Pamiu Liebling der Goetter
Blick.
Pamiu senkte den Kopf zum Zeichen seiner Ergebenheit.
„Gut, dann sind wir uns ja einig. Meine Mutter war der Meinung, dass es besser wäre, wenn du fortan im Palast lebst. Wir sind großzügig zu dir. Du wirst ein reicher und angesehener Mann werden. Das alles werden wir dir ermöglichen.“
„Wenn ich schweige?“, entgegnete Pamiu.
Khufu zeigte ein gefälliges Nicken. „Sie war nur eine Sklavin, mein Freund. Und hier wird es dir besser gefallen als im Haus deiner Eltern.“
„Und das Kind?“ Pamiu wusste nicht, weshalb er fragte, aber sein Herz schlug schneller.
„Wird leben, was sonst? Mein Vater hat Neferiabet anerkannt und ihr eine Amme zugewiesen. Sie wird in den königlichen Kindergemächern leben, wie es sich für eine Prinzessin gehört.“
„Neferiabet“, flüsterte Pamiu vor sich hin.
Khufu schenkte ihm ein abschätziges Lächeln. „Du wirst sie schon bald wiedersehen, aber jetzt komm. Ich zeige dir deine Räume.“
Pamiu war gerade dabei, die nicht sehr weitläufigen Räumlichkeiten seines neuen Zuhauses zu begutachten, als er hinter sich einen Luftzug spürte. Er fuhr herum und hörte ein leises Kichern. Meritates stand in der Tür, einen Korb in den Armen haltend.
„Mein Bruder sagte mir, dass du ab heute hier wohnen wirst. Ich fand es sehr unhöflich von dir, dass du heute Morgen einfach davongelaufen bist. Wenn du mein Freund wärst, dann hätte ich dich auspeitschen lassen.“
Pamiu betrachtete den Korb in den Armen der Prinzessin. „Was hast du da mitgebracht?“
Sie trat in die Mitte des Raums und stellte den Korb auf den Boden. Pamiu meinte ein Geräusch aus dem Innern des Korbes zu vernehmen. Meritates griff unbeholfen hinein und zog etwas hervor, das sofort zu weinen begann. „Darf ich euch miteinander bekannt machen? Die Prinzessin Neferiabet, Tochter der Sklavin Tahemet. Neferiabet – das ist Pamiu, der Kater.“ Bei diesen Worten fing sie wieder an zu kichern, während Neferiabet unbeeindruckt weiterschrie. Meritates begann sie grob hin und her zu wiegen, doch sie schrie immer noch. „Hör endlich auf zu weinen.“ Meritates wurde langsam ungeduldig. „Hör auf, habe ich gesagt.“
Plötzlich legte sie Neferiabet die Hand auf Mund und Nase, bis das Kind keine Luft mehr bekam. Pamiu stürzte zu ihr hin und entriss ihr die Kleine, wobei er Meritates unsanft zur Seite schubste.
Sie starrte ihn fassungslos an. „Wie kannst du es wagen, du Bastard?“
Neferiabet beruhigte sich in Pamius Armen. „Du hättest sie fast erstickt.“
„Na und?“, schrie Meritates. „Wen interessiert es schon, ob dieses Sklavenkind lebt oder nicht? Wen interessiert es schon, ob du lebst oder nicht? Ich werde meiner Mutter erzählen, wie du mich beleidigt hast, wenn du nicht sofort vor mir auf die Knie fällst und dich entschuldigst.“
Pamiu tat nichts dergleichen, er blieb reglos stehen.
„Also, was ist? Entschuldige dich bei mir, oder ich sage es meiner Mutter.“ Sie straffte ihre schmalen Schultern, und ihr Mund zeigte plötzlich den gleichen harten Zug, wie er ihn schon von Hetepheres kannte.
Pamiu nahm all seinen Mut zusammen. „Verschwinde endlich von hier, du hässliche Nilgans.“
Meritates wurde im kurzen Wechsel rot und verlor sofort wieder jegliche Farbe. Dann drehte sie sich um und rannte fort.
„... und dann hat er mich geschubst und eine hässliche Nilgans genannt ...“ Meritates lag in den Armen ihrer Mutter und schluchzte.
Hetepheres streichelte ihrer Tochter über die feine Jugendlocke. „Er wollte dich bestimmt nicht beleidigen, er wollte nur Neferiabet schützen.“
Meritates blickte ihre Mutter mit tränenden Augen trotzig an. „Wie kann er es wagen, mich so zu behandeln?“
„Nun, er ist ein niedrig Geborener, und Neferiabet ist es auch. Die Götter wissen, warum sich Gleiches so gerne zu Gleichem gesellt.“
Meritates schien sich zu beruhigen. „Aber ich will, dass er bestraft wird, weil er mich beleidigt hat.“
Hetepheres nahm das Gesicht ihrer Tochter in ihre Hände. „Meritates, du bist doch ein kluges Mädchen, oder?“
Sofort schüttelte die Prinzessin wieder trotzig den Kopf. „Nein, ich will, dass er dafür bezahlt.“
Hetepheres holte aus und schlug ihre Tochter rechts und links ins Gesicht, woraufhin diese sie mit großen Augen anstarrte. Ehe Meritates wieder zu weinen beginnen konnte, sprach Hetepheres weiter. „Was willst du, Meritates, dereinst Königin sein oder alles aufs Spiel setzen für einen nutzlosen
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