Pamiu Liebling der Goetter
Der Trommler steigerte seinen Rhythmus, und Neferiabet begann zu tänzeln und ihre Muskeln anzuspannen. Ihr schlanker Körper bewegte sich im Takt, und die Sehnen ihrer Muskulatur ließen sie amazonenhaft wirken. Sie tanzte die männlichen und weiblichen Gäste an und berührte sie wie zufällig. Dann war sie bei Pamiu angekommen, und ihre Hände fuhren über seinen nackten Oberkörper.
Pamiu zuckte zusammen, als ihre Hände ihn auf diese neue und vollkommen unbekannte Art berührten, doch da war sie schon wieder weg und beendete ihren Tanz mit einem wirbelnden Kreiseln. Junge nubische Mädchen sprangen in die Mitte, während Neferiabet aus dem Kreis heraustrat und die bewundernden Blicke der Gäste auffing. Sie warf sich einen Umgang um die Schultern und kam zu Pamiu herüber.
„Ich hatte keine Ahnung, dass deine Begabung fürs Tanzen so gewaltig ist.“
Sie lachte und zog ihn am Arm an einen der kleinen Tische. Sie war noch immer außer Atem. „Vielleicht habe ich nur so gut getanzt, weil du heute anwesend bist.“
„Das bezweifle ich, Prinzessin.“ Er griff nach einem Becher Wein, obwohl er kaum den Blick von ihr abwenden konnte.
Neferiabet stand auf. „Komm mit nach draußen in den Garten. Ich bin erhitzt vom Tanz und möchte mich im Teich abkühlen.“
Pamiu wusste, dass er ihr lieber nicht folgen sollte, doch er erhob sich und ging hinter ihr her. Er beachtete die beiden Mädchen nicht, die ihn schon die ganze Zeit mit Interesse beobachtet hatten.
Beim Teich ließ Neferiabet unbefangen den Umhang fallen und stieg langsam in das Wasser. Sie schwamm ein paar Züge und drehte sich dann zu ihm um. „Möchtest du nicht auch schwimmen? Das Wasser ist angenehm kühl.“
Pamiu setzte sich ins Gras. „Nein, ich warte hier draußen.“
„Feigling“, sagte sie lachend und begann wieder zu schwimmen, nur um kurze Zeit später aus dem Wasser zu steigen und nach dem Umhang zu greifen. Sie ließ sich neben ihm nieder. Pamiu fragte sich, ob sie wusste, wie schön sie war. Verstohlen beobachtete er sie von der Seite. Dann wandte sie ihm das Gesicht zu. „Was muss ich eigentlich noch tun, damit du mich endlich bemerkst?“
„Ich bemerke dich, Prinzessin, wie könnte ich das nicht? Als ich heute heimkehrte, war das kleine Mädchen, das ich kannte, verschwunden.“
Sie verzog trotzig die Mundwinkel. „Und warum küsst du mich dann nicht?“
„Weil du eine königliche Prinzessin bist und es mir nicht zusteht, dich zu berühren.“
Sie drehte sich zu ihm um und griff nach seiner Hand. „Es interessiert mich nicht, hörst du? Hast du vielleicht einen Einzigen aus meiner Familie auf dem Fest gesehen? Sie interessiert es ebenso wenig.“
Pamiu entzog ihr die Hand. „Nein, es geht nicht. So gerne ich es auch tun würde. Es geht nicht. Dein Bruder ist mein Freund.“
„Und dein Gönner, nicht wahr? Ist es nicht so? Liegt es an deiner Laufbahn, die du nicht gefährden willst?“
Pamiu schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann es einfach nicht.“
„Vielleicht interessieren dich einfache Sklavinnen mehr.“ Sie wollte aufstehen, doch jetzt hielt er sie fest und blickte ihr in die Augen.
„Das ist nicht wahr.“ Ehe er überlegte, was er tat, hatte er sie an sich gezogen und küsste sie. Ein heißer Stich fuhr durch sein Herz und seinen Bauch. Was tat er da? Er konnte sich damit alles zerstören, was er sich in seinem Leben aufgebaut hatte. Mit aller Kraft löste er sich von ihr, und sie sah ihn fragend an. „Es ist falsch.“
Zornig stand sie auf und ließ ihn alleine zurück. Die Glöckchen an ihren Gelenken erklangen jetzt in einem zornigen Rhythmus. „Nein, Pamiu, du weißt, dass es nicht wahr ist“, rief sie ihm wütend zu, bevor sie im Dunkel der Gärten verschwand.
Als Pamiu zu seinen Gemächern kam, fand er die junge Libyerin schlafend auf einer Binsenmatte. Er trat sie leicht mit dem Fuß an, und sie rieb sich die Augen. Mit einem Nicken gab er ihr zu verstehen, dass sie mit ihm kommen solle. Das Mädchen erhob sich schlaftrunken, und Pamiu schloss selbst die Tür hinter ihr. Er brauchte nur ein paar Minuten, um seine Wut und Verwirrung über den heutigen Abend abzureagieren.
Kurz darauf kehrte das Mädchen auf seine Schlafmatte zurück, als wäre nichts geschehen.
Meritates stand am Bett ihres Vaters und ließ ihren Tränen freien Lauf. Man hätte meinen können, sie trauere um den toten Pharao, doch in Wahrheit betrauerte sie ihr Leben. Es hatte sie so lange nach den hohen Federn
Weitere Kostenlose Bücher