Pamiu Liebling der Goetter
dem Feuer anheim fielen, werden langsam wieder errichtet. Was wir nun noch tun können, ist beten, damit Isis’ Tränen in diesem Jahr besonders lange fließen. Wenn die Nilschwemme gut ist, wird Ägypten nicht hungern.“
„Es gäbe noch immer die Möglichkeit, die Hälfte der Pyramidenarbeiter zur künstlichen Bewässerung auf die Felder zu schicken.“
Pamiu knallte seinen Becher auf den Tisch. „Nein! Ich habe dir gesagt, dass ich dem nicht zustimme. Die Götter erwarten, dass ich ihr Bauwerk vollende. Es entsteht zu ihren Ehren, und sie würden mir zürnen, wenn ich es vernachlässige.“
Denkst du wirklich an den Ruhm der Götter oder vielleicht doch mehr an deinen eigenen?, dachte Pamiu im Stillen, doch natürlich schwieg er. „Dann solltest du viele Opfer für Isis bringen, damit sie genug Tränen hat.“
Khufu trat hinaus in den Garten, und Pamiu folgte ihm. „Meritates ist Priesterin der Isis. Sie wird bei der Göttin um eine gute Nilschwemme bitten. Bis dahin wird das Volk aus den Kornspeichern der einzelnen Provinzen beliefert.“ Er wandte sich um, und plötzlich bemerkte Pamiu einen milden Zug im Gesicht seines Freundes. „Ich habe in den Tagen der Trauer wieder Wärme für Meritates empfinden können. Sie scheint weicher geworden zu sein. Sie erzürnt mich nicht mehr wie früher durch ihre bloße Anwesenheit. Vielleicht werden wir wieder zueinander finden.“
Pamiu wusste natürlich, was Khufu meinte, hütete sich aber, seinem launischen Freund etwas von seinen Gesprächen mit Meritates zu erzählen. Stattdessen legte er Khufu eine Hand auf die Schulter. „Das freut mich wirklich für dich, mein Prinz.“
„Ja“, sinnierte Khufu, „wenn die Toten ruhen, wird eine neue Zeit über Kemet einbrechen.“
An diesem Abend fand Pamiu keinen Schlaf. Am nächsten Tag sollte die Begräbniszeremonie des Kronprinzen stattfinden. Der Begräbniszug war kurze Zeit nach dem Königspaar in Gizeh eingetroffen und überstieg das Maß an Opulenz, das Pamiu erwartet hatte. Khufu hatte es an nichts fehlen lassen, sodass Pamiu sich fragte, wie die vielen Grabbeigaben in dem vergleichsweise kleinen Grab des Prinzen untergebracht werden sollten. In dem prunkvollen Begräbniszug des Prinzen war Neferiabets Eskorte fast vollkommen untergegangen. Khufu hatte ihr nur das Nötigste für ihr Leben im Schönen Westen bereitstellen lassen. Pamiu erhob sich von seinem Ruhebett und ließ seine Hand über Nitokris’ weiches Fell gleiten, die neben ihm lag. Dann wickelte er sich seinen Schurz vom Vortag um und schenkte sich einen Becher Wein ein. Gerade als er ihn ansetzen wollte, vernahm er Geräusche vor seiner Tür. In seinem Haus hatte er keine Wachen postiert, weil er hier niemanden fürchtete. Trotzdem griff er nach seinem Dolch und schlich zur Tür. Dann hörte er ein leises Klopfen. Er beruhigte sich etwas und öffnete die Tür. Vor ihm stand Meritates. Anscheinend hatte sie auf den Moment gewartet, da alle schliefen und es im Hause ruhig war, denn sie war angekleidet wie am Tag zuvor.
„Hoheit, was tust du hier zu so später Stunde?“
Meritates schlüpfte an ihm vorbei in den Raum. „Ich muss mit dir reden, Pamiu. Das kann ich nicht tun, wenn mein Brudergemahl anwesend ist. Das Gespräch muss unter uns bleiben.“
Pamiu schloss die Tür hinter ihr und bot ihr einen Stuhl und einen Becher Wein an.
„Was belastet dein Ka, Hoheit?“
„Ich fürchte um das Wohl Ägyptens. Khufu ist nicht bereit, zusätzliche Arbeiter für die Bewässerung der Felder einzuteilen. Er sieht die Gefahr einer Hungersnot nicht.“
Pamiu blickte nachdenklich in das besorgte Gesicht der Königin. „Ja, das ist wahr. Auch ich habe schon versucht ihn dazu zu bewegen, aber er ist durch nichts und niemanden umzustimmen. Er geht ein hohes Sicherheitsrisiko ein.“
„So hast du es also auch schon versucht? Ich hatte gehofft, dich dafür gewinnen zu können, mit ihm zu reden.“ Meritates stand auf und begann nervös im Raum auf und ab zu gehen. „Ich sorge mich wirklich. Khufu will Djedefre nicht als Thronfolger anerkennen, er hört nicht auf seine Berater und nicht auf die Priester. Auch ich habe diesen Männern stets misstraut, doch das erste Mal sind sie sich sogar untereinander einig. Nur mein Gemahl scheint für die neue drohende Gefahr blind und taub zu sein. Ich fürchte jedoch, dass die Götter uns noch immer nicht gut gesonnen sind.“
„Ich werde überlegen, was ich tun kann, um den Pharao umzustimmen, aber ich sehe
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