Pamiu Liebling der Goetter
sie Hathor dienen kann. Sie ist ihre Schutzgöttin, und vor ihr muss sie sich rechtfertigen. Ihr werdet euch nie wiedersehen. Das ist meine Bedingung.“
Pamiu spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte. Er würde seine Geliebte nie wiedersehen. Gleichzeitig wusste er, welchen Großmut Khufu ihm hier entgegenbrachte. „Sie wird leben?“ Pamius Stimme war leise geworden.
Khufu nickte. „Ich werde nicht deinen lebenslangen Hass auf mich ziehen, indem ich sie töte. Sie soll leben. Allein und in Abgeschiedenheit wird sie genügend Zeit zum Nachdenken haben.“
Pamiu kämpfte mit sich. Er würde alles behalten können, Neferiabet alles verlieren. So war es immer gewesen, und so schien es auch zu bleiben. Er mochte sich gar nicht vorstellen, was das für Neferiabet bedeutete. Sie würde beide Kinder verlieren – einfach alles. Pamiu dachte daran, ob er Neferiabet holen und fliehen sollte. Doch so sehr er es sich auch wünschte, er sah sie beide einfach nicht zusammen als Bauern unter einfachsten Bedingungen ihr Leben fristen. So sehr er sich die Kraft dazu ersehnte, er würde sie niemals aufbringen können. Deshalb nickte er. „So sei es denn, mein Prinz.“
Neferiabet wurde jetzt schon seit fast zwei Wochen in ihren Gemächern festgehalten. Sie ahnte, dass es etwas mit dem Sendschreiben zu tun hatte und dass es von jemandem abgefangen worden war. Mittlerweile verfluchte sie sich für ihre Unvorsichtigkeit, aber der Übermut war einfach mit ihr durchgegangen. Noch sah man ihr die Schwangerschaft nicht an, dafür war es viel zu früh. Aber einen anderen Grund für die Wachen vor ihrer Tür, die ihr versagten, ihre Räume zu verlassen, gab es einfach nicht. Sie hatte sich mit Nitokris beschäftigt und sich Djedefre oft bringen lassen. Die beiden waren ihr einziger Trost in dieser Einsamkeit. Letztendlich hatte sie sich dazu durchgerungen, über ihre Dienerin um einen Besuch der Großen Königlichen Gemahlin, ihrer verhassten Halbschwester, zu bitten. Als sich die Türen plötzlich öffneten und Meritates ihre Gemächer betrat, war sie trotzdem überrascht, da sie nicht geglaubt hatte, dass sie ihrer Bitte nachkommen würde.
Meritates sah sich flüchtig in den Gemächern um und warf einen misstrauischen Blick auf Nitokris, die sich daraufhin vorsichtig zurückzog. Sie mochte Meritates nicht, und Neferiabet war nicht verwundert darüber.
„Du hast mich gebeten, dich zu besuchen. Was willst du also von mir?“
Neferiabet bat Meritates, sich zu setzen, doch diese schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht vor, lange zu bleiben.“
Neferiabet nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Weshalb hält man mich hier gefangen?“
Meritates spielte mit einem ihrer goldenen Ohrgehänge und ließ sich mit der Antwort Zeit. Offensichtlich genoss sie ihren Auftritt. „Nun, das solltest du doch am besten wissen. Wer Hochverrat begeht, dem steht nichts anderes zu.“
Neferiabet griff an ihr winziges Hathoramulett, das sie immer um den Hals trug. Angst machte sich in ihr breit. „Also ist es wahr. Mein Sendschreiben wurde abgefangen.“
„Von niemand anderem als mir selbst. Endlich habe ich etwas gegen dich in der Hand. Darauf habe ich lange gewartet.“
„Ich habe keine Entschuldigung vorzubringen. Mein gesamtes Leben habt ihr mich gehasst, du, Khufu und Hetepheres. Ich habe mir nur ein winziges Stück Glück zurückgeholt.“
Meritates lachte auf. „Ein trügerisches Glück, das dir letztendlich Verderben bringt.“
„Was wird nun mit mir geschehen?“
„Das wird entschieden werden, wenn Khufu zurückkehrt. Und solange wirst du hier bleiben.“
Neferiabet blickte ihr offen in die Augen. „Und was geschieht mit Pamiu?“
„Oh, bei all deinem Leid machst du dir also immer noch Gedanken um deinen Geliebten.“
Meritates verschränkte ihre Arme vor der Brust und verzog ihr Gesicht zu einer missmutigen Fratze. „Heißt es nicht, dass Katzen immer wieder auf die Füße fallen? Pamiu, dem Kater, wurde verziehen. Für ihn wird sich nichts ändern. Er behält alle seine hohen Privilegien und seine Ämter. Khufu will ebenso wenig auf ihn verzichten wie du.“ Mit einem Mal kam Leben in die sonst so kalten Augen der Großen Königlichen Gemahlin. „Weißt du, dass Khufu verheimlichen will, dass das Kind von Pamiu ist? Er will es als sein eigenes anerkennen und lediglich von der Thronfolge ausschließen. Er will Pamiu schützen, und mir hat er befohlen, es ebenfalls für mich zu behalten.“
Neferiabet schüttelte den Kopf.
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