Pamiu Liebling der Goetter
Kehle so ausgedörrt, dass es selbst ihn nach kühlem Oasenwein verlangte.
Neferiabet wartete nun schon seit Tagen auf das Einsetzen ihrer Monatsblutung. Ein übles Gefühl hatte sich in ihrer Magengegend breit gemacht. Es konnte doch nicht schon wieder passiert sein. Sie hätte es doch spüren müssen. Aber Hathor war dieses Mal stumm geblieben, hatte sie in keinem Traum vorgewarnt. Wäre es so gewesen, hätte sie sich die Kräuter beschaffen können, die nötig waren, um ein ungewolltes Leben zu entfernen. Sie seufzte und streichelte den Rücken von Nitokris, die langsam etwas träge wurde und mehr Zuwendung für sich beanspruchte als früher. Sie hätte es ohnehin nicht getan, und wenn es sie den Kopf gekostet hätte. Wie hätte sie jemals dieses Kind töten sollen, da sie schon Djedefre so sehr liebte, der eigentlich dem Hass entsprungen war? Sie wusste, dass sie noch etwas warten musste, bis sie Gewissheit hatte, aber eigentlich zweifelte sie ihre Schwangerschaft nicht mehr an. Es war Pamius Kind, das sie in sich trug. Wärme breitete sich in ihr aus. Endlich würde sie etwas von Pamiu haben, endlich hatte sie ihm etwas abringen können. Nein, sie würde dieses Kind bekommen. Sie musste Khufu noch einmal dazu bringen, das Lager mit ihr zu teilen, auch wenn es eine grauenvolle Vorstellung war. Und es musste bald geschehen, so viel war klar. Sie nahm einen Bogen Papyrus und begann ein paar Zeilen an Pamiu zu verfassen. Ihre Dienerin hatte schon einmal gut für sie gearbeitet, damals, als sie in der Faijum-Oase auf Pamiu gewartet hatte. Sie zahlte ihr wieder ein hohes Bestechungsgeld, damit sie das Schreiben diskret zu ihm brachte.
„Geliebter Bruder,
mögen die Götter mit uns sein – ich glaube, dass ich wieder ein Kind unter dem Herzen trage, und dieses Mal ist es in Liebe gezeugt worden. Ich will es haben, mögen die Götter mich dafür bestrafen, aber ich kann nichts dagegen tun. Der Pharao muss nur ein einziges Mal noch mit mir das Lager teilen, dann wird vielleicht irgendwann dein Blut in den Adern eines Königs fließen. Bitte hilf mir, ich flehe dich an bei der Liebe der Hathor.
Ich bin die Schwester deines Herzens auf ewig.“
Neferiabet übergab das Sendschreiben ihrer Dienerin und lehnte sich zurück. Alles würde nun seinen Weg gehen.
Meritates war auf dem Weg zu Neferiabet gewesen, als sie das Mädchen mit der Schriftrolle aus ihren Gemächern eilen sah. Sie lief ihr hinterher und befahl ihr, stehen zu bleiben.
„Wo willst du damit hin? Gib mir den Papyrus.“
Das Mädchen zögerte, und seine Haut wurde schreckensbleich, was nur ein weiteres Zeichen für Meritates war, dass sie hier womöglich auf etwas äußerst Interessantes gestoßen war. Sie wurde noch strenger. „Na los, du dumme Gans. Oder willst du erst ausgepeitscht und dann an Nomaden verkauft werden?“
Neferiabets Dienerin schüttelte heftig den Kopf. Mit zitternden Händen übergab sie der Großen Königlichen Gemahlin das Sendschreiben.
„Jetzt verschwinde. Und wage es nicht, deiner Herrin ein Wort zu sagen. Wenn sie fragt, sagst du ihr, dass du die Botschaft weitergegeben hast und alles nach ihrem Willen verlaufen sei, hast du verstanden?“
Das Mädchen nickte. Meritates stellte zufrieden fest, dass sie vor Angst zitterte. Mit einer Handbewegung scheuchte sie die Kleine davon und machte sich dann in ihre eigenen Gemächer auf. Sie wollte sofort herausfinden, was dieses Dämonenweib beabsichtigte.
Ich bin Nephtis
Zusammen mit meiner Schwester Isis wache ich über die Verstorbenen
Ich behüte ihren Leib und schütze ihren Schlaf
Damit sie in der Unterwelt sorglos leben können
Kapitel 8
Pamiu erwachte von dem lauten Poltern, das vom Eingang seines Zeltes her kam. Ehe er sich den Schlaf aus den Augen reiben konnte, stand Khufu schon in seinen Gemächern. Das Gesicht war zu einer Fratze aus Zorn und Raserei geworden, und bevor Pamiu sich erheben konnte, hatte Khufu sich schon mit einem Wutschrei auf ihn gestürzt und mit seinen Händen die Kehle zugedrückt. Pamiu merkte, wie die Blutzufuhr zu seinem Kopf abgeschnitten wurde, denn seltsame Farben tanzten vor seinen Augen. Nur aus weiter Ferne hörte er Khufus Stimme.
„Du elender Verräter! Was hast du getan? War es wirklich zu viel verlangt, deine Hände von diesem Dämonenweib zu lassen? Du hast mich betrogen. Du hast dir ein Weib genommen, das mir gehört, du hast königliches Blut geschändet, so unvollkommen und verdorben es auch sein mag.
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