Palazzo der Lüste
ist längst nicht mehr so jung und unschuldig wie sie aussieht. Sie hat in ihrem Leben mit Sicherheit mehr Männer gehabt, als ich mir vorstellen kann.«
Die geflüsterten Worte beruhigten sie nicht vollständig. »Wir können doch nicht gegen ihren Willen … Marchese …«
»Wir tun nichts gegen ihren Willen. Die beiden wissen genau, was auf sie zukommen wird, und sie werden genauso viel Spaß haben wie hoffentlich jeder der Anwesenden. Vertrauen Sie mir, und lernen Sie, was wahre Libertinage bedeutet.«
Der beruhigende Ton seiner Stimme verfehlte seine Wirkung nicht. Wenn die Damen extra bestellt waren, konnte sie sich entspannen.
Die beiden hatten ihre Runde im Zimmer beendet, und Tereza ließ sich willig in die Zimmermitte zu dem Altar führen.
»Meine junge Freundin Tereza ist begierig zu erfahren, was wahrer Schmerz bedeutet. Welcher der Herren will es ihr zeigen?« Madame deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf die junge Frau, die wie eine arme Sünderin neben ihr stand.
An winzigen Anzeichen ihres Körpers, den leicht geöffneten Lippen und den Fingern der linken Hand, die verstohlen über die Innenseite ihres Oberschenkels strichen oder einen kecken Blick, den sie unter gesenkten Lidern in die Runde warf, erkannte Cecilia, dass sie tatsächlich das genaue Gegenteil einer armen Unschuld – und alles nur ein Spiel war.
»Wahre Lust der Frau liegt in der Unterwerfung des Weibes unter die Herrschaft des Mannes«, dozierte der Vicomte Giorgio. Er stand auf und schlenderte zu der Wand, an der die Peitschen hingen. Dabei gönnte er Tereza keinen Blick und vermied auch jede Berührung mit ihr. Er wählte eine kurze Peitsche, die in mehreren Riemen endete.
Die neunschwänzige Katze.
Tereza spielte ihre Rolle perfekt. Sie folgte jeder seiner Bewegungen mit weit aufgerissenen Augen.
»Sie soll sich hinlegen!« Der Vicomte gab den Befehl mit harter Stimme. Dabei deutete er mit Peitsche auf den Bock.
Tereza ließ sich darauf nieder, Arme und Beine streckte sie von sich. Giorgio nahm Lederriemen und fesselte damit die Hände und Füße Terezas an die Ringe.
Madame ließ die Hundeleine los und zog sich an die Wand neben das Regal zurück.
Giorgio zog die Riemen fest, währenddessen servierte Madame Getränke. Der Wein perlte erfrischend durch Cecilias Kehle. Vicomte Giorgio stürzte sein Glas in einem Zug hinunter und ließ es auf den Boden fallen.
»Der Schlag muss in einem genau berechneten Winkel erfolgen, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen«, begann er wieder mit seinen Erklärungen. »Er muss stark genug sein, dass das Weib den Schmerz spürt, darf aber nicht zu stark sein, damit das Vergnügen nicht zu schnell zu Ende ist.
Was er gerade erklärte, führte er durch. Geschickt ließ er mehrere Schläge auf Terezas Hinterteil niedersausen. Noch trug sie das dünne Gewand, das die Wucht milderte.
Cecilia lehnte sich zurück. Sie konnte den Blick nicht von dem Geschehen in der Mitte des Raumes wenden. Es blieb nicht ohne Wirkung auf sie. Bisher war sie immer nur selbst gefesselt und gezüchtigt worden und hatte nie gesehen, welch erregenden Anblick das bot. Nie hatte sie die Wirkung auf Nicolò wirklich erkennen können. Jetzt beobachtete sie seine entspannte Körperhaltung. Mit gespreizten Beinen lümmelte er im Sessel, in der einen Hand ein Glas Wein, der andere Arm lag immer noch um ihre Taille. Unter gesenkten Augenlidern hervor ließ er sich keinen Augenblick des Geschehens entgehen.
Tereza keuchte bei jedem Schlag auf, und die anderen Zuschauer ließen sich ebenso wenig etwas von der Darbietung entgehen wie der Marchese. Der Duca hatte Paolo auf seinen Schoß gezogen und streichelte ihn zwischen den Beinen. Giorgio war unverkennbar erregt, seine Wangen waren gerötet, und die Augen blitzten. Er stand breitbeinig neben dem Bock, die Neunschwänzige zischte durch die Luft und legte sich beinahe liebevoll über Terezas Hintern.
»Ich kenne eine Donna O, ein junges Mädchen zum Malen schön. Ihre Haut ist frisch wie die Blätter einer Rose, und sie ist so unschuldig, wie man es sich nur vorstellen kann«, sagte Madame auf einmal.
Ihre Stimme war ebenfalls geschult. In jüngeren Jahren war sie bestimmt auch eine Schauspielerin oder Sängerin gewesen, bevor das Alter ihrer Karriere ein Ende setzte, und sie zur Kupplerin wurde, dachte Cecilia und hatte recht mit ihren Gedanken.
»Ich kann mir so eine liebliche Unschuld
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