Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
Bertha.“
Die Haushälterin runzelte die Stirn und stellte Teetassen und Zucker auf den Tisch. Kurz darauf roch es köstlich in der gesamten Küche. Der Erdbeer- Sahne Früchtetee verströmte seinen Duft und lies bereits sein vollmundiges Aroma ahnen. Charly setzte sich und legte ihre Hände um die Tasse. Es waren diese beständigen Dinge, die einem das Leben ein wenig erleichterten. Wie zum Beispiel, sich die Hände an einer Teetasse zu wärmen. Das würde bis in alle Ewigkeit fortbestehen. Sie seufzte leise. Bertha ließ sie schweigen und schob ihr einen Teller mit Plätzchen zu.
„Wir sind gar nicht groß zum Nähen gekommen“, begann Charly schließlich.
„Nicht?“
Charlotte schüttelte den Kopf. „Es hat einen Unfall gegeben. Draußen auf der alten Ranch.“
Ihr Tonfall schien Bertha zu alarmieren. Sie sah auf.
„Tyler O´Brian ist böse gestürzt beim Reiten.“ Charly berichtete ihr alles. „Schließlich hat Liz mich nach Hause geschickt. Es gab dort nichts mehr zu tun für mich.“ Kam sie zum Ende.
„Schlimm!“, sagte Bertha und blieb für lange Zeit stumm.
„Du solltest dich jetzt ins Bett legen, Charly. Du hilfst ihm nicht damit, wenn du erschöpft und übermüdet bist. Man kann nur warten.“
„Du hast recht. Gute Nacht!“
Nach einer heißen Dusche kuschelte sie sich unter ihre Decke und hörte Musik. Chopin, die CD, die Tyler ihr geschenkt hatte. Sie konnte noch immer nicht zur Ruhe kommen. Deshalb schlüpfte sie aus dem Bett und ging auf nackten Sohlen nach unten. Im Küchenregal bewahrte Bertha Tylers Best of CD auf. Sie griff danach und nahm sie mit nach oben. Es schien ihr sicherer, keine gründliche Analyse ihres Unterbewusstseins zu riskieren. Dafür ließ sie erstmalig zu, dass seine Songs u n gefiltert auf sie einwirken konnten. Mit all ihren Sinnen nahm sie die Musik in sich auf und fühlte eine bemerkenswert enge Verbindung zw i schen ihnen beiden. Sie war ihm so nah, wie niemals zuvor. Irgendwann glitt sie in den Schlaf hinüber.
22. Kapitel
Tyler erwachte, als die Nachtschwester ein letztes Mal ihre Runde dre h te. Er hatte zunächst keinerlei Erinnerungen.
„Guten Morgen!“ Sie lächelte ihn freundlich an. „Wie fühlen Sie sich?“ Dann befreite sie ihn von den Überwachungsgeräten, den Elektroden des EKG Gerätes, der Blutdruckmanschette und dem Fingerclip. Den dünnen Schlauch für die Sauerstoffzufuhr unter seiner Nase beließ sie, um weiterhin seine Atmung zu unterstützen. Das tiefe Durchatmen schmerzte höllisch. So hatte er sich bereits eine Schonatmung angeei g net. Erst jetzt nahm er den festen Stützverband um die Rippenbögen se i ner linken Seite wahr. An seinem rechten Oberschenkel verlief ein Schlauch, der direkt in seinem Penis mündete. Er erinnerte sich wieder an den Katheter. Dieser hier schien allerdings anders zu sein, größer. Vielleicht täuschte er sich auch. Außerdem war der Schlauch an einem merkwürdigen Gerät angeschlossen, das ihn mit einer Art Spülflüssigkeit versorgte. Die Schwester beobachtete ihn genau. Sie erklärte ihm, dass sie ihm bei der Körperpflege helfen werde. Zwar fühlte er sich einerseits viel zu schwach, um sich selbst zu waschen, aber andererseits machte ihn die Anwesenheit der Krankenschwester natürlich verlegen.
Sie lächelte freundlich, als er aufschaute. Wahrscheinlich hatte sie seine Gedanken längst erraten, doch sie ließ sich nichts dergleichen anmerken. Für sie war es die selbstverständlichste Sache der Welt. Na wenn schon, für ihn nicht. Das schien ihren Tatendrang jedoch keineswegs zu beeinflussen. Während der Reinigung seines Intimbereichs und des Katheters starrte er reglos an die Zimmerdecke. Er fühlte sich schon wieder völlig ausgepumpt. Das Atmen verursachte ein Stechen in seiner linken Seite und sein Unterleib brannte unbarmherzig. Ihm wurde übel. Das Schwarz vor seinen Augen drohte ihn mit sich in die Dunkelheit zu ziehen. Er wollte allein sein. Sie sollte ihn in Ruhe lassen, Herrgott. Als sie endlich das emsige Gewische an seinem Körper beendet hatte, verließ sie auf leisen Sohlen das Zimmer. Er schloss kraftlos die Augen und schlief trotz der Schmerzen sofort ein.
Als ihm jemand ein Frühstückstablett hinstellte, schlief er noch immer und erwachte erst wieder, als eine kühle Hand seine Stirn berührte. Elizabeth Tanner beugte sich über ihn.
„Hallo Tyler.“
„Liz.“
Sie horchte mit dem Stethoskop seine Lunge ab. „Du atmest nicht tief genug.“
„Es
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