Pamiu Liebling der Goetter
gearbeitet habe, so werde ich dir neue Stücke anfertigen.“
Pamiu schüttelte den Kopf und schob sich an dem verunsicherten Mann ins Haus. „Nein, die Dinge, die du angefertigt hast, sind vorzüglich gearbeitet. Ich bin hier, weil ich zu deiner Tochter will.“
Der Schreiner kratzte sich am Kopf. „Zu Baket-Geb? War sie schon wieder vorlaut? Ich bitte dich um Verzeihung für das Verhalten meiner Tochter. Ihre Gabe hat sie mit der Zeit übermütig gemacht.“
„Gabe? Was meinst du mit Gabe?“ Pamiu blickte Kaihap neugierig an.
„Sie hat die Gabe des Sehens, Herr. Die Götter sagen ihr manchmal, was sein wird.“
„Ich muss zu ihr, Kaihap.“
Der Mann nickte beflissen. „Natürlich, Herr. Sie sitzt im Hof und spricht mit der Erde – dieses verrückte kleine Ding. Ich habe ihr gesagt, dass sie bei einem solchen Sturm lieber im Haus bleiben soll, aber sie sagt, sie sucht die Verbundenheit mit der Erde.“ Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Geh nur durch den Wohnraum und dann durch die Tür in der linken Ecke. Die führt direkt in den Hof.“
Pamiu bedankte sich und durchquerte schnell Kaihaps ärmliche Behausung. Als er auf den Hof trat, zog er sich sofort wieder den wollenen Mantel enger um die Schultern, denn der Wind war stärker geworden. Er fand Baket-Geb auf dem Boden sitzend, vor sich eine große Schale mit Wasser, in die sie hineinstarrte. Der Wind zeichnete ständig neue Formen auf die Wasseroberfläche. Pamiu ging auf sie zu und sprach sie an.
„Baket-Geb, ist es wahr, dass du die Zukunft sehen kannst?“
Sie ließ sich Zeit, dann hob sie den Kopf und blickte ihn mit ihren seltsamen Augen an. „Oberster Baumeister – also hast du doch den Weg zu mir gefunden. Willst du jetzt vielleicht, dass ich dir deine Zukunft verrate?“
Pamiu schluckte. Warum glaubte er an die Fähigkeiten dieses Mädchens, wenn er bisher sogar die Existenz der Götter bezweifelt hatte?
„Erst sage mir, was du in meinem Haus gesehen hast.“
Baket-Geb musste gegen den lauten Wind ansprechen. „Nur das Unvermeidliche, Oberster Baumeister des Einzig Einen.“
Er bückte sich zu ihr hinab und schrie sie an. „Aber du hättest es verhindern können – das Feuer, das Leid der Menschen, den Tod des Thronfolgers und ...“, er machte eine kurze Pause, „... den Tod eines Menschen, der mir sehr nahe stand.“
Ihre Augen funkelten ihn an. „Nein! Du hättest es verhindern können, einzig und allein du hättest den Zorn der Götter abwenden können, wenn du bereit gewesen wärst, auf ihre Warnungen zu hören. Aber du wolltest es nicht. Du hast ihre Geschenke genommen und es als selbstverständlich angesehen. Du hast ihren Zorn geschürt und wurdest bestraft. Und jetzt bemitleidest du dich selbst.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe das alles nicht gewollt.“
„Das weiß ich. Aber das ändert nichts mehr. Was geschehen ist, ist geschehen. Es kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.“
Pamiu ließ sich ungeachtet seines sauberen Schurzes vor ihr im Sand nieder. „Aber was kann ich tun, um nicht noch einmal einen Fehler zu begehen? Sag es mir.“
Baket-Geb lächelte. „Du willst eine Antwort auf zu viele Fragen. Doch du hast den ersten Schritt schon getan. Du bist hierher gekommen. In dieser einfachen Geste liegt schon ein großer Teil der Antwort auf deine Fragen.“
„Bitte lese mir die Zukunft“, versuchte Pamiu Baket-Geb zu überzeugen, doch sie schüttelte nur den Kopf.
„Nein, Oberster Baumeister, denn nun musst du selbst erkennen und eine Entscheidung treffen. Nur wenn dir das gelingt, wird dein Ka Frieden finden.“
Ehe er ihr noch eine weitere Frage stellen konnte, hatte sich Baket-Geb schon wieder in ihre Schale vertieft, in der sie etwas zu sehen schien, was für ihn nicht erkennbar war. Er stand auf und ging langsam zurück ins Haus, während er versuchte Baket-Gebs Orakel zu deuten.
Antef gab seinem Bruder einen Stoß, damit er sich vor seinem Herrn verbeugte. Der junge Mann war schüchtern, sein Fuß war bisher nur mit Lehmböden in Berührung gekommen. Eine Ausnahme bildeten da lediglich die Vorhöfe der Tempel, in denen er seine Waren abgeliefert hatte. Der schön gearbeitete Steinboden im Haus des Obersten Baumeisters des Einzig Einen wirkte auf ihn wie ein Wunder. Vorsichtig trat er vor den Schreibtisch des Mannes, dem die Götter, wie er meinte, ein besonders schönes Antlitz geschenkt hatten. Pamius Augen beobachteten ihn, was ihn nur noch mehr verunsicherte. Dann
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