Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)
historischen Altstadt durfte
man heutzutage seinen Kindern nicht mehr unterbreiten. Zu groß war die Gefahr, dass
sie sofort einen Antrag auf Entmündigung ihrer Eltern stellten. Na ja, es konnte
auch ganz schön sein, im Freien genüsslich ein Bier zu trinken, während die Kinder
von morgens bis abends den elterlichen Geldbeutel strapazierten und ohne Pause mit
der Sommerrodelbahn fuhren.
Diese Gedanken
schwirrten mir spätabends durch den Kopf. Längst war Feierabend und ich lag mehr
oder weniger zufrieden auch der Couch. Nur noch einmal würde ich mich an diesem
Abend aufraffen müssen, um die wenigen Meter bis ins Schlafzimmer zu überwinden.
Leider kam
es wieder einmal ganz anders. Dass mein Telefon nach 22 Uhr klingelte, war alles
andere als alltäglich. Der Anrufer forderte meine sofortige Anwesenheit auf der
Dienststelle. Keiner meiner Kollegen sei erreichbar und die wichtige Vernehmung
wäre unter anderem wegen Fluchtgefahr unaufschiebbar, da einer der beiden Zeugen
aus England komme.
Bei den
Kollegen der Schutzpolizei angekommen, wurde ich über die aktuelle Lage informiert.
Am Ortsausgang Otterstadt, in Richtung Kollerinsel, war ein älterer Herr, der spazieren
ging, von einem Autofahrer in einem Mini mit einer Pistole bedroht worden.
»Ich war
auf dem Rückweg, es waren nur noch wenige hundert Meter bis zum Ortsschild«, berichtete
der rüstige Senior. »Da kam dieser Kerl aus dem Ort gebraust. Als er mich sah, bremste
er, bedrohte mich durch das offene Fenster der Fahrerseite mit einer Waffe und rief:
›Geld her!‹. Glücklicherweise kam gerade in diesem Moment aus Richtung Kollerinsel
ein Mercedes. Der Minifahrer gab Gas und flüchtete.«
Ich fragte
ihn: »Haben Sie das Gesicht des Mannes, das Nummernschild oder etwas anderes Wichtiges
erkennen können?«
»Nein, es
war bereits sehr dunkel und der Fahrer trug eine Art Sturmmaske. Ich konnte nur
sehen, dass er allein im Wagen saß und dass es sich um einen dunklen Mini handelte.«
Die Kollegen
der Schutzpolizei hatten schnell gehandelt und waren sofort die Landstraßen zur
Kollerinsel und zum Binsfeld abgefahren. Dummerweise waren zu dieser späten Stunde
gleich zwei Minifahrer in der Gegend unterwegs. Der erste hieß Franz-Joseph Niederschlagen
und war 32 Jahre alt. Er wirkte gefasst, als ich ihn zur Befragung holte.
»Wie lange
wird das dauern, Herr Kommissar?«, fragte er mich freundlich, aber bestimmt.
»Das kommt
darauf an, wie unser Gespräch verläuft«, antwortete ich. »Haben Sie den Mann bedroht?«
»Welchen
Mann? Ich weiß von nichts. Mit was soll ich ihn bedroht haben? Mit meinem Wagen?
Das ist nämlich ein nagelneuer Mini, er ist nicht einmal richtig eingefahren.«
»Warum waren
Sie zu so später Stunde unterwegs?«
»Ich war
am Rheinufer spazieren, das mache ich regelmäßig, ist gut für meine Nerven.«
Bevor der
zweite Verdächtige hereingeführt wurde, teilte man mir mit, dass bisher weder die
Waffe noch die Sturmhaube gefunden wurde.
»Marc Power,
nice to meet you«, stellte sich der Engländer vor und verbeugte sich übertrieben.
»Können
wir uns bitte in deutscher Sprache unterhalten, Herr Power?«, blockte ich ab.
»Okay, well,
ja klar. Was wollen Sie wissen von mir? Ich habe nichts getan in Ihrem Land.«
»Erzählen
Sie mir, was Sie auf der Kollerinsel gemacht haben. Wohin waren Sie mit Ihrem Mini
unterwegs?«
Er brauchte
einen Moment, um den Inhalt meiner Frage zu verstehen. »Ah, well, ich bin gekommen
vor zwei Tagen direkt aus London mit meinem Wagen. Ist schon fast ein Oldtimer.
Ich wollte besuchen einen Bekannten in Brühl und fahren mit der Fähre. Da die Fähre
nicht in Betrieb war, habe ich gewendet, um zu fahren wieder zu meiner Pension nach
Otterstadt. Dann hat angehalten die Polizei mich.«
Ich gab
mich mit dieser Aussagen zufrieden und schickte Power hinaus. In meinem Kopf spielte
ich die Situation nach und siehe da: Nur einer der beiden kam ernsthaft als Täter
infrage.
Frage: Was ist Reiner Palzki aufgefallen?
Wer von den beiden Verdächtigen ist der Täter?
© iStock_ilbusca
Lösung
23. Rätsel-Krimi
Da das Opfer berichtete, dass
der Täter allein war und aus der Fahrerseite geschaut hat, kommt nur der
deutsche Minifahrer in Betracht. Der englische Mini hat sein Lenkrad rechts,
was dem Opfer bestimmt aufgefallen wäre.
Mord im Wald
24. Rätsel-Krimi
Es hätte so ein schöner Tag werden
können.
Niemand
konnte mir vorwerfen, ich interessierte mich nicht für
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