Palzki ermittelt: 30 Rätsel-Krimis (German Edition)
hatte, würde zwar ihrer Meinung nach noch ganz gut passen, den Taillenbereich
nahm sie bei dieser Feststellung jedoch ausdrücklich aus. Als Mann machten mir solche
Behauptungen selbstverständlich nichts aus, sicherlich hatte die Hose nur zu lange
im Wäschetrockner gelegen. Und überhaupt trug ich zu Hause lieber eine bequeme Jogginghose.
Da ich Urlaub
hatte, lud ich Stefanie und die Kinder zum Essen ein. Inzwischen waren die Kinder
alt genug, um sie mit Cola oder kostspieligen Versprechungen zu bestechen, damit
der Restaurantbesuch hoffentlich nicht allzu peinlich wurde. Meine Frau entschied
sich für ein Restaurant in der Ludwigshafener Fußgängerzone. Es lag bereits in Sichtweite,
als sich uns zwei jüngere Männer in den Weg stellten. Für Jugendliche waren sie
erstaunlich konservativ gekleidet. Höflich sprachen sie uns an.
»Guten Tag,
entschuldigen Sie bitte die Störung. Dürften wir Sie um eine kleine Gabe für einen
guten Zweck bitten?«
Auf die
versiegelte Spendendose, die der zweite Jugendliche bei sich trug, hatte ich bereits
ein Auge geworfen. Normalerweise wimmelte ich derlei Gesuche gleich ab, was nicht
heißen sollte, dass ich es grundlegend ablehnte, zu spenden. Doch ich möchte mir
solche Dinge erst in Ruhe überlegen. Da der Rest meiner Familie erwartungsvoll um
mich herumstand und wohl auf meine Reaktion wartete, antwortete ich den beiden:
»Dann lasst mal hören, um welchen guten Zweck es geht. Sammelt ihr etwa für notleidende
Polizeibeamte?«
Die zwei
starrten mich erschrocken und etwas verwirrt an. »Nein, nein«, stotterte der blondhaarige
Spendendosenträger. »Wie kommen Sie auf Polizei?«
Stefanie
begann zu lachen. »Keine Panik, Jungs. Mein Mann wollte nur einen Scherz machen.«
Daraufhin
zeigten die zwei ein gequältes Lächeln.
»Nun sagt
schon: Um was geht es bei dieser Spendenaktion?« Ich wollte die Angelegenheit schnell
hinter mich bringen, da mein Magen immer lauter knurrte.
»Es geht
um Leseförderungsprojekte für Grundschüler. Studien haben gezeigt, dass immer weniger
Schüler freiwillig ein Buch in die Hand nehmen.«
»Aha, und
mit dem gesammelten Geld wollt ihr gute Bücher für Schüler kaufen?«
»Nein, wir
doch nicht. Hier handelt es sich um eine deutschlandweite Sammelaktion. Mit den
Spenden werden Veranstaltungen in Büchereien und Schulen finanziert. Die Schirmherrschaft
für dieses Projekt hat der Bundeskultusminister übernommen.«
»Das ist
doch prima«, meinte Stefanie. »Los, Reiner, zück endlich deinen Geldbeutel.«
Mir ging
das alles irgendwie zu schnell. »Könnt ihr euch durch ein offizielles Schreiben
als Sammelberechtigte ausweisen?«
Einer der
beiden zog ein Schriftstück aus seiner Jackentasche und hielt es mir entgegen. »Selbstverständlich,
die Sammelaktion ist genehmigt und legal.«
Auf dem
Schreiben fiel mir sofort der Bundesadler auf. Darunter stand in großen Buchstaben
›Bundesminister für Kultur‹. Ich las den Brief sehr genau durch, was meine Frau
für reichlich übertrieben hielt. Der Minister übernahm, wie die beiden bereits gesagt
hatten, die Schirmherrschaft der Sammelaktion für das Leseförderungsprojekt. Sogar
die Namen der Sammler wurden genannt. Langsam wurde es Stefanie zu bunt.
»Was ist
jetzt, spendest du?«, fragte sie ungeduldig.
»Nein«,
antwortete ich und behielt dabei die Jugendlichen im Blick. »Ich informiere besser
meine Kollegen, damit diesem Spendenbetrug ein Ende gesetzt wird.«
Frage: Was war Reiner Palzki aufgefallen?
Lösung
22. Rätsel-Krimi
Es gibt keinen
Bundeskultusminister, da Kulturangelegenheiten Ländersache sind.
Bemerkung: Bundesministerien
(und andere) übernehmen tatsächlich manchmal die Schirmherrschaft für
Spendenaktionen.
Palzki und der Minifahrer
23. Rätsel-Krimi
Es hätte so ein schöner Tag werden
können.
Nur noch
wenige Wochen dann würde endlich mein verdienter Sommerurlaub beginnen. Ich freute
mich darauf, mit meiner Frau und den Kindern Paul und Melanie wieder einmal stundenlang
auf der Autobahn im Stau stehen zu können. Nicht genug, am Ziel angekommen würde
ich dann die schweren Koffer über unwegsames Gelände wuchten müssen, weil die Straße
vor der gemieteten Ferienwohnung just zu dieser Zeit wegen Kanalarbeiten aufgerissen
wurde. Der Rest des Urlaubs würde sicherlich angenehmer werden. Jedenfalls dann,
wenn es uns gelänge, die unterschiedlichen Interessen der Familienmitglieder unter
einen Hut zu bringen. Den Vorschlag zum Besuch einer
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