Pamiu Liebling der Goetter
ein seltsames Gefühl. Es war, als hätte jemand einen Teil aus ihm herausgerissen, den er nicht mehr zurückfordern konnte. Er fühlte sich das erste Mal in seinem Leben wirklich allein.
Khufu bestaunte sein Bauwerk. „Bei den Göttern, Pamiu, dieses Bauwerk ist unübertroffen.“
Pamiu rollte die Baupläne auf und zeigte sie seinem Freund. „Es ist gerade einmal ein Viertel der geplanten Höhe erreicht. Sieh dir das Schachtsystem an. Es gibt Scheinkammern, und die Königskammer wird nicht wie bei deinem Vater tief in der Erde liegen, sondern in der Mitte, im Zentrum.“
Khufu fuhr mit dem Finger über den Plan. „Du enttäuschst mich wahrlich nicht, mein Freund. Es wird alles vorher Dagewesene in den Schatten stellen.“
„Ich möchte dir die Stadt der Arbeiter zeigen, mein Prinz. Du wirst sehen, dass die Mittel des Palastes nicht vergeudet waren.“
Khufu hatte gute Laune. Pamiu hatte erkannt, dass die Last der Krone schwer auf den Schultern seines Freundes lag. Seit sie vor ein paar Tagen in Gizeh angekommen waren, ging es ihm besser. Vor allem seine Trinksucht hatte er hier besser im Griff. Pamiu war beunruhigt über den übermäßigen Weingenuss seines Freundes. Als er ihn im Palast in seinen Privaträumen aufgesucht hatte, hatte schon am frühen Morgen eine große Karaffe mit Wein auf seinem Tisch gestanden.
Pamiu winkte nach seinem Diener, damit er den Sänftenträgern Bescheid gab, doch Khufu winkte ab. „Ich weiß, dass dir der Gang durch den Wüstensand zuwider ist, doch bitte tu mir den Gefallen und lass uns den kurzen Weg laufen. Ich fühle mich lebendig und frei wie schon lange nicht mehr.“
Pamiu nickte, und sie wandten sich der in der Hitze flimmernden kleinen Stadt zu. Es war höchstens eine halbe Stunde Fußweg bis dorthin, doch er wusste, wie unangenehm selbst ein so kurzer Gang durch diese Wüstenhitze war. Trotzdem freute er sich, dass es Khufu besser ging. „Das Leben im Palast frisst an deinem Ka, mein Prinz.“
„Früher war es anders. Früher war ich frei. Jetzt belagern mich die Wesire mit ihren neuen Erlassen und Erntelisten, und meine Große Königliche Gemahlin ist zu einer missmutigen Furie geworden.“
Pamiu lächelte. „Aber deine Kinder sind gut geraten.“
Über Khufus Gesicht breitete sich ebenfalls ein Lächeln aus. „Ja, das ist wahr. Kawab macht mir die größte Freude, und Chamernebti wird einmal eine Schönheit werden. Außerdem habe ich mich entschlossen, mir eine weitere Königin zu nehmen.“
Pamiu blickte ihn erstaunt an. „Du willst noch eine Frau heiraten?“
„Ja, ich werde meine zweite Schwester Henutsen heiraten. Mittlerweile habe ich ihren sanften Charakter zu schätzen gelernt. Sie wird mir Kinder schenken.“
Pamiu nickte. „Du hast einen weiteren Sohn – Djedefre. Was hast du für seine Zukunft vorgesehen?“
Sofort verfinsterte sich Khufus Miene wieder. „Er ist der Sohn seiner Mutter, nicht der meine. Er bekommt eine standesgemäße Ausbildung und ein gutes Amt, wenn er so weit ist. Mehr habe ich ihm nicht zu geben. Ich habe seit dieser einen Nacht das Lager nicht mehr mit Neferiabet geteilt, und ich habe auch nicht vor, es wieder zu tun. Die Götter haben mich gesegnet, indem sie schon bei der ersten Vereinigung schwanger wurde.“ Khufu blickte Pamiu forschend an. „Sag, bist du ihr immer noch mit deiner sentimentalen Liebe verfallen? Sie ist ein Geschöpf der Unterwelt. Vergiss sie, mein Freund. Willst du ein schönes Weib? Nimm dir eines der hübschen adeligen Mädchen; ein möglichst junges, denn dann wirst du länger Freunde an ihr haben. Wenn sie älter sind, werden sie alle unbequem und nörgelig. Das beste Beispiel dafür ist Meritates.“ Er trat einen kleinen Stein mit dem Fuß beiseite. „Dabei habe ich sie einmal innig geliebt.“
„Vielleicht ist sie nur erwachsen geworden, mein Prinz, ebenso wie du.“
Khufus Stimme bekam das alte Grollen. „Was meinst du damit? Willst du mir jetzt erklären, wie die Weiber zu behandeln sind? Gerade du, der noch nicht einmal ein einziges Weib in seinen Haushalt aufgenommen hat, das er seine Frau nennt?“
„Ich meine nur, dass wir uns verändern.“
Khufu schüttelte den Kopf. „Ich will mir diesen Tag nicht verderben, Pamiu. Lass uns in der Stadt eine Weinschenke suchen und über alte Zeiten plaudern.“
Pamiu ließ es bleiben, weiter auf Khufu einzureden. Was seine Frauen anging, war der Pharao unbelehrbar. Als sie endlich die Stadt der Arbeiter erreichten, war seine
Weitere Kostenlose Bücher