Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
jedem Falle besser, sich das Gelände erst einmal anzusehen.“
„Natürlich werde ich das tun. Bleib locker, Norman! Schließlich ist es mein Geld, das ich, rein hypothetisch, aus dem Fenster werfe.“ Bei diesen Worten nahm er bereits das Bürogebäude in Augenschein. Rickman Immobilien stand auf dem Schild neben dem Eingang.
Norman rückte seine Brille zurecht und ging aufseufzend, hinter Tyler her, der bereits die Türklinke herunter drückte.
Angelina telefonierte gerade, als zwei Männer ihr Büro betraten. Sie überflog flüchtig deren Erscheinung. Einer in abgewetzten Jeansklamotten, die ansonsten sauber waren, sicher der Jüngere. Er trug einen Dre i tagebart und schulterlanges Haar, das er zu einem Pferdeschwanz z u sammen gebunden hatte. Außerdem saß eine Sonnenbrille auf seiner N a se. Der ältere, kleinere Mann war kräftiger gebaut, dafür glatt rasiert. Er trug leichte khakifarbene Baumwollhosen und ein buntes Hemd.
Sie deutete ihnen Platz zu nehmen, während sie mit freundlichen Worten versuchte, ihren offensichtlich aufgebrachten Gesprächspartner zu beschwichtigen. Nach dem Ende ihres Telefonats erhob sie sich und ging auf die beiden Männer zu. Tyler bemerkte sofort, dass sie schwanger war. Er konnte sich nicht erklären, warum ihn diese Tatsache nervös zu machen schien. Ansonsten war sie eine rassige, schwarzhaarige Schönheit und beinah eben so groß wie er selbst. Auf ihren Lippen lag ein professionelles, selbstbewusstes Lächeln. Sie war sich ihrer Wirkung auf Männer absolut bewusst.
„Guten Tag, ich bin Angelina Rickman. Darf ich Ihnen helfen, meine He r ren?“
„Ich habe in Ihrem Schaukasten draußen ein Angebot über ein 5000qm² großes Grundstück entdeckt. Eine alte Farm mit einer Scheune.“
Die warme, angenehme Stimme passte kaum zum rauen Aussehen des jüngeren Mannes. Außerdem missfiel Angelina, dass er noch immer seine Sonnenbrille trug. Das sah ein wenig albern aus in einem Büro, fand sie. Möchte-gern-Machos lagen ihr nicht besonders. Sie bevorzugte es, ihren Gesprächspartnern in die Augen zu schauen. Ihren Anflug von Ärger ignorierend, spürte sie in ihrem Innern ein allzu vertrautes Kribbeln, das sich stets dann einstellte, wenn sie ein gutes Geschäft witterte. Ihr untrüglicher Instinkt log selten. Bereits seit zwei Jahren stand die alte Farm zum Verkauf. Insgeheim beglückwünschte sie sich zu der Idee, das Angebot in den Schaukasten zu stellen. Es hing erst seit Anfang der W o che dort und schon sprach sie jemand darauf an. Blieb zu hoffen, dass der Mann sich noch immer dafür interessierte, wenn sie erst einen B e sichtigungstermin arrangiert hatte. Da er ihr unbekannt war, ging sie d a von aus, dass es sich um einen Touristen handelte, dafür sprach auch die mitgeführte Kamera. Die Männer hielten sich also eher zufällig in der Stadt auf. Einmal mehr wünschte sie sich, ihnen die alte Farm schmac k haft machen zu können. Dank ihrer langjährigen Erfahrung wusste sie, wie man das anstellen musste. Es war wichtig den Leuten glaubhaft zu machen, dass es noch weitere Interessenten für das Grundstück gab. Ihr Trick, sie auf ein vermeintlich anderes Objekt aufmerksam machen zu wollen, funktionierte fast immer. Die Männer machten auf sie allerdings den Eindruck, als könnten sie für keines ihrer Angebote einen angeme s senen Preis zahlen. Da konnte man sich allerdings täuschen, wie sie wusste. Auf jeden Fall würde sie ihnen preislich sogar entgegen ko m men, wenn sie dafür nur endlich diese herunter gekommene Ranch los wäre.
„Ich weiß, welches Angebot Sie meinen, Sir.“ Schritt Angelina rasch zur Tat und setzte ihren Entschluss um. „Ich fürchte allerdings, Sie kommen zu spät. Erst gestern hat sich jemand das Land angesehen und mich um Bedenkzeit gebeten. Unter keinen Umständen, kann ich Ihnen das Grundstück heute verkaufen. Sie verstehen sicher.“ Sie setzte eine bedauernde Miene auf.
Tylers Nervosität wuchs. „Sie haben aber noch keine definitive Zusage Ihres Klienten, oder?“
„Das ist richtig. Wir können auch gern raus fahren und ich zeige Ihnen alles.“ Angelina warf ihren Köder aus.
Norman kniff die Augen zusammen. Die Frau verstand ihr Handwerk, das musste er ihr lassen. Er durchschaute sie, obgleich ihr freundliches Lächeln fast als natürlich durchgehen konnte, wie er anerkennend feststellte. Es war ihm wichtig, Ty zu suggerieren, dass er sein allzu großes Interesse an dem Grundstück nicht so offensichtlich zur Schau
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