Pamiu Liebling der Goetter
stellte sich ihm in den Weg. „Ich bin deine Königin. Vergiss das nicht.“
Er packte sie unsanft am Handgelenk und zerrte sie hinter sich her in ihre Gemächer, denn hier und da war eine der Türen aufgegangen und ein neugieriges Augenpaar schielte zu ihnen hinaus. In ihren Gemächern angekommen, gab er der vergoldeten Ebenholztür, auf der groß Meritates’ Namenskartusche prangte, einen kräftigen Tritt. Als die Tür ins Schloss knallte, fiel einer der Edelsteine, die in Meritates’ Namenszug angebracht waren, zu Boden. Khufu zeigte ein zufriedenes Grinsen.
„Du bist ein grobschlächtiger Tölpel.“
„Und du bist eine zänkische Gans.“
Beide funkelten sich eine Weile schweigend an, dann setzte Meritates wieder ihren unnahbaren Gesichtsausdruck auf. Khufu musste sich eingestehen, dass sie noch immer schön war, auch wenn ihre Vorliebe für schweren Schmuck und opulente Haartrachten ihn eher abstieß. Heute hatte Meritates eine Zöpfchenperücke auf, deren Länge ihr bis über das Gesäß reichte. Sie trug das, was andere Frauen zu abendlichen Banketten trugen, zu jeder Gelegenheit. Die Masse des Goldes, die täglich an ihrem Körper hing, hätte eine zierliche Person wie sie zu Boden drücken müssen.
„Weshalb bist du hier?“ Meritates wirkte wieder vollkommen gefasst.
„Wegen Neferiabet. Ich habe eine Entscheidung getroffen, was mit ihr geschehen soll.“
Meritates horchte auf und setzte sich auf den Stuhl ihres Frisiertisches. Hätte sie sich an einen Tisch gesetzt, hätte Khufu das ihrer Ansicht nach als Einladung ansehen können, ebenfalls Platz zu nehmen.
„Und wie lautet deine Entscheidung?“
„Direkt nach der Geburt ihres Kindes soll sie zum Sinai gebracht werden und dort für den Rest ihres Lebens bleiben. Ich will, dass du ihr das mitteilst.“
„Warum sollte ich das tun? Sie ist deine Frau.“
„Weil ich es dir sage und weil ich es dir als dein Gemahl befehle.“
Meritates’ Augen bekamen einen verschlagenen Ausdruck. „Und was geschieht mit Pamiu?“
Khufu wich ihrem Blick aus. „Das hat dich nicht zu interessieren.“
„Nein, natürlich nicht, mein Gemahl. Du bist ein lächerlicher König für dein Land, weil du dich von diesem Dämon mit dem Wesen einer Katze abhängig machst.“ Sie stand auf, griff nach einem Amulett der Sachmet, das auf ihrem Frisiertisch gelegen hatte, und ließ die Kette vor Khufus Augen baumeln. „Du bist ihm verfallen, wie ein Geliebter einer Frau verfällt. Sieh dich doch nur an. Du bist den zwei Gesichtern der Sachmet verfallen, und wie alle Sterblichen siehst du nur das eine – Bastet, die dich umgarnt. Doch irgendwann wird Sachmet zum Vorschein kommen und dich vernichten. Hör auf mich. Pamiu ist dein Feind. Er wird sich gegen dich wenden, wenn du dir seiner sicher bist.“
„Halt den Mund, Weib. Ich will dein Geschwätz nicht hören.“
Meritates legte das Amulett beiseite. „Irgendwann, mein Gemahl, wirst du dich an meine Worte erinnern.“
Pamiu ging durch seine neuen Räume. Das Haus war weitläufig und besaß einen Hof, in dem die Dienerinnen Brot backen konnten, und einen Garten, der ihm vorbehalten war. Es gab sogar ein Gesindehaus. Und um seine eigenen Räume zu füllen, musste er sich einige neue Möbel anschaffen. Zuerst hatte er überlegt, sich Gegenstände seiner Einrichtung aus dem Palast schicken zu lassen, doch dann entschloss er sich für neue Möbel. Schließlich gab es mittlerweile in der Stadt der Arbeiter auf dem Markt sogar Schreiner, die ihre Dienste anboten. Pamiu wollte sich ablenken. Die Gedanken an seine Geliebte ließen ihn nicht los, auch wenn er wusste, dass er sie vergessen musste. Nach reiflicher Überlegung war ihm einmal mehr klar geworden, dass er sein Leben nicht für sie aufgeben konnte, auch wenn er sich schuldig und schlecht dabei fühlte. Er hatte einst leichtfertig geschworen, sie zu beschützen, doch letztendlich musste er sich selbst schützen.
Er verließ sein Anwesen und ging die staubige Straße hinunter. Hier musste er sich noch etwas überlegen. Der Wüstensand wurde vom Wind immer wieder hochgeweht, sodass man ständig das Gefühl hatte, Sand im Mund zu haben. Deshalb waren auch nur wenige Menschen auf den Straßen zu sehen. Entweder man traf sich mit Freunden im eigenen Haus, oder man ging in eine der Wein- und Bierschenken. Der Markt war ebenso schlecht besucht, und sicher war auch hier der Wüstensand ein Grund dafür. Er legte seine Hand schützend über die Augen, während
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