Palazzo der Lüste
einer Schatulle nach dem passenden Band zu suchen. Die Schoßhunde der vornehmen Damen trugen Halsbänder aus Rehleder oder solche aus Brokatstoffen, besetzt mit Perlen und Diamanten; ein Lederhalsband aus dem SM-Reptertoire würde ihren zarten Hals beleidigen. Cecilia hatte mehr als einmal solche Schoßhündchen gesehen, und jedes Mal war ihr der Vergleich mit einer Ratte in den Sinn gekommen.
»Ich werde den Stein so tragen, wie er ist«, sagte sie mit fester Stimme, die keinen Widerspruch zuließ.
Wortlos drückte ihr Gianna einen Fächer in die Hand, auf dem Helena in die Arme ihres Paris sank. Cecilia klappte ihn auf und drehte sich probehalber.
»Sie sehen wunderschön aus, Signora. Wie eine Prinzessin aus einem Märchen.«
»Was du nicht sagst.«
»Doch, doch.« Gianna kniete sich vor ihre Herrin und glättete noch ein letztes Mal den Rock.
»Ich brauche dich heute Abend nicht mehr. Gute Nacht«, sagte sie im Hinausgehen.
Erwartungsvoll stieg Cecilia in den Keller hinunter. Der Flur war nur von wenigen Kerzen erhellt. Im ersten Kellergeschoss waren alle Türen verschlossen. Also weiter hinunter in die Verliese. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals.
Die Tür zum Altarzimmer war nur angelehnt. Durch den Spalt drang Kerzenschein auf den Flur. Cecilia stieß die Tür auf. Der Raum wurde von mehreren Kandelabern auf Tisch und Anrichte erhellt, in Wandhaltern brannten ebenfalls Kerzen. Der Steinaltar beherrschte wieder den Raum. Der größere der beiden Kartentische war für zwei Personen festlich gedeckt.
Nicolò war bereits da, ganz in Schwarz gekleidet. Das einzig Helle an ihm war sein blondes Haar, das er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, auf Puder und Perücke hatte er verzichtet. Er saß bequem zurückgelehnt in einem Sessel. In einer Hand hielt er ein Glas Wein und betrachtete die rote funkelnde Flüssigkeit. Bei ihrem Eintritt schaute er auf.
»Cecilia, Belissima.« Er erhob sich und neigte sich höflich über ihre Hand. Seine Augen leuchteten dabei erwartungsvoll.
»Ihre Schülerin ist zur Stelle.« Sie knickste vor ihm.
»Ab heute keine Schülerin mehr, eine Meisterin. Aber zunächst lassen Sie uns essen.« Er zog sie neben sich auf den Sessel, der zwei schlanken Personen bequem Platz bot.
Der Tisch verschwand förmlich unter den Köstlichkeiten, die er geordert hatte. Es gab Pasteten, Wachteln und junge Hühnchen in verschiedenen Saucen gekocht, Rinderfilet, eine am Spieß gebratene Lammkeule mit einer Kruste aus frischen Kräutern, noch mehr Saucen in zugedeckten Schüsseln, Brot, Kuchen, Gelees, eine Käseplatte, einen Obstkorb – alles in allem waren es bestimmt mehr als zehn Gerichte und so viel, dass es für mehr als ein Dutzend Personen gereicht hätte.
Es war kein Diener anwesend, und sie mussten sich selbst vorlegen. Nicolò füllte ihr von allem ein paar Bissen auf einen Teller.
»Wer soll das alles essen?«, lachte sie hilflos und verlegen, angesichts der großen Menge und der köstlichen Gerüche, die von den Schüsseln und Platten aufstiegen.
»Sie werden Ihre Kraft noch brauchen.«
»So viel Kraft.« Mit ihrer Gabel deutete sie auf den Tisch. Er griff nach ihrer Hand und lenkte die Gabel mit dem aufgespießten Stück Wachtelbrust in seinen Mund. Schelmisch kaute er.
»Sie Pirat. So schnell gebe ich nicht auf.« Sie lenkte nun ihrerseits seine Gabel zu ihrem Mund.
Sie vergnügten sich damit, sich gegenseitig die leckersten Bissen wegzuschnappen. Nachdem sie sich auch über die Süßspeisen und den Käse hergemacht hatten, lehnte sich Cecilia im Sessel zurück.
»Ich bekomme keinen Bissen mehr herunter.«
»Wirklich keinen mehr?« Er schwenkte eine Erdbeere vor ihrem Mund.
Sie biss zu. »Das geht immer noch.«
»Und das auch?« Der Erdbeere ließ er seinen Finger folgen. Sacht strich er über ihre Lippen.
»So ein Bissen auch.« Sie umfing seine Fingerkuppe und begann zart zu saugen.
Es war nur ein Finger, aber es war auch ein Vorgeschmack dessen, was ihr die Nacht bringen würde, ihr Körper reagierte.
Auch für Nicolò war es ein Vorgeschmack auf das Kommende. Er tastete nach ihrer Zunge und begann ein Spiel mit ihr.
»Amante, das ist natürlich nicht alles, was ich für diese Nacht geplant habe.«
»Nicht?« Cecilia ließ seinen Finger los. »Ich wüsste kaum etwas, das meine Sinne noch mehr anheizen könnte, Maestro.« Dabei lächelte sie ihn über den aufgeklappten
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