Pamiu Liebling der Goetter
Das hättest du nicht tun dürfen!“
Pamiu war kurz davor, die Besinnung zu verlieren, doch dann ließ Khufu ihn plötzlich los. Er rang nach Luft und hustete. Der König wartete, bis sein Freund wieder Luft geschöpft hatte, dann warf er ihm eine Papyrusrolle vor die Füße „Lies das!“
Pamiu griff mit zitternden Fingern nach dem Papyrus und entrollte ihn. Es gelang ihm kaum, die Schriftzeichen zu lesen, sie verschwammen vor seinen Augen. Als er sie endlich entziffert hatte, fuhr ihm ein heißer Stich durch die Wirbelsäule. Er und Neferiabet waren entdeckt worden. Kurz überkam ihn ungehaltene Wut. Wie hatte Neferiabet nur so unvorsichtig sein können, ihm dieses Sendschreiben zu schicken? Was sie sich darin anmaßte, würde ihnen beiden die Todesstrafe bringen. Dann hielt er inne und erfasste das ganze Ausmaß des Schreibens. Neferiabet erwartete ein Kind von ihm. Er rollte den Papyrus zusammen und blickte Khufu ängstlich an.
„Bei den Göttern, das wollte ich nicht.“
Khufu zog seinen noch immer knienden Freund auf die Füße und gab ihm einen Stoß, sodass er wieder zwei Schritte zurücktaumelte. „Darauf kommt es nicht an, Pamiu. Wie konntest du mich derart betrügen?“
Pamiu wusste nicht, woher er die Kraft nahm, doch er sah Khufu fest in die Augen. „Betrügen? Ich habe mein ganzes Leben lang alles für dich getan. Du hast mich zum Zeugen des Mordes an Neferiabets Mutter gemacht, du hast mich zwei deiner Brüder ermorden lassen, und ich baue dir hier ein Haus für die Ewigkeit, mit dem sich kein anderes messen kann. Das alles habe ich aus Liebe und Freundschaft zu meinem Freund und Pharao getan. Und du hast mir sogar die Liebe zu deiner Schwester missgönnt und alles dafür getan, nur damit sich diese Liebe niemals erfüllen kann. Mögen die Götter mich dafür strafen, Pharao, aber dir steht es nicht zu.“
Plötzlich herrschte Schweigen zwischen ihnen. Pamiu hatte sich niemals offen gegen seinen Freund ausgesprochen. Einen Moment lang dachte er, dass Khufu ihn sofort würde abführen lassen, doch dann erschlafften dessen Arme. Er ließ sich in einen von Pamius Korbsesseln sinken und schenkte sich aus der goldenen Karaffe Wein ein, den er in schnellen Zügen trank. Danach stand er auf und ging.
Pamiu hatte die ganze letzte Nacht nicht schlafen können. Einerseits fürchtete er um sein Leben, andererseits um das von Neferiabet. Dann plagten ihn die Ängste, alles zu verlieren, was er errungen hatte, und dann war da einfach nur Taubheit und Einsamkeit. Irgendwann hatte er beschlossen, sich am nächsten Tag für seine Worte bei Khufu zu entschuldigen, obwohl er anzweifelte, dass er jemals wieder das Vertrauen des Pharaos zurückgewinnen konnte.
Als er über den Platz hinüber zu Khufus Zelt blickte, sah er, dass sein Freund sich gerade von einem Diener rasieren ließ. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und ging zu ihm hinüber. Als Khufu ihn aus dem Augenwinkel kommen sah, gab er seinem Diener ein Zeichen, sich außer Hörweite zurückzuziehen.
Pamiu setzte sich neben ihn auf einen freien Stuhl, der dastand, als hätte er nur auf ihn gewartet, denn Khufu empfing normalerweise nie jemanden bei der morgendlichen Rasur. Trotzdem würdigte er ihn keines Blickes. „Also, was hast du mir zu sagen? Eine Entschuldigung vielleicht? Glaubst du, das würde alles wieder gutmachen?“
Pamiu schüttelte den Kopf. „Nein, ich weiß, was ich getan habe. Ich kann dir noch nicht einmal sagen, dass ich die Nacht mit Neferiabet bereue. Ob du es glaubst oder nicht – ich liebe sie.“
Khufu nickte. „Das weiß ich. Das wusste ich immer. Was glaubst du weshalb ich versucht habe dich von ihr fernzuhalten? Ich wollte nicht, dass sie dich mit ihrem Gift besudelt. Aber es ist geschehen. Und ich habe eine Entscheidung getroffen.“
Pamiu wagte es kaum, seinen Freund anzuschauen.
„Ich werde dir verzeihen. Ich werde dir deine Ämter lassen, und ich werde Stillschweigen bewahren. Nur Meritates weiß davon, sie war es, die das Schreiben abfing und es an mich schickte. Neferiabet soll euer Kind austragen. Ich werde es anerkennen, aber nicht in die Thronfolge mit aufnehmen, versteht sich.“ Khufu blickte Pamiu jetzt ernst an. „Das alles tue ich aus Freundschaft und Liebe zu dir. Dein Kind soll leben, dein Kind soll ein angenehmes Leben haben, du wirst es aufwachsen sehen, auch wenn es niemals wissen wird, dass du sein Vater bist. Aber Neferiabet werde ich Zeit ihres Lebens nach Osten verbannen, dorthin, wo
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