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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Möblierung erkannte. Am hinteren Ende des Saales ging es wieder nach oben, sodass die eigentliche Raumnutzung in einem tiefen länglichen Loch stattfand.
    Da sich auch die restliche Handvoll Menschen gerade bequemte, den Saal zu verlassen, verzichtete ich auf den Abstieg.
    Frau Stadelbauer entsprach überhaupt nicht meinen Vorstellungen einer Professorin. Ich schätzte sie auf höchstens Mitte 30. Ihr blondes wallendes Haar war mit auberginefarbenen Strähnen durchsetzt. Ja, ich wusste, wie die Farbe Aubergine aussah, auch wenn ich das Zeug niemals essen könnte. Ihre Augen blitzten freundlich. Sie schaute mich fragend an.
    »Guten Tag, Frau Professorin Stadelbauer.« Ich hoffte, dass sie es war. »Palzki ist mein Name. Reiner Palzki.« Meinen Beruf wollte ich noch für einen Moment verheimlichen. Wenn ich mich gleich als Beamter outen würde, war das Risiko hoch, dass sie sofort blockte.
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Palzki. Ich bin Beate Stadelbauer. Was kann ich für Sie tun?«
    »Hätten Sie einen Moment Zeit für mich?«
    Sie nickte. »Kommen Sie mit in mein Büro. Es ist gleich um die Ecke.«
    Während wir einen Flur entlanggingen, erklärte sie mir, dass sie zur Philosophischen Fakultät gehörte und dort für Geschichte zuständig war.
    Ihr Büro sah absolut unspektakulär aus. Durch ein Sprossenfenster konnte man in den Ehrenhof schauen.
    Sie zeigte auf ein paar Besucherstühle. »Wollen wir uns setzen?«
    Ich nahm dankbar an.
    »Es geht um Ihre Studentin Katja Lehmann.«
    Für einen Sekundenbruchteil errötete sie. Sofort hatte sie sich wieder im Griff und nickte. »Frau Lehmann ist mir ein Begriff. In welcher Beziehung stehen Sie zu ihr?«
    Bisher lief es gut für mich. Ich konnte meinen Bluff konkretisieren.
    »Sie wollte mir etwas verkaufen.«
    »Ich verstehe leider nicht, was Sie meinen, Herr Palzki.«
    »Es geht um Kopien eines alten chiffrierten Textes.«
    Stadelbauer riss die Augen auf. »Wie kam sie, äh, was für ein Text?«
    Ich tat so, als hätte ich ihren Versprecher nicht wahrgenommen.
    »Ich weiß, dass Sie und ein paar Studenten in der Gruft der Schlosskirche etwas gefunden haben.«
    Ihr Schlucken nahm fast kein Ende.
    »Das hat Sie Ihnen verraten? Katja hat uns zwar gesagt, dass ein Interessent auf sie zugegangen wäre, doch sie hätte abgelehnt, weil sie bedroht worden sei. Wir haben absolutes Stillschweigen vereinbart.«
    Ich blieb stumm und sie ergänzte. »Sind Sie die Person, die Katja bedroht hat?«
    »Nein, das war ich nicht. Sagen Sie mir, worum es in den Texten geht?«
    »Sie hat Ihnen also noch nichts verkauft?«
    »Mir nicht, aber einem anderen. Nun ist sie tot.«
    Die Professorin reagierte seltsamerweise äußerst besonnen. »Katja tot? Unmöglich. Ich habe sie heute Morgen noch gesprochen.«
    »Da hat sie auch noch gelebt. In den rem-Museen ist es passiert.«
    »Um Gottes willen!« Sie schlug die Hände zusammen, da sie erst jetzt die ganze Tragweite verstanden hatte. »Wurde sie ermordet? Hat man den Täter gefasst?«
    »Ja und nein«, antwortete ich und wurde konkreter. »Es liegt eindeutig Fremdverschulden vor. Der Täter konnte fliehen. Mehr weiß ich bis jetzt auch nicht.«
    Die Frau Professorin wurde spürbar kühler im Umgang mit mir. »Und welche Rolle haben Sie dabei gespielt?«
    Fast war ich versucht, ihr meinen Ausweis zu zeigen, doch ich beschloss, weiter inkognito zu bleiben.
    »Sagen wir es mal so: Ich will Informationen zur Gruft. Insbesondere zu dem nicht dokumentierten Gang im Lüftungsschacht neben dem Sarkophag von Carl Philipp.«
    Ihre Rückfrage kam sehr zögerlich. Dies war für mich ein weiteres Indiz, dass sie wesentlich mehr wusste, als sie mir gesagt hatte. »Welcher Gang? Ich verstehe nicht.«
    »Kommen Sie«, setzte ich sie weiter unter Druck. »Irgendwo muss der hinführen. Sie haben dort das Schriftstück gefunden. Das ist mir längst bekannt.«
    Die Professorin schwieg. Dass sie mich nicht einfach rauswarf, gab mir weiter Sicherheit, an der richtigen Stelle zu sein.
    Sie stand auf. »Darf ich Ihnen am Fenster etwas zeigen, Herr Palzki?«
    Gemeinsam schauten wir nach unten in den Ehrenhof.
    »Sehen Sie die vier in den Boden eingelassenen Metallgitter?«
    Ich entdeckte die über den Vorplatz verteilten Gitter. Sie waren zwar groß, aber so unscheinbar, dass sie mir bisher nicht aufgefallen waren.
    »Das sind vier der sechs ehemaligen Zugänge zum unterirdischen Bunker. Er wurde 1942 für 3.000 Menschen gebaut, bis zu 8.000 waren

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