Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
mir!“
Charlotte hielt sich im Hintergrund, da Elizabeth mit strengem Blick suggerierte, ihr nicht in die Quere zu kommen. Jetzt war sie allerdings unschlüssig, ob es nicht besser war, den Raum zu verlassen. Schließlich sollte die Intimsphäre eines Patienten gewahrt bleiben, und bereits ohne sie war er genug Augenpaaren ausgesetzt.
Leslie steckte ihren Kopf durch die Tür. „Wir haben einen weiteren No t fall nebenan. Zimmerman braucht Hilfe.“
„Gehen Sie nur!“, befahl Liz ihrem Team. „Ich schaffe das hier. Dr. Svenson kann mir assistieren.“
„Äh - vielleicht sollte ich lieber ...“, wagte Charly einen schwachen Pr o test. Das hatte sie nun von ihren Spitzfindigkeiten vorhin.
Elizabeth ging gar nicht erst darauf ein. „Wenn ich es sage, ziehst du mir den zweiten Handschuh von der rechten Hand“, erklärte sie knapp. Sie begann mit der Desinfektion und benutzte rasch ein Gleitmittel. Dann führte sie den Katheter in seinen schlaffen Penis ein. Seine Finger zuckten kaum merklich und ballten sich zu Fäusten. Charlotte legte mitfü h lend eine Hand auf seine.
Elizabeth warf einen Blick auf sein Gesicht. „Alles in Ordnung, Tyler?“
„Ja.“
„Tue ich dir weh?“
Er hielt die Augen nach wie vor geschlossen, aber er war wach. Sie spürte es. Fast unmerklich schüttelte er den Kopf.
Tyler ignorierte das leichte Zwicken und entspannte seine Finger, die er aus reiner Angst verkrampft hatte. Liz hatte die Wahrheit gesagt. Der Katheter war nichts im Vergleich zu dem beißenden Schmerz in seinem Unterleib. Als er die Augen aufschlug, fing er den kurzen Blick auf, den die Frauen wechselten. Alarmiert hob er kurz den Kopf. „Was ist?“
Elizabeths Verdacht schien sich zu bestätigen. Es kam kaum Urin und der war dunkel, also mit Blut vermengt. Eine Blasenruptur, wie sie bereits befürchtet hatte. Er musste in den OP. Sie sah ihn jetzt an. Er war furchtbar blass, tiefe Schatten lagen unter seinen müden Augen. Nach einem Schädel CT, zur Sicherheit, und Röntgenaufnahmen, erklärte sie ihm das Ausmaß seiner Verletzungen. Sein Kopf war in Ordnung, eine Rippe frakturiert, eine weitere zumindest teilweise. Die Beckenaufnahmen zeigten deutlich den Bruch des Schambeins. Es musste gerichtet und anschließend verschraubt werden. Elizabeth erläuterte ihm die Vo r gänge während der Operation und schickte nach einem Anästhesisten. Nachdem die Formalitäten erledigt waren, überprüfte sie noch einmal seine aktuelle Körpertemperatur. Alle anderen waren beschäftigt, de s halb griff sie selbst zum Thermometer. Sie entdeckte mehrere längst ve r narbte Risse am Rektum. Wenn er nicht bereits rasiert worden wäre, hätte nie jemand etwas bemerkt. Sie würde ihn zu einem späteren Zei t punkt darauf ansprechen. Seine Temperatur betrug 34°C. Er musste in den OP. Liz warf einen raschen Blick auf sein Gesicht. Überrascht stellte sie fest, dass er sie beobachtete. Sie spürte seine Angst, auch wenn er sich gut darauf verstand, das zu verbergen. Sachte strich sie über seine Hand. „Ich tue mein Bestes“, versprach sie ihm.
„Ich weiß.“ Seine Finger schlossen sich plötzlich um ihre Hand. Sie sah auf.
„Liz ... es darf nichts zur Presse durchsickern ... bitte!“
„Natürlich! Ich sorge dafür.“
Er schien beruhigt und nickte.
„Gibt es jemanden, den wir benachrichtigen sollen?“ Elizabeth fing se i nen Blick auf und hielt ihn fest.
„Nein.“
„Was ist mit Orlando?“
„Nein, später.“
Als Charlotte Zuhause ankam war es bereits stockfinster.
„Da bist du ja.“ Bertha räumte gerade den Geschirrspüler aus. „Ihr habt aber lange ausgehalten. Ist der Quilt fertig? Ich nehme an, du hast bei den Ta n ners gegessen.“
Charlotte fühlte sich völlig ausgelaugt und war nicht zu einer Unterha l tung aufgelegt. „Nein.“
„Oh, habe ich dich auf dem falschen Fuß erwischt? Was genau heißt nein? Nein, der Quilt ist nicht fertig oder nein, ich habe nicht bei den Tanners g e gessen.“ Bertha schien verärgert.
„Beides.“
„Sag nur nicht zu viel, junge Dame. Ist es zum Streit gekommen?“
„Aber nein. Was macht Großvater?“
„Der ist im Bett.“ Bertha verschwieg ihr, dass Johann erwähnt hatte, er müsse früh schlafen gehen, da am nächsten Tag viele Patienten im Bestellbuch standen. „Am besten, ich mache uns einen Tee. Setz dich, du siehst müde aus! Ich habe noch Reste vom Hühnchen und etwas Reis.“
„Nein danke, ich habe wirklich keinen Appetit,
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