Pamiu Liebling der Goetter
Ohren. Das Feuer ist gedämmt, doch die Kornspeicher und die gesamte Ernte sind verbrannt. Es sind so viele Menschen ohne Essen und Obdach, niemand weiß, wie viele in den Flammen gestorben sind. Was soll ich nur tun?“
Meritates richtete mit einem Mal den Blick auf ihren Gemahl. „Du bist der Pharao. Die Menschen erwarten, dass du ihnen hilfst. Also zeig dich ihnen, beruhige sie.“
Pamiu nickte. „Deine Königin hat Recht. Du musst ihnen jetzt Halt geben.“
Khufu erhob sich schwerfällig. Pamiu konnte sehen, dass er wieder einmal zu viel getrunken hatte. „Ich muss ein Bad nehmen. Danach habe ich einen klareren Kopf. Ich erwarte dich heute Abend in meinen privaten Gemächern, mein Freund.“
Die Anwesenden begannen zu tuscheln und die Köpfe zu schütteln.
Als Khufu gegangen war, befahl Meritates den Dienern, die Wesire und Priester bis zum nächsten Tag fortzuschicken. Auch Pamiu wandte sich um, aber Meritates hielt ihn auf. „Wohin willst du gehen, Pamiu?“
Er blieb stehen und wartete, bis die anderen die Empfangshalle verlassen hatten. „Wenn du nichts dagegen hast, Hoheit, dann möchte ich in meine Gemächer und mich etwas ausruhen. Vielleicht gelingt es mir sogar, einige sinnvolle Gedanken zur schnellen Beseitigung dieser Katastrophe zu fassen.“
Meritates erhob sich von ihrem Thronsessel und stieg die paar Stufen von der Empore hinunter, bis sie auf gleicher Höhe vor ihm stand. „Vielleicht interessiert es dich zu erfahren, dass deine Tochter heute Nacht geboren wurde.“
Pamiu hatte Neferiabet in den letzten Stunden vollkommen vergessen. Viel zu stark hatte das Gesehene auf ihm gelastet. „Wie geht es Neferiabet? Bitte sag es mir, da ich sie schon nicht sehen darf.“
Meritates lächelte ihn schwach an. „Folge mir, ich werde dich zu ihr bringen. Du sollst sie sehen.“
Er folgte ihr durch die Gänge des Palastes in den Frauenflügel. Er erkannte die Große Königliche Gemahlin kaum wieder. So sehr er auch versuchte, etwas von der alten Wut in ihr zu finden oder wenigstens Verachtung aus ihrer Stimme zu hören, es gelang ihm nicht. Auf dem Weg zu Neferiabets Räumen sprachen sie nicht. Pamiu fühlte sich unsicher angesichts Meritates’ Stimmungswechsel.
„Öffnet die Türen und lasst uns hinein“, befahl sie den Wachen.
Als Pamiu hinter Meritates die Gemächer betrat, zog sich ihm der Magen zusammen. Unter den leichten Aschegeruch hatte sich ein anderer gemischt, und Pamiu kannte ihn. Seine Kehle wurde trocken, und er ging ungefragt an Meritates vorbei und trat an das Ruhebett. Im nächsten Moment wusste er, dass Neferiabet nicht schlief. Er griff nach ihrer Hand –sie war eiskalt. Er wandte sich Meritates zu und ließ dabei Neferiabets’ Hand nicht los.
„Sie hat Gift genommen“, sagte Meritates leise.
„Ihr habt sie umgebracht“, flüsterte er.
„O nein, Pamiu, wir alle haben sie dazu gebracht. Du auch.“
Sie trat jetzt ebenfalls an das Ruhebett und betrachtete die Tote. „Ich war bei ihr, kurz bevor sie das Kind geboren hat. Ich habe mit ihr geredet. Aber ich habe nicht gut genug zugehört, um das hier zu verhindern.“
Pamiu sah die Große Königliche Gemahlin hasserfüllt an. „Nach allem, was du getan hast, willst du jetzt die Schuld von dir weisen? Du und deine Mutter, ihr habt diesen Kreislauf des Wahnsinns begonnen, als ihr Tahemet gezwungen habt, zum Giftbecher zu greifen.“
Meritates blieb ruhig. „Ja, du hast Recht. Wir haben Schuld auf uns geladen, die wir nicht mehr gutmachen können. Es gibt keine Entschuldigung für das, was ich getan habe. Wir alle haben gegen die Maat verstoßen, und jetzt haben die Götter ihren Zorn über uns ausgebreitet.“
Sie wandte sich um, um zu gehen. „Aber du, Pamiu, du hast ebenfalls deine Wahl getroffen. Du bist mit uns diesen Weg des Wahnsinns gegangen. Du hättest dich dagegen entscheiden können, aber du wolltest Macht, Ruhm und Ansehen. Neferiabet hat diesen Kreislauf durchbrochen, indem sie sich opferte. Ich erkenne dieses Opfer an. Ich will nicht mehr den Weg des Wahnsinns gehen, auch wenn diese Entscheidung mein Ka nicht retten wird. Du, schöner Pamiu, drehst und wendest dich stets wie die Geschöpfe der Bastet. Aber heute hast auch du etwas verloren. Ich werde dich nun mit ihr alleine lassen, denn bald werden die Priester sie in das Haus des Todes bringen. Nimm Abschied von ihr, vielleicht verzeiht sie dir.“
Pamiu hatte Meritates’ Worte kaum gehört. Nur allmählich machte sich ein tiefer Schmerz in
Weitere Kostenlose Bücher