Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
Größe habe ich nicht viel vorrätig.“ Tyler verschwand hinter einer Tür und kurz darauf hörte sie bereits Wasser plä t schern.
Wieder frisch und sauber, frottierte Charlotte ihr Haar und fuhr anschließend mit den Fingern hindurch. Sie wickelte sich fest in das Handtuch und tappte über den Flur. Um in seinen begehbaren Kleiderschrank zu gelangen, musste sie durch Tylers Schlafzimmer. Sie klopfte leise an, bekam allerdings keine Antwort. Es brannte Licht, aber das flackerte hin und wieder. Der Sturm heulte um das Haus herum. Vorsichtig spähte sie in den Raum und trat ein. Sie hörte wie Schubfächer auf und wieder zu geschoben wurden. „Bist du da drin?“ Blöde Frage, sie hätte sich ohrfe i gen können.
„Was glaubst du wohl?“
Charlotte hörte seiner Stimme an, dass er sich köstlich zu amüsieren schien. „Komm schon rein, ich beiße nicht.“ Sie wollte sich keineswegs lächerlich machen und setzte daher einen Schritt vor den anderen. Tyler trug Boxershorts und ein Jeanshemd, das er allerdings nicht zugeknöpft hatte. Sein Haar glänzte, jetzt da es nass war, wie schwa r ze Seide.
Er reichte ihr eine alte Jogginghose und ein Sweatshirt, sowie ein Paar Socken von Ryan. „Hier, das müsste gehen!“
Tyler schlüpfte in eine bequeme Hose und tappte barfuß nach nebenan. Die Tür war nur angelehnt und deshalb warf sich Charlotte so schnell wie mö g lich in die Klamotten.
„So ein Unwetter dauert meistens nicht sehr lange“, rief er ihr zu.
„Vielleicht kennt der Sturm die Uhr nicht“, trällerte sie fröhlich zurück und hörte ihn daraufhin leise lachen. Was tat sie hier nur? Sie dürfte gar nicht in diesem Haus sein. Erst recht nicht ganz allein mit einem Mann wie Tyler O´Brian.
Charly kam heraus und murmelte: „Ich hänge das nasse Handtuch nur kurz auf.“
„Du siehst aus als hättest du Hunger.“
Es klang beiläufig, als er die Worte aussprach und doch glaubte sie eine Spur von Zweideutigkeit heraus zu hören. Sie sah ihn daher direkt an und wünschte sofort, sie hätte es nicht getan. Das lange Haar, die nackte, tätowierte Brust, seine gesamte Erscheinung, hatten eine beunruhigende Wirkung auf sie. Er sah aus wie ein Pirat oder ein dunkler R e bell. Dies war ganz sicher ein großes, geräumiges Schlafzimmer und doch schien sich der Raum durch seine charismatische Präsenz zu verändern - er wirkte kleiner - irgendwie. Charlottes Magen knurrte, was sie einer An t wort enthob.
„Ich sehe mal nach, was Elvira vorbereitet hat. Am Wochenende hat sie immer frei.“ Schon eilte er die Treppen hinunter und öffnete in der Küche irgendwelche Schranktüren. Es gab Salat mit grünen Blättern, Radieschen und holländischem Käse, frisches Brot und Aufschnitt. Tyler trank Bier und Charlotte Multivitaminsaft. Sie merkte jetzt erst, wie hungrig sie tatsächlich war.
Zusammen räumten sie gerade die Küche auf, als der Strom ausfiel. Charlotte wollte Bertha Bescheid geben, dass sie in Sicherheit war, doch auch die Mobilfunknetze waren zusammengebrochen.
„Ich stelle Kerzen auf, bevor es gänzlich dunkel wird. Wollen wir ins Woh n zimmer gehen?“, fragte er sie.
„Klar, warum nicht.“
Sie setzte sich in den gemütlichen Sessel, Tyler stapelte Holzscheite in den Kamin und zündete sie an. Würde draußen nicht dieser ungeheure Sturm tosen, hätten sie eine überaus friedliche Idylle gehabt. Im Raum herrschte trotzdem Gemütlichkeit.
Er erhob sich jetzt und starrte ins Feuer. Charlotte beobachtete ihn genau und plötzlich sah sie es mit ganzer Deutlichkeit: sie liebte Tyler O´Brian. Sie mochte seine anmutigen Bewegungen, seine Zurückhaltung, seine Warmherzigkeit. Sie liebte es, wie sich sein Gesicht verwa n delte, wenn er lächelte. Sie liebte seinen Humor, seine Intelligenz, seine Fähigkeit zu Mitgefühl und seinen Anstand und sie mochte sogar seine Musik, seine Stimme mit dem geheimnisvollen Timbre. Alles machte mit einem Mal einen Sinn. Warum sie so viele Bedenken hatte, als Don sie um ihre Hand bat, warum ihr Herz keine Purzelbäume schlug, sobald der Sheriff in die Nähe kam, warum sie sich nicht nach Don Ingram ve r zehrte. Weil sie ihr Herz bereits vor geraumer Zeit verloren hatte. An ihn, an den Mann, der jetzt nur wenige Zentimeter von ihr entfernt stand. Charlotte war nicht ganz klar, wann genau es passiert war. Ob nach dem Reitunfall, oder bereits früher. Vielleicht, als er sich so selbstlos für R y an eingesetzt hatte, möglicherweise aber auch schon im Hotel in New
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