Palazzo der Lüste
P.«
Der Duca brachte nur noch mäßiges Interesse für seinen Vetter im Titel auf, er widmete sich ganz Paolos Körperformen. Seine Finger hatten den Weg unter dessen Hemd gefunden.
Cecilia fühlte, dass die Geschichte ihrem Höhepunkt entgegenstrebte. Wie würde die Liebe zwischen der jungen Dame und ihrem Baron ausgehen, und würde der Duca noch eine finstere Rolle spielen? Sie sollten sich bekommen und ihre reine Liebe ewig währen. Nicolò verstand es wirklich wie kein zweiter, die Leidenschaft seiner Gäste durch Gegensätze anzuheizen.
Er tauschte jetzt mit Alvise die Plätze. Dieser zog Cecilia auf seinen Schoß und streifte ihren Hals mit den Lippen, dabei ließ er Tereza keine Sekunde aus den Augen.
»In mir brennt ein Feuer, Carlo, wollen Sie es löschen?«
»Gerne.« Cecilia flößte ihm ein Glas Wein ein.
Das Knallen der Peitsche in der Luft lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf Nicolò und Tereza. Er hatte die Peitsche nur durch die Luft geschwungen, aber den nächsten Schlag setzte er sehr präzise auf Terezas Hintern.
»Die Kleine wird nur richtig heiß, wenn Geschichten von ewiger Liebe erzählt werden.« Alvise stürzte ein weiteres Glas Wein hinunter. »Hören Sie der Geschichte zu, mein lieber Carlo, und werden Sie auch heiß.«
»Ich bin es schon«, flüsterte Cecilia.
»Der Baron suchte die Nähe des Duca, weil er einen Weg entdecken wollte, wie er seine Geliebte aus dessen Klauen befreien konnte. In seinem Herzen gärte Hass gegen diesen Mann. Die Verlobung war inzwischen öffentlich bekannt gegeben, und die kleine Dame wurde schweigsam, blass und dünn. Sie traf sich weiterhin mit ihrem Baron – wie hätte sie es auch nicht tun können, war ihr Herz doch übervoll von Liebe zu ihm. Er nährte weiterhin seinen Hass gegen den Duca und seine Liebe zu dem reinsten Geschöpf unter Gottes Sonne.
Und eines Tags kam es, dass der Baron beim Kartenspiel auf den Duca traf. Sie saßen sich an einem Tisch gegenüber und spielten mit einer Verbissenheit, die ihresgleichen suchte. Der Duca spielte mit kalter Überlegenheit, und ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er dem Baron eine Münze nach der anderen abgewann. Das fachte den Zorn des armen jungen Mannes noch mehr an, und auf einmal sprang er auf.
‚Sie spielen falsch!‘, schrie er.
Das konnte der Duca nicht auf sich sitzen lassen, er sprang ebenfalls auf. Auf diese Beleidigung konnte es nur eine Antwort geben.«
»Ein Duell.« Alvise verdrehte genüsslich die Augen. »Ich habe Ihnen doch gesagt, achten Sie auf die Geschichte.« Er begann an Cecilias Ohrläppchen zu knabbern. Sein Atem strich heiß über ihre Haut.
Tereza hatte sich gegen ihre Fesseln gestemmt.
‚Nennen Sie mir ihre Freunde!‘, verlangte der Duca. Sein Gegner nannte zwei Namen und stieß weiter hervor: ‚Die Wahl der Waffen liegt bei Ihnen, Signore.‘
‚Degen!‘
Beiden war klar, dass das Duell mit dem Tod enden würde. Sie wollten sich zwei Tage später im Morgengrauen in einem Park vor dem Arsenal treffen. Die arme, kleine O. erfuhr vorerst nichts von dieser Verabredung. Der Baron ließ sich bei ihr nicht blicken, er hätte ihr nicht fröhlich und sorgenfrei begegnen können. Dafür suchte der Duca sie auf und sprach mit ihr über ihr Leben als seine Frau. Das setzte ihr so sehr zu, dass sie fiebrig wurde.«
»Die arme O.«, flüsterte Cecilia ergriffen. So ein Scheusal heiraten zu müssen.
»Der Baron fühlte sich allerdings verpflichtet, seiner Geliebten einen Brief zu schreiben und sie von dem Duell zu informieren und sie seiner Liebe zu versichern. Der Brief sollte ihr nach dem Duell überreicht werden. Sie erhielt ihn aber bereits im Morgengrauen. Ihre Zofe hatte mit der Übergabe nicht warten wollen, wie der D. es ihr aufgetragen hatte.«
Cecilia schlug die Hand vor den Mund. Das leere Weinglas entfiel ihren Händen und zerschellte am Boden. Sie merkte es nicht. Hitze flutete durch ihren Leib. Sie selbst wurde zu der jungen Frau, die diesen letzten schrecklichen Brief ihres Liebsten in den Händen hielt.
Madames Stimme nahm einen leidenschaftlichen und traurigen Ton an. »O. eilte sofort an den Ort des Duells. Ihr Haar war erst halb frisiert, sie hatte noch kein Frühstück zu sich genommen, aber das alles kümmerte sie nicht. Ihre Zofe folgte ihr. Sie erkannte die beiden Duellanten schon von Weitem. Sie standen sich in dem Park gegenüber und hatten die Degen zum Gruß erhoben, gleich
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