelesen hatte. Er hatte sie also die ganze Zeit aufbewahrt.
»Ich möchte, dass Sie das tragen, Cara.«
Cecilia strich mit einem Finger über das Lederkorsett. Es fühlte sich kühl und weich an, die Kerzen spiegelten sich in der glänzenden Oberfläche. Die Sachen erinnerten sie an Stefano. Ob es eine gute Idee war, sie für Nicolò zu tragen? Er verstand ihr Zögern falsch.
»Ich befehle es!« Er sprach leise, aber deshalb nicht weniger eindringlich.
Cecilia zuckte zusammen. Sie fühlte sich, als hätte er sie geschlagen. Sie musste gehorchen.
»Sie müssen mir helfen mit diesem Kleid.«
Er machte sich daran, die vier Knöpfe zu öffnen. »Wie viele Männer in Venedig beneiden mich um dieses Vorrecht?« Sanft schob er den Stoff von ihren Schultern. Makellos weiße Haut kam zum Vorschein. Er öffnete die Bänder ihrer Röcke, und diese fielen zu Boden. Zum Entsetzen ihrer Zofe hatte Cecilia auf ein Korsett verzichtet und stand in Hemd und Strümpfen vor ihm.
Der Ausschnitt des Hemdes war weit genug, dass er es ihr über die Schultern nach unten schieben konnte. Dabei vermied er es sorgfältig, einen Blick auf ihre alabasterfarbene Haut zu werfen. Er fürchtete, der Anblick könnte ihn seine Beherrschung vergessen lassen, und den Plan stören. Zuletzt kniete er vor ihr nieder, um die Strumpfbänder zu lösen. Die Seide raschelte leise, als er sie ihr von den Beinen strich.
Cecilia stand nackt vor ihm, und er konnte sich den Blick auf ihren Leib nicht länger versagen. Scharf sog er die Luft ein, als hätte er diese wunderschöne Frau nicht schon mehrfach unbekleidet gesehen. Es war jedes Mal eine Offenbarung.
»Ein Anblick wie Diana, die ihrem Bade entsteigt«, flüsterte er.
»Nur dass ich aus meinem Kleid und nicht aus dem Bad gestiegen bin.« Cecilia hob eine Hand, um ihm über die Wange zu streichen, aber er wich ihr aus. Er wollte sein Verlangen steigern, indem er sich den Genuss ihrer Berührung versagte.
Wie er wünschte. Sie griff nach dem schwarzen Lederkorsett, das über der Lehne eines Stuhls lag, und schlüpfte hinein. Nicolò half ihr, die Schnallen vorne zu schließen. Behutsam zog er eine nach der anderen fest. Cecilia stand schwer atmend vor ihm.
Anschließend streifte sie sich vorsichtig die Netzstrümpfe über und befestigte sie an den am Korsett angebrachten Strapsen. Danach schlüpfte sie in die zu engen Schuhe. Für ihn nahm sie es auf sich. Es fiel ihr schwer, auf den hohen, spitzen Absätzen zu stehen, nachdem sie sich wochenlang an die in der Mode des Rokokos zwar hohen, aber breiten Absätze gewöhnt hatte. Seine helfende Hand stützte sie. Zum Schluss legte sie noch die Armmanschetten und das Halsband an.
Stolz und frei stand sie vor Nicolò und versuchte nicht wie beim ersten Mal, ihre Blößen zu bedecken.
»Maestro, was wünschen Sie von mir?«
»Sie sehen wundervoll aus, aber noch schöner wären Sie mit offenem Haar.«Er griff nach ihren Locken und entfernte bedächtig alle Haarnadeln. Eine Flechte nach der anderen fiel auf ihren Rücken wie weiche Seide. Er gestattete sich das Vergnügen, mit beiden Händen durch die rote Pracht zu fahren.
»Perfekt«, lobte er.
Sie wartete, was er ihr nun befehlen würde. Vielleicht ihn zu entkleiden.
»Maestro.«
»Sie sind nicht
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