Pamiu Liebling der Goetter
er über eine Lösung nachdachte, Seth hier zu trotzen. Die wenigen Händler, die ihre Waren feilboten, machten einen gelangweilten Eindruck. Offensichtlich verdiente man auf diesem Markt nicht sehr viel, und Pamiu verstand schon bald, weshalb dies der Fall war. Das Brot, das er einer alten Bäckersfrau für ein paar Kupferringe abkaufte, schliff ihm die Zähne ab, weil es Sand enthielt, und das viel zu warme Bier, das er dazu trank, schmeckte auch nicht besser. Er sah sich um. Seine Hoffnung, hier einen guten Handwerker für Möbel zu finden, begannen langsam zu schwinden. Er passierte die armseligen Stände der Händler. Mit dem großen Markt in Memphis, auf dem man alles über Salböle, Stoffe, Kräuter, erlesene Truhen und sogar außergewöhnliche Vögel bekam, hatte diese traurige Ansammlung hier nichts zu tun. Schließlich blieb Pamiu an einem kleinen Stand stehen, an dem ein junges Mädchen schlecht gearbeitete Tonkrüge und ein paar Flechtkörbe feilbot. Das Mädchen bemerkte ihn überhaupt nicht, so war es in einen Haufen Spielsteine vertieft, auf dem jeweils der Namenszug eines Gottes stand. Er räusperte sich.
Sie blickte auf und wischte sich die schmutzigen Hände an ihrem groben Kittel ab. Sie konnte höchstens vierzehn Jahre alt sein, doch unter der Dreckschicht war das nicht so genau auszumachen.
„Kennst du jemanden, der Truhen und vielleicht auch einige Stühle sowie einen Tisch anfertigen kann?“
Das Mädchen kratzte sich am Knöchel und stand dann auf. „Mein Vater kann so etwas. Früher hat er solche Dinge auf dem Markt in Memphis verkauft, und die reichen Leute nahmen seine Arbeiten sehr gerne. Doch hier fragt so gut wie niemand mehr nach danach.“
Pamiu war etwas gereizt. Er hatte keine Lust auf ein längeres Gespräch mit diesem schmutzigen kleinen Ding. „Nun, ich interessiere mich dafür. Ich bewohne das große Anwesen am Stadttor. Sag ihm, er soll heute Abend zu mir kommen, damit wir alles aushandeln können.“
„Das große Haus mit den sechs Säulen am Eingang? Jenes, welches dem Obersten Baumeister des Einzig Einen gehört?“ Sie schien nicht wenig beeindruckt zu sein.
„Jaja, genau das ist es. Sag ihm, er soll nach Sonnenuntergang kommen.“ Er drehte sich um, ehe sie ihm noch weitere Fragen stellen konnte.
„Soll ich dir deine Zukunft lesen, Herr?“
Pamiu machte, dass er davonkam, und rief ihr noch zu: „Die Zukunft ist Schicksal, und niemand kann das Schicksal ändern. Warum sollte ich sie also wissen wollen?“
Pamiu wartete ungeduldig auf das Eintreffen des Schreiners. Als er endlich kam, hatte er schon einige Zeichnungen der Gegenstände gemacht, die er anfertigen lassen wollte. Der Schreiner nannte seinen Namen, Kaihap, und Pamiu stellte erleichtert fest, dass sein Schurz zwar aus billigem Leinen, dieses aber sauber war. Anscheinend pflegte der Alte sich besser als seine Tochter. Pamiu bot Kaihap einen Becher Wein an, den er dankbar annahm.
„Bei den Göttern, ich danke dir. Auf dem Weg durch diese Stadt schluckt man mehr Sand, als dass man Luft bekommt.“
Pamiu nickte. Er selbst hatte sich an diesem Nachmittag ja nur zu gut davon überzeugen können. „Ich habe einige Zeichnungen gemacht. Ich möchte, dass du mir die Stücke nach diesen Vorlagen anfertigst.“
Kaihap warf einen flüchtigen Blick auf Pamius Zeichnungen. „Ich werde sehen, was ich tun kann. Allerdings wird es schwer sein, das Elfenbein für die Intarsien zu bekommen.“
„Mach dir darüber keine Gedanken. Sag mir, was du brauchst, und ich werde dafür sorgen, dass du es erhältst.“
Kaihap verneigte sich. „Ich werde eine Liste der Dinge aufstellen, die ich benötigte, und sie dir durch meine Tochter zukommen lassen.“
Pamiu nickte. Auf eine Begegnung mit dem kleinen orakelnden Staubfänger hatte er zwar keine besondere Lust, aber noch weniger reizte ihn die Vorstellung, sich auf die Suche nach einem weiteren Schreiner zu begeben.
Meritates hatte überlegt, ob sie Neferiabet einfach ein Sendschreiben zukommen lassen sollte, in dem sie über ihr Schicksal aufgeklärt wurde. Bei einem persönlichen Besuch konnte sie jedoch herausfinden, ob sie ihre Meinung geändert hatte und nun bereit wäre, Pamiu zu denunzieren. Also hatte sie sich selbst auf den Weg zu ihr gemacht. Als sie die Gemächer ihrer Halbschwester betrat, war sie nicht dort. Sie sah sich um und ging dann schnellen Schrittes auf die Terrasse; für einen kurzen Moment hatte sie die Angst erfasst, Neferiabet sei die
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