Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
gegangen war, lebte Tyler mit seiner Mutter allein. Sie trank eine ganze Menge und der Vierjährige konnte nicht verstehen, wieso sie sich manchmal so merkwürdig benahm. Sie ließ ihn dann so lange spielen, wie er wollte. Hin und wieder sogar noch länger. Aber es machte ihm nicht mehr so viel Spaß, wenn der Bauch vor lauter Hunger wehtat. Deshalb lernte er frühzeitig, sich das zu nehmen, was er brauchte.
Maureen suchte sich einen Job. Allerdings war sie nicht sehr verlässlich. Besonders, wenn ihr kleiner Sohn mit Windpocken oder einer schmerzhaften Mandelentzündung, die ganze Nacht über geweint hatte. Bald konnte sie die Miete nicht mehr zahlen. Das schien sie aufgerüttelt zu haben. Zumindest ging sie los, um eine geeignete Bleibe für sie beide zu finden. Außerhalb der Stadt, in einer heruntergekommenen Wohnw a gensiedlung wurde Maureen fündig. Es gab nicht sehr viel, was sie mi t nahmen. Die Ecke, in der von nun an Tylers Bett stand, gestaltete sie sehr schön. Maureen bastelte ein hübsches Mobile aus Stanniolpapier. Jeder der fortan in ihrer Siedlung Bonbons aß, brachte ihr das Einwi c kelpapier und so schuf sie viele Mobiles für alle Kinder dort. Die Me n schen zahlten mit Lebensmitteln. Maureen begriff, dass sie recht g e schickt war und erfand allerhand neue Spielzeuge. Lustige Würmer aus alten Socken, Kissen aus Tabakbeuteln, Tausendfüßler, ja sogar Tedd y bären aus alten Handtüchern. Irgendwann brachte ihr jemand eine g e brauchte Nähmaschine und sie begann, aus Flicken farbenfrohe Quilts zu nähen. Maureen verlangte nicht allzu viel dafür, aber es gab immer g e nug zu essen im Haus.
In der Siedlung wohnten hauptsächlich Schwarze. Anthony, ein gleichaltriger, farbiger Junge, wurde Tylers bester Freund. Er war viel kräftiger gebaut und überragte ihn um eine halbe Kopflänge. Sie besuchten die gleiche Klasse, saßen sogar in der gleichen Bank und verbrachten auch ihre Freizeit gemeinsam. Anthony, der seit seiner Geburt hier gelebt hatte, zeigte ihm die ganze Gegend. Oft durchstreiften sie die angrenzenden Sümpfe und beobachteten die Carolina Laubfrösche. Manchmal erwischten sie auch einen. Tyler verzog angewidert das G e sicht, wenn er das Reptil berühren sollte. Anthony zog seinen weißen Freund dann lachend auf und nannte ihn Quarknase. Dafür war Tyler ein besserer Schüler, besonders im Musikunterricht überflügelte er alle. Er wünschte sich eine Gitarre und sagte es Maureen. Sie küsste ihn auf die Stirn und versprach, sich etwas ei n fallen zu lassen.
Wenn sie ihren Sohn still betrachtete, lief ihr Herz fast über vor lauter Liebe. Besonders wenn er bereits schlief und sie noch an der Nähmaschine saß, konnte sie ihn von ihrem Platz aus in aller Ruhe anschauen. Er war so wu n derschön geraten.
Maureen hatte sich angewöhnt, die Kleidung der Nachbarn zu reparieren. So verdiente sie sich ein kleines Zubrot. Ihr Sohn wuchs erschreckend schnell heran. Ständig waren ihm Hosen oder Schuhe zu klein. Das bisschen, das sie hier einnahm, würde nicht mehr lange reichen. Tyler wünschte sich zusätzlichen Musikunterricht und ein Instrument zu spielen und sie wollte ihrem Liebling so gern seine Wünsche e r füllen. Also ging Maureen los und nahm einen Job in einem Schnellr e staurant an. Sie durfte sogar hin und wieder Reste der Speisen mit nach Hause nehmen. Denn der Besitzer, ein netter Witwer, hatte ein Auge auf sie geworfen.
Genau in diesem Imbissladen lernte Maureen Edward Douglas Walsh kennen. Ihm gefiel die schlanke, junge Frau mit der knabenhaften Figur. Er mochte keinen üppigen Busen, daher kam ihm ihre Flachbrüstigkeit gerade recht. Bei seinem fünften Besuch sprach er sie an.
Um mehr Geld zu verdienen, musste Maureen bald Spätdienste übernehmen. Tyler blieb dann so lange bei Anthonys Familie.
Eddy machte es sich zur Gewohnheit, Maureen an solchen Abenden nach Hause zu fahren. Er lud sie ins Kino oder zu einem Eis ein und eines Tages zeigte er ihr, wo er wohnte. In einem schönen, gepflegten Haus in der Stadt mit einem hübschen, überschaubaren Vorgarten. Er erzählte ihr von seinem Job. Eddy war Leiter der hiesigen Feuerwehr.
Maureen hatte nie verheimlicht, dass sie einen kleinen Jungen hatte und ihr Freund wollte T.J. unbedingt kennen lernen. Er war sehr nett zu dem Sechsjährigen, fuhr ihm durch das dunkle Haar, strich über seinen Rü c ken und hörte interessiert zu, wenn das Kind musizierte.
Eddy wollte sie aus dem Dreckloch, wie er die Wohnwagensiedlung
Weitere Kostenlose Bücher