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Palazzo der Lüste

Palazzo der Lüste

Titel: Palazzo der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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Ohr. Sein warmer Atem streichelte ihren Hals. Er schlang seine Arme fester um ihre Mitte und zog sie auf seine Knie. «Hm, Sie riechen so gut und schmecken noch besser.«
     
Sie lehnte sich an ihn. Er brauchte sie nur zu berühren und ihr süße Worte ins Ohr zu flüstern, schon spielten ihre Hormone verrückt, und sie konnte nur noch an das eine denken. Fest schmiegte sie sich an ihn und genoss seine Küsse. Vom Canal Grande drangen die gotteslästerlichen Flüche mehrerer Schiffer herauf, deren Boote beinahe zusammengestoßen wären. Das ließ Cecilia aus ihrer Versunkenheit erwachen.
     
»Nicolò, bitte nicht jetzt. Wir müssen …« Ja, was mussten sie eigentlich? »Wir müssen besprechen, was wir tun können. Die Situation ist ernst. Wenn diese beiden Männer wiederkommen, werden sie Sie verhaften und …« Der Gedanke war zu schrecklich. »Ich könnte das nicht ertragen«, quetschte sie heraus.
     
»Ich poche im Allgemeinen nicht auf meinen Rang als Patrizier. Leute meines Standes werden nicht aufgrund eines lächerlichen Handschuhs verhaftet.« Er gab ihr einen abschließenden Kuss und lockerte seine Umarmung. Sie war zu aufgeregt, um seinem Werben die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.
     
»Nicolò.« Sie lehnte den Kopf an seine Schulter.
     
»Piccolina, ich habe alles getan, was möglich ist.« Und um sie zu beruhigen, fügte er noch hinzu: »Sollte ich trotzdem verhaftet werden, können Sie Hilfe bei Polo Rotta finden im ‚Sonnolento Fagiano‘. Das ist eine Osterìa am Campo San Ternità in der Nähe des Arsenals.«
     
»Und da können …«
     
Stellen Sie mir keine Fragen mehr.« Er gab ihr einen leichten Klaps auf den Po, und sie rutschte von seinen Knien.
     
*** Zwei Tage, nachdem die Polizisten in der Casa Capelli gewesen waren, machte Cecilia mit Nicolòs Mutter Morgenbesuche. Den ersten von etwa zwanzig Minuten Dauer hatten sie bereits hinter sich. Gerade waren sie in der Gondel auf dem Weg zum nächsten Besuch. Cecilia hatte ihren Sonnenschirm aufgespannt und fächelte sich Luft zu. Ihr gegenüber saß Sofia mit den gleichen Utensilien in den Händen.
     
»Ich glaube ja, dass der französische Gesandte ein Auge auf Cristina Arnaldo geworfen hat, was ein großes Glück für sie wäre«, sagte die Heiratsstifterin im Plauderton.
     
Sie hatten gerade die Casa Arnaldo besucht, und der Gesandte war ebenfalls dort gewesen. Er hatte Cristina umgarnt, und sie hatte ihn über ihren geöffneten Fächer hinweg keck angesehen.
     
»Er ist doch viel älter als sie«, warf Cecilia ein.
     
»Sie wird ihm Widerstand entgegensetzen, aber letztendlich wird sie ihn heiraten, denn sie ist ein flatterhaftes Ding, und ein älterer Mann ist gerade richtig für sie. Bei Ihnen war es doch auch nicht anders, als Sie nach Alexandria gegangen sind.«
     
»Das war anders.« Cecilia hörte nur mit halbem Ohr hin. Die Heiratsabsichten eines unbekannten Franzosen interessierten sie nicht im Mindesten.
     
»Können wir einen Besuch bei den Trebisos machen?«, fragte sie auf einmal. Die Plauderei Sofias hatte sie auf die Idee gebracht.
     
»Warum denn, meine Liebe? Ich bin mit den Leuten kaum bekannt.«
     
»Weil – weil sie allen Beistand verdient haben, den man ihnen geben kann.«
     
»Ach, das sind die mit der Tochter.« Donna Sofia klapperte mit den Augen. »Ich habe die Leute nicht mehr als zweimal gesehen und kaum mit ihnen gesprochen. Wir sollten nicht hinfahren. Wenn sie die Bekanntschaft vertiefen wollen, wäre es an ihnen, einen Besuch bei mir zu machen.« Sie schüttelte entschieden den Kopf.
     
»Bitte, ich bin mit der Tochter bekannt«, sagte Cecilia in heldenhafter Verkennung der Tatsache, dass sie auf diese Bekanntschaft keinen Wert legte.
     
»Das ändert nichts.«
     
»Seien Sie nicht so streng. Bitte.« Sie verlegte sich aufs Betteln.
     
Die Capelli San Benedetto waren angesehener als die Trebisos aus Dorsoduro. Deshalb war es an ihnen, einen Besuch zu machen, wenn sie die Bekanntschaft vertiefen wollten. Aber Cecilia wollte ihre Ermittlungen aufnehmen und als erstes mit den Angehörigen des Opfers sprechen, so wie sie es auf der Polizeischule gelernt hatte.
     
»Ich komme mir schäbig vor, wenn wir es nicht tun.«
     
Nicolòs Mutter klappte den Fächer zu. »Wenn es Sie glücklich macht.«
     
»Sie sind so gut zu mir, Donna Sofia.«
     
*** Die Casa Trebiso lag nicht am Canal Grande, sondern am Rio Malpago. Sie war drei Stockwerke hoch, aber sehr schmal. Der Putz war stellenweise

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