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Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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noch nie eines gebraucht. »So viele werde ich nie im Leben tragen können.«
     
Sie ließ sich dann aber von den Stoffmustern und den Zeichnungen gefangen nehmen. Den Rest des Vormittags verbrachten die Frauen äußerst vergnügt auf sehr weibliche Weise, und am Ende waren für Cecilia tatsächlich fünf Kleider mit Stolen und Fächern, ein Dutzend Strümpfe, Hemden und Unterröcke in Auftrag gegeben. Nicolòs Mutter hatte sich auch in zwei Schnitte verliebt und nicht widerstehen können
     
Über Geld wurde nicht gesprochen. Cecilia wagte es auch nicht, nach den Preisen zu fragen.
     
Die Schneiderin verabschiedete sich jedenfalls hochzufrieden und versprach: »Ich werde die ersten Kleider in drei Tagen liefern.«
     
Donna Sofia ließ sich auf ein Ruhesofa sinken und legte die Beine hoch. »Sie werden wunderschön in den neuen Kleidern aussehen. Mein schlimmer Sohn wird sich an Ihnen nicht sattsehen können.«
     
»Er wird wegen der Kosten wütend auf mich sein.«
     
»Ach was. Er hätte die Schneiderin nicht bestellt, hätte er kein Geld ausgeben wollen.«
     
»Was wird es etwa kosten?« Cecilia konnte die Frage nicht länger zurückhalten.
     
»Wen interessiert das, wenn sich alle Männer nach Ihnen verzehren werden. Ich werde gut auf Sie aufpassen müssen, damit Sie sich nicht in den Falschen verlieben. Also, wie soll er sein?«
     
Ich habe mich schon in den Falschen verliebt, dachte Cecilia. Es gelang ihr aber eine fröhliche Miene beizubehalten und leichthin zu sagen: »Reich wie Krösus und schön wie Adonis.«
     
»So ist es recht.«
     
Über den Besuch der Schneiderin hatte sie ganz und gar den Besuch Eduardo Capellis vergessen und sagte Nicolò nichts davon.

Kapitel 8
Die Zungenspitze schaute zwischen Cecilias Lippen hervor, als sie einen Faden kreuzweise um einen fest zusammen gerollten Stoffstreifen band. Das Gebilde war etwa so dick wie ihr Zeigefinger und vielleicht drei Zentimeter lang. Nachdem sie die letzten Fadenenden verknotet hatte, legte sie es neben sich auf einen Tisch und betrachtete es mit gerunzelter Stirn. Es war etwas krumm und hatte nur entfernte Ähnlichkeit mit dem, was sie aus ihrer Zeit kannte. Es sollte ein Tampon werden.
     
In ihrer Zeit würde in wenigen Tagen ihre Monatsblutung einsetzen, hatte Cecilia sich ausgerechnet, und darauf wollte sie vorbereitet sein. Es kam natürlich nicht in Frage, Nicolò oder seine Mutter zu fragen, was die Damen des Rokokos für diesen Fall benutzten – ihr leiser Verdacht war, dass sie sich krank zu Bett legten. Ihr Zofe Gianna hatte sie auch nicht fragen wollen, und deshalb war sie auf die Idee verfallen, sich Tampons selbst zu basteln.
     
Was da vor ihr auf dem Tisch lag und wie ein deformiertes Würstchen aussah, war das Beste, was sie seit dem Frühstück hinbekommen hatte, und das war jetzt annähernd zwei Stunden her. Es war unerwartet schwierig gewesen, einen Stoffstreifen so fest zusammenzuwickeln, dass er einerseits noch weich genug war, um Blut aufzusaugen und andererseits so viele Lagen Stoff hatte, um eine gehörige Menge aufzunehmen. Jetzt musste sie nur noch das Rückholbändchen anbringen.
     
»Donna Cecilia, ich wollte Sie fragen …«
     
Sie fuhr herum, ergriff dabei den Tampon vom Tisch und verbarg die Hand, die ihn hielt, in den Falten ihres Rockes. Nicolò Capelli stand bereits mitten in ihrem Salon. Sie funkelte ihn an. »Müssen Sie sich anschleichen wie ein Dieb in der Nacht?«
     
»Ich habe an der Tür gekratzt, aber Sie waren zu beschäftigt, um mich zu hören. Was machen Sie denn da?« Neugierig kam er näher.
     
Sie wühlte die Hand tiefer in ihren Rock. »Nichts.«
     
»Was für ein Nichts verbergen Sie vor mir?« Er zog die Augenbrauen zusammen und im Zusammenspiel mit der gepuderten Perücke auf seinem Haupt gab ihm das ein strenges Aussehen, als wollte er gleich eine Rute hinter seinem Rücken hervorziehen und ihr auf die Finger schlagen.
     
Cecilia schwankte zwischen Scham und Amüsement. Ersteres behielt die Oberhand, er durfte auf keinen Fall erfahren, was sie versucht hatte, sonst würde er sich über sie lustig machen.
     
»Wenn Sie etwas zu nähen haben, Piccolina, geben Sie es Gianna. Sie ist Ihre Zofe, und das gehört zu ihren Aufgaben.«
     
»Nein! Das muss ich selbst machen. Das – das geht nicht anders.«
     
»Madonna mia, Sie werden rot.«
     
Im selben Moment fühlte Cecilia, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. In ihrer Kehle bildete sich ein Kloß. Er sollte gehen und sie in

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