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Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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Hintern schmerzte, als hätte ihn jemand mit einer Peitsche bearbeitet. Das Gefühl war so real, sie konnte einfach nicht mehr schlafen. Was immer ihr passiert war, sie musste sich dem stellen, und sie tat es besser gleich. Vielleicht war ein Unglück geschehen, und Stefano hatte sie aus dem Haus schaffen müssen. Genau – Stefano – auf einmal wussten sie seinen Namen wieder. Vielleicht war ein Feuer ausgebrochen?
     
Es gab kein Feuer, Stefano war auch nicht da – sie war allein auf einer kleinen Waldlichtung. Eichen und Buchen beschirmten sie mit ihren Zweigen, sie lag auf langfedrigem Gras, in dem kleine, gelbe Blumen blühten. Außer dem Summen von Insekten und dem Lied der Vögel war nichts zu hören. Sie entdeckte nichts, was auf die Anwesenheit von Menschen hindeutete.
     
Eine kalte Hand griff nach ihrem Herz. Cecilia mochte Wälder, aber sie mochte nicht ganz allein mitten in einem sein.
     
»Stefano!«, rief sie. »Stefano!«
     
Niemand antwortete ihr, nur das bei ihren Rufen kurz unterbrochene Vogelgezwitscher setzte wieder ein. Es klang spöttisch in ihren Ohren. Bestimmt war sie in eine Folge der »Camera Nascondita« hineingeraten, gleich würde ein lachendes Kamerateam hinter einem Busch hervorspringen, der Moderator würde ihr ein Mikrofon vor das Gesicht halten und sie fragen, wie ihr alles gefallen habe. Danach würde Stefano kommen und sie in den Arm nehmen.
     
Niemand kam, nur ein großer Käfer kroch durch das Gras an ihr vorbei.
     
»Stefano! Stefano!« Cecilia rief so laut sie konnte. Sie bekam allmählich wirklich Angst. Wenn das kein Streich war …
     
Mühsam kam sie auf die Füße. Sie trug ihr unbekannte schwarze High Heels, deren Absätze im weichen Waldboden versanken, und die sehr eng waren.
     
Ein Reiter kam auf die Lichtung galoppiert, hart zügelte er sein Pferd. Der Schimmel stieg kurz auf die Hinterhand, bevor er schnaubend und stampfend zum Stehen kam. Stefano war gekommen, ihr Herz flog ihm entgegen – aber er hatte sich kostümiert. Sein Gesicht lag im Schatten eines breitkrempigen Hutes, der mit einer grau gefärbten Feder geschmückt war; er trug einen braunen Rock mit cremefarbenen Aufschlägen und einer Vielzahl silbern glänzender Knöpfe, Kniebundhosen und Schnallenstiefel. Er sah aus, als wäre er direkt von einem Kostümfest gekommen.
     
Sie wollte auf ihn zulaufen, stolperte aber mit ihren unpraktischen Schuhen.
     
»Signora, Sie haben mich gerufen.« Stefano hatte eine weiche Stimme bekommen, nasal und überheblich, als gäbe es nicht viel in diesem Leben, was ihn überraschen konnte.
     
Sie starrte ihn an. Er musste es sein, aber er hatte auf einmal etwas Fremdes an sich. Als wäre der Maestro Stefano nicht nur eine Rolle für ihre leidenschaftlichen Stunden, sondern sein Leben.
     
»Madonna mia, Signora.« Er riss sich den Hut vom Kopf und verneigte sich spöttisch in ihre Richtung.
     
Es war nicht Stefano. Der Mann war jünger und blond – er war so hell und geheimnisvoll wie Stefano dunkel und geheimnisvoll gewesen war – und er starrte sie schamlos an. Cecilia sah an sich herunter. Außer den hochhackigen Schuhen trug sie ein Korsett, Netzstrümpfe und Armstulpen statt der üblichen Jeans und einem T-Shirt – sie war barbusig und ihre Schamgegend unbedeckt. In einer verzweifelten Geste schob sie einen Arm über ihre Brüste, und mit der anderen Hand bedeckte sie das haarige Dreieck zwischen ihren Beinen.
     
»Signora.« Der Fremde sprang elegant von seinem Pferd.
     
Cecilia wich vor ihm zurück, stolperte wieder und verfluchte innerlich die hohen Absätze. Es gelang ihr nicht, die Schuhe von den Füßen zu schleudern, jetzt rächte sich, dass sie ihr eine Nummer zu klein waren. Das fiel ihr plötzlich ein.
     
»Was Sie da so unzureichend zu bedecken suchen, habe ich hunderte Male gesehen, aber was Sie nicht verbergen, bei allen Heiligen, sah ich noch nie.«
     
Sie wich weiter vor ihm zurück. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wenn es eine Folge der »Camera Nascondita« war, wäre es an der Zeit, der Sache ein Ende zu machen und sie von der Gegenwart dieses unheimlichen Fremden mit den grauen Augen – Stefanos Augen, das fiel ihr jetzt auf – zu befreien.
     
»Stefano«, rief sie.
     
Er berichtigte sie. »Nicolò, wenn Sie erlauben.«
     
»Stefano.«
     
»Signora, wen Sie rufen, ist mir ein Rätsel, aber offenbar ist er nicht da. Nebenbei bemerkt, ich kenne niemanden dieses Namens.«
     
Seine Worte klangen geschliffen,

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