Pamiu Liebling der Goetter
Flucht gelungen. Doch dann hörte sie die Stimmen, die aus dem Garten zu ihr herüberdrangen. Neferiabet musste Djedefre bei sich haben. Die Große Königliche Gemahlin überlegte kurz, ob sie Khufu davon überzeugen sollte, ihr auch den Umgang mit ihrem Kind zu verbieten, doch dann besann sie sich anders. Khufu hatte ohnehin kein Interesse an diesem Sohn. Als sie auf Neferiabet zuging, durchfuhr sie ein heißer Stich. Djedefre versuchte gerade, seiner Mutter entgegenzurobben. Der Kleine lachte und streckte die Arme nach ihr aus. Unwillkürlich dachte Meritates an Kawab und daran, wie fremd er ihr geworden war. Schließlich erblickte Neferiabet sie. Meritates entdeckte Angst in ihren Augen, und sie fragte sich, weshalb es ihr dieses Mal keine Genugtuung bereitete, sie derart verunsichert zu sehen.
„Du bringst mir Nachrichten über das mir zugedachte Schicksal, nicht wahr?“
Meritates blieb vor ihr stehen. „Der Pharao hat entschieden, was mit dir geschehen soll, nachdem du das Kind geboren hast.“
Eine bedrückende Stille lag zwischen den beiden Frauen, die selbst der kleine Djedefre zu spüren schien, denn er war ganz ruhig geworden und gluckste nicht mehr.
„Nun, dann lass mich bitte nicht mehr länger im Unklaren.“
„Du wirst zum Sinai gebracht werden, in den Tempel der Hathor. Dort sollst du dein restliches Leben verbringen.“
Neferiabets Stimme wurde leise. „Und was ist mit meinen Kindern?“
„Sie sollen im Palast bleiben und weiter von ihren Ammen erzogen werden.“
„Heißt das, dass ich sie nie wiedersehen werde?“
Meritates nickte. Warum nur fühlte sie keinen Triumph in dieser Minute?
„Sag mir bitte, hast du etwas von Pamiu gehört?“ Neferiabets Stimme barg kaum Hoffnung.
Meritates wollte eigentlich auf diese Frage nicht antworten, doch es geschah wie von selbst. „Er hat ein großes Anwesen in der Stadt der Arbeiter bezogen. Es scheint, als hätte er nicht die Absicht, bald in den Palast zurückzukehren.“
„So hat er mich also wirklich vergessen.“
Meritates ging in die Knie, um Neferiabet in die Augen sehen zu können. „Ich beschwöre dich, verrate ihn um deinetwillen. Was kannst du noch von ihm erwarten?“ Sie machte eine lange Pause und blickte den kleinen Djedefre an, der der Unterhaltung scheinbar aufmerksam lauschte. „Tu es für deinen Sohn. Bei meiner geliebten Isis, wir beide waren und werden niemals Freundinnen sein, aber wir sind Frauen. Warum sollen wir immer für die Machenschaften der Männer zahlen?“
„Ich liebe ihn. Auch wenn du es niemals verstehen wirst, Meritates. Liebe ist bedingungslos.“
Die Große Königliche Gemahlin seufzte und erhob sich. „Anscheinend ist sie das nur bei uns Frauen. Du bist wirklich dumm. Ich bedauere dich.“
Neferiabets grüne Augen funkelten sie an. „Du brauchst mich nicht zu bedauern, Große Königin. Nicht mehr. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde niemals wie du und Hetepheres sein. Ich werde niemals eine verbitterte Frau werden wie du und deine Mutter. Hathor ist Zeugin, ich werde meine Würde behalten.“
Meritates stand auf und lächelte sie süffisant an. „Welche Würde, Sklaventochter? Wie könnte eine wie du jemals Würde haben?“ Damit wandte sie sich um und ging zurück in ihre Gemächer. Es war falsch gewesen, auch nur einen Anflug von Mitleid für Neferiabet zu empfinden. Hetepheres hätte sie wirklich bei ihrer Geburt beseitigen sollen.
Pamiu hatte gerade die Planung für den Innenausbau der Pyramide in Angriff genommen, als Antef ihn störte. Irritiert fuhr er von den Bauzeichnungen hoch, denn er war mit der Frage beschäftigt, wie er die Königskammer im Innern der Pyramide am besten würde abstützen können. Er hatte sich für schwere Granitträger entschieden, überlegte aber noch, wie viele davon anzubringen wären, damit sie dem Druck der Gesteinsmassen standhielten.
„Herr, vor der Tür steht ein schmutziges Mädchen, das zu dir möchte. Ich habe ihr gesagt, dass du für niemanden zu sprechen bist, doch sie ließ sich nicht abhalten, behauptete gar, ihr Vater habe sie geschickt.“
Pamiu seufzte und rollte die Pläne zusammen. Es hatte ohnehin keinen Sinn, weiterzuarbeiten, wenn er einmal aus seinen Gedanken geholt worden war. „Sie ist die Tochter des Schreiners, bei dem ich einige Einrichtungsgegenstände in Auftrag gegeben habe. Lass sie ruhig herein, aber bring ihr wenigstens eine Schale mit Wasser, damit sie sich die Hände säubert, bevor sie das Haus
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