Pamiu Liebling der Goetter
von einem Fuß auf den anderen, sodass Pamiu ihn fragend anblickte.
„Gibt es noch etwas, Antef?“
Der Diener wusste nicht so recht, wie er sein Anliegen vorbringen sollte. „Herr, mein Bruder ... er hat seine gesamte Familie im Feuer verloren. Er ist Steinmetz und hat in Memphis einen kleinen Handel betrieben. Er fertigte Götterstatuen und andere Gegenstände für die Tempel. Doch die Tempel sind verbrannt, und Memphis benötigt vorerst andere Dinge als Götterstatuen. Ich würde ihn gerne nach Gizeh holen. Er könnte hier gute Arbeit an der Pyramide des Einzig Einen leisten.“
Pamiu überlegte kurz, dann nickte er. „Hol deinen Bruder aus Memphis, und schick ihn zu mir, damit ich mich von seinen Fähigkeiten überzeugen kann. Wenn er wirklich gute Arbeit leistet, dann mag er hier seinen Beruf weiter ausüben.“
Antef verbeugte sich. „Ich danke dir, Herr. Ich bin sicher, du wirst nicht enttäuscht werden.“
Als Antef fort war, plagten Pamiu weiter die Gedanken. Er dachte an Neferiabet, um die er nach wie vor nicht trauern konnte, auch wenn er spürte, dass tief in ihm der Schmerz um sie vorhanden war. Nach einer Weile begann er in seinem Arbeitsraum auf und ab zu laufen. Wieder fiel sein Blick auf die Truhe, die Kaihap ihm angefertigt hatte. Mit einem Mal kam ihm ein Gedanke, der ihn nicht mehr loslassen wollte. Erneut rief er nach Antef und musste auch dieses Mal nicht lange auf das Erscheinen seines Leibdieners warten.
„Antef, ich möchte, dass du auf den Markt gehst und die Tochter des Schreiners suchst. Ihr Name ist Baket-Geb.“
Antef verbarg sein Entsetzen bei dem Gedanken an das schmutzige Mädchen, das sein Herr nun auch noch freiwillig in sein Haus holen wollte, hinter einer Maske aus Ergebenheit und verschwand eilends, um den Auftrag seines Herrn auszuführen. Pamiu blickte hinaus in den Garten seines Hauses. Re bereitete sich zwar bereits darauf vor, in Nuts Mund zu verschwinden, doch die Händler begannen erst um diese Stunde ihre Waren zu verstauen und ihr Tagewerk zu beenden. Es müsste also noch möglich sein, Baket-Geb anzutreffen.
Als Antef einige Zeit später völlig außer sich zurückkehrte, hatte Pamiu schon ungeduldig auf ihn gewartet. Die fahrige Verbeugung seines Dieners zeigte ihm, dass er sich geärgert hatte.
„Nun, hast du die Tochter des Schreiners gefunden?“
„O ja, das habe ich, Herr, und bitte verzeih mir meinen unverfrorenen Ton, aber ich hoffe, dass die Götter ihr die vorlaute und unverschämte Zunge nehmen.“ Antef beruhigte sich etwas und begann zu erzählen. „Ich traf Baket-Geb, wie du es gesagt hattest, auf dem Markt an. Sie war gerade dabei, ihre Waren zu verstauen, und wollte sich auf den Weg zum Haus ihres Vaters machen. Ich sprach sie an und sagte ihr, dass der Oberste Baumeister Pamiu sie zu sehen wünsche und sie deshalb mitkommen müsse. Da blickte dieses schmutzige kleine Ding mich mit einem Gesichtsausdruck an, der nur der Königin selbst zukommt, und teilte mir mit, dass sie ihre Waren hier nicht allein lassen könne und du sie deshalb im Haus ihres Vaters aufsuchen sollst.“ Antef rang in einer ausladenden Geste die Hände. „Man stelle sich das einmal vor. Dieses freche Geschöpf sorgt sich um ein paar wertlose Gefäße, die ihr ohnehin niemand abkauft, und widersetzt sich einem Wunsch des Obersten Baumeisters des Einzig Einen.“
Pamiu stand auf und griff nach einem wollenen Umhang, denn mittlerweile war Re von Nut verschlungen worden und durch die Pyramidenstadt fegte ein kalter Wind. Antef beobachtete jede Handbewegung seines Herrn und wagte dann einen Vorstoß.
„Wenn du die Soldaten über ihr ungebührliches Verhalten in Kenntnis setzen möchtest, so kann ich das für dich tun, Herr.“
Pamiu schüttelte entschlossen den Kopf. „Nein, Antef. Ich habe nichts dergleichen vor. Ich werde mich auf den Weg zum Haus des Schreiners machen.“
In die Augen des Dieners trat Ungläubigkeit. „So lass mich wenigstens die Sänftenträger rufen, damit du nicht zu Fuß gehen musst.“
Aber da war Pamiu schon längst an Antef vorbei.
Pamiu hatte einige Zeit suchen und sich den Weg zu Kaihaps Haus in einer Weinschenke erfragen müssen, doch schließlich stand er vor der Tür der kleinen Arbeiterunterkunft und klopfte. Kaihap selbst öffnete ihm und erschrak, als er Pamiu sah.
„Oberster Baumeister – du hier zu so später Stunde? Hast du etwas an meinen Arbeiten auszusetzen gehabt? Wenn ich nicht zu deiner Zufriedenheit
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