Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)
die heimische Flora und Fauna.
Ich kannte seit geraumer Zeit sogar den Unterschied zwischen den beiden Begriffen.
Als Eselsbrücke diente mir der Beruf der Floristin. Wenn mir meine Frau Stefanie
manchmal vorwarf, ich könnte beispielsweise Fichte und Eiche nicht auseinanderhalten,
erwiderte ich in möglichst ernsthaftem Ton, dass dies eine Fangfrage sei und Fichte
und Eiche dasselbe Gewächs wären, wie doch wirklich jedes Kind wusste. Nach jedem
dieser augenzwinkernden Streitgespräche nahm ich mir vor, bei nächster Gelegenheit
in einem Buch nachzuschlagen. Dass es sich bei einer Fichte um einen Nadelbaum handelte
und bei einer Eiche um ein, äh, also, nicht um einen Nadelbaum handelte, wusste
ich gerade noch. Was wollte ich mehr? Überflüssiges Detailwissen brachte mich im
Leben nicht weiter. Die beiden Bäume zu unterscheiden, war Aufgabe der Förster.
Von einem gewöhnlichen Bürger verlangte schließlich auch niemand, dass er die geheimen
Tricks der Kripobeamten kannte, um die zahlreichen Verbrecher zur Strecke zu bringen.
Jeder war ein Fachmann auf seinem Gebiet. Man musste allerdings aufpassen, kein
Fachidiot zu werden. Ein paar wenige Interessengebiete neben Beruf und Familie waren
sicherlich von Vorteil. Ich zum Beispiel wusste, dass die Abkürzung ›FFF-VP‹ für
den Fast-Food-Führer Vorderpfalz stand, eines meiner Lieblingsbücher. Für die Verbrechensbekämpfung
war dieses Wissen nicht nötig, für mein persönliches Wohlbefinden dagegen schon.
Selbstverständlich
demonstrierte ich gelegentlich meine Naturverbundenheit. Jahr für Jahr in der Adventszeit
holte ich den übergroßen Kunststofftannenbaum vom Speicher.
Doch wie
es manchmal so war, musste ich mich just an solch einem Tag auch noch in einen Wald
begeben. Hagen Strohmaier, einer der zweifelhaftesten Typen unserer Region, war
gewaltsam dahingeschieden. Die Spurensicherung war bereits vor Ort, als ich auf
einer kleinen Lichtung auf der Ludwigshafener Parkinsel ankam. Der kühle Schatten
der Bäume tat mir zugegebenermaßen gut. Strohmaier, der mehr als die Hälfte seiner
bisherigen Lebenszeit hinter verschlossenen Türen verbracht hatte, lag im Gras.
Aus seinem Brustkorb ragte ein Wurfmesser.
»Aus welcher
Entfernung wurde das Ding geworfen?«, fragte ich den anwesenden Notarzt.
»Geworfen?
Das Messer steckt bis zum Heft im Körper. Die Tatwaffe wurde ihm aus allernächster
Nähe frontal ins Herz gestoßen. Der gute Mann war sofort tot.«
»Guter Mann?«,
antwortete ich. »Na ja.« Ich sah mich um. Strohmaier ging nie ohne seine vierbeinige
Kampfmaschine vor die Tür. Im Laufe der Jahre war die Zahl seiner persönlichen Feinde
geradezu explodiert. Die Gründe dafür konnte man nur zu gut nachvollziehen, und
ein ums andere Mal mussten wir Polizeibeamte ihn aus gefährlichen Situationen retten.
›Am sichersten
bin ich im Knast‹, sagte er einmal zu mir. Zwecks Personenschutz hatte er sich vor
Jahren dann diese Bestie angeschafft, die er auf den zweifelhaften Namen Biene Maja
taufte. Nun war er tot, und das wenige hundert Meter von seinem Wohnhaus entfernt.
Ein Beamter riss mich aus meinen Gedanken.
»Herr Palzki,
wir haben Zeugen.« Er zeigte auf zwei Männer, die es in Sachen Zwielichtigkeit mit
Strohmaier durchaus aufnehmen konnten.
»Wir waren
es nicht«, riefen sie im Chor.
»Langsam,
einer nach dem anderen.« Ich winkte einen der beiden heran. »Wer sind Sie?«
»Ich bin
der Hansi und bin mit Hagen und Georg zusammen spazieren gegangen.«
»So, so.
Spazieren gegangen.«
»Na ja«,
verbesserte sich Hansi. »Hagen hat uns ein Angebot gemacht, darüber wollten wir
in Ruhe nachdenken. Hagen spielte in der Zwischenzeit mit seinem Wurfmesser im Wald
herum. Als ich mit Georg über Hagens Angebot diskutierte, haben wir uns gestritten
und sind in unterschiedliche Richtungen davongegangen. Kurz danach stolperte ich
fast über Hagen, der tot auf dem Boden lag. Reflexartig griff ich nach dem Messer,
ließ es dann aber doch stecken.«
Nun mischte
sich Georg ein. »Herr Kommissar, das kann ich nur bestätigen. Ich kam gerade dazu,
als Hansi das Messer in der Hand hielt. Er erschrak, als er mich bemerkte.«
»Ich war’s
nicht«, schrie Hansi.
»Bleiben
Sie doch ruhig, meine Herren«, bat ich. »Warum war ihr Freund ohne seinen Hund unterwegs?«
Georg wusste
die Antwort: »Er wollte Messerwerfen üben, dabei konnte er Biene Maja nicht gebrauchen.
Angst brauchte Hagen keine zu haben, schließlich waren wir in seiner Nähe.«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher