Pamiu Liebling der Goetter
versonnen über die elfenbeinerne Kopfstütze strich. „Wie schön, diese Kopfstütze war ein Geburtstagsgeschenk an dich.“
„Was tust du hier? Was soll das ganze Spiel?“
Sie sah ihn entschlossen an. „Meinst du, ich habe nicht gemerkt, dass mein Bruder uns trennen will?“
„Du weißt, dass ich hier zu arbeiten habe. Es hat nichts mit uns zu tun.“
Sie hob abwehrend die Hand. „Lüg mich nicht an. Ich bin kein dummes Kind mehr.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe ein Sendschreiben an den Palast geschickt. In zwei Tagen wird eine Eskorte dich holen.“
Sie schmollte. „Du willst nicht mit mir zusammen sein. Ich bedeute dir nichts.“ Sie sprang auf und fiel ihm um den Hals. „Warum nur, Pamiu?“
Er spürte seinen Widerstand schwinden und umarmte sie ebenfalls. „Du weißt, dass das nicht stimmt. Ich darf dich nicht auf diese Art lieben.“
„Ich hasse meinen Bruder. Ich hasse meine Familie. Sie lieben mich nicht. Ich habe doch nur dich.“
Er konnte es nicht verhindern, dass sie ihren Kopf an seine Schulter legte und er sanft darüber streichelte. Dann ließ er von ihr ab, und sie lächelte ihn an. „Schlaf mit mir.“
Er trat zwei Schritte zurück. „Nein, bei allen Göttern, du weißt, dass ich das nicht tun kann.“
Neferiabet ging hinüber zu seinem Tisch, auf dem bereits ein Mahl aufgetragen war. „Dann setz dich zu mir und iss und trink mit mir. Wenigstens die zwei Tage, die wir noch haben.“
Er ging hinüber und setzte sich ihr gegenüber. Langsam zog der Abend über die Wüste, und der schwere Oasenwein aus Faijum brachte Harmonie. Nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander gesessen hatten, stand Neferiabet auf.
„Ich möchte, dass du mir das Grabmal zeigst, das du für meinen Bruder baust.“
„Es ist noch nicht viel zu sehen, Prinzessin. Lediglich die Fundamente stehen.“
„Dann zeig mir die Fundamente.“
Er stand ebenfalls auf und ging zu seiner Truhe hinüber, um einen Umhang herauszuholen. „Die Wüste ist kalt bei Nacht. Den wirst du brauchen.“
Er legte ihr den Umhang um die Schultern.
„Wenn du bei mir bist, friere ich nicht, Pamiu.“
Sie traten nach draußen, und Pamiu griff nach einer Fackel. „Sei vorsichtig, denn bei Nacht kommen die giftigen Geschöpfe Seths aus dem Sand hervor.“
Sie gingen schweigend ein paar Schritte nebeneinander her, und Neferiabet bestaunte den nächtlichen Sternenhimmel. „Ich habe noch niemals den Palast verlassen. Ich wusste nicht, wie wunderschön die Wüste ist.“
„Sie ist eine gefährliche Schönheit.“ Er blieb stehen. „Ebenso wie du.“
„Ich bin nicht gefährlich. Nicht für dich.“ Als wäre das eben Gesagte eine Selbstverständlichkeit, ging sie weiter.
Nach einer Weile erreichten sie die Fundamente der Pyramide. Neferiabet besah sich genau jeden Stein. „Hier wird also mein Bruder ruhen?“
„Irgendwann.“
Pamiu bemerkte einen harten Zug um Neferiabets Lippen.
„Ach könnte es doch schon jetzt sein.“
„Das darfst du nicht sagen. Die Götter könnten dich dafür strafen.“
Abermals näherte sie sich ihm und legte ihre Arme um seine Hüften. „Du und ich – wir wissen es besser. Was scheren uns die Götter.“
Er nahm die kleine Hathorfigur zwischen seine Finger, die sie stets an einer Kette um ihren Hals trug. „Und deine Schutzgöttin?“
„Nur du kannst mich beschützen, Pamiu.“
Er zog sie an sich und atmete den Duft ihrer Haut ein. „Ich kann es nicht, bei allen Göttern, ich wünschte, ich könnte es.“
„Du hast es versprochen, erinnerst du dich?“
„Sie werden dich holen – in zwei Tagen. Wie soll ich dich da beschützen?“
Sie legte einen Finger auf seine Lippen und bedeutete ihm still zu sein. „Alles wird sich finden, glaube mir. Wenn du mir hilfst, wird sich alles finden.“
Khufu rannte die leeren Palastflure entlang und stieß die Tür zu den Gemächern seiner Mutter auf. Ein paar kurze Blicke reichten, um zu bemerken, dass Hetepheres nicht anwesend war. Eine kleine nackte Sklavin kam herbeigeeilt und verbeugte sich mit gekreuzten Armen vor ihm.
„Wo ist die Große Königliche Gemahlin?“, entfuhr es ihm schärfer und ungeduldiger, als er es eigentlich beabsichtigt hatte, denn das Mädchen wagte kaum zu sprechen.
„Sie ist....an ihrem Badeteich in den südlichen Gärten, Prinz ... ich meinte Einzig Einer.“
In Khufus Nacken stellten sich die Härchen auf. Eigentlich gebührte ihm die Anrede noch nicht, denn sein Vater würde erst in etwa
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