Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
trug. Doch dies zu tun war ihm unmöglich, da Tyler nicht zu ihm herüber sah.
Angelina schritt geschäftsmäßig zum Aktenschrank und zog eine graue Mappe hervor. Es würde Tyler wohl ewig ein Rätsel bleiben, wie Frauen mit derart hohen Absätzen und Sohlen, die lediglich von zwei schmalen Riemchen gehalten wurden, überhaupt einen Schritt vor den anderen setzen kon n ten.
„Hier haben wir alles.“ Sie schlug die Mappe auf. „Es gibt dort zwar ein Wohnhaus, aber das kann man nur noch abreißen. Beim letzten Herbststurm ist das Dach abgehoben worden.“
Dass sie die ungeschminkte Wahrheit offen ansprach, brachte ihr bei Norman wieder Pluspunkte ein.
„Die Scheune und Nebengebäude sind allerdings noch in gutem Zustand. Vor etlichen Jahren, wurde ein Teil des Dachgeschosses der Scheune, zu einer kleinen Wohnung ausgebaut. Genauer gesagt, befindet sich dort ein einziges Zimmer. Möglicherweise wurde es von einem Stallburschen bewohnt.“
Tyler versuchte einen Blick in die Mappe zu erhaschen, doch es war zu dunkel um genaueres erkennen zu können. Jetzt begriff er erst, dass er noch immer seine Sonnenbrille trug. Vor lauter Aufregung hatte er sie ganz verge s sen. Er nahm sie ab.
„Das Anwesen liegt ziemlich weit draußen, ein paar Meilen außerhalb der Stadt. Im Winter ist es dort wahrscheinlich ziemlich einsam. Der Vorteil ist, dass sich dorthin sicher keine Touristen verlaufen we r den. Und mit dem Wagen ist man ja schnell in der City oder am Hafen. Die Verkehrsanbindung an St. Elwine ist sehr gut. Der Beltway kreuzt die Landstraße.“ Angelina sah jetzt wieder auf und starrte den Mann an, der die Sonnenbrille abgesetzt ha t te.
Norman Mc Kee seufzte leise. Er spürte, dass sie Tyler erkannt hatte. Aus der Traum einer kleinen Farm, weit abgeschirmt von Menschenmassen, Presse oder den Fans. Hier hätte Ty nie ein ruhiges Leben. Die Maklerin brauchte nur ihre beste Freundin anzurufen und schon würde die halbe Stadt Bescheid wissen. Ty würde meterhohe Mauern um sein Anwesen ziehen müssen, um sich vor fremden Blicken zu schützen. Das Ganze war eine Schnapsidee, von Anfang an. O´Brian sollte sich lieber in Beverly Hills oder ähnlichen Orten niederlassen. Das war für alle ei n facher.
Diese Augen hätte Angelina überall erkannt. Egal, ob das dazugehörige Gesicht frisch rasiert war oder nicht, der Mann das Haar sowohl o f fen trug, als auch es zu einem Pferdeschwanz zusammen band. Die A u gen gehörten Tyler O´Brian, dessen Musik sie bereits seit Jahren fesselte. Kaum zu glauben, dass er jetzt leibhaftig vor ihr saß und mal eben so in ihr Büro marschiert war. Sie konnte ihn jedoch nicht länger anstarren ohne ein Wort zu sagen. Das verbot ihr einfach der A n stand.
„Entschuldigung, Sir.“ Dank ihrer jahrelangen Professionalität hatte sie sich jetzt wieder im Griff. „Ich habe vorhin Ihren Namen nicht versta n den.“
„Liegt sicher daran, dass ich ihn nicht genannt habe.“
Selbst beim Sprechen hatte seine Stimme diesen besonderen Klang. Sie war warm und rau zugleich. Er lächelte sie jetzt an. „Ich denke, Sie wissen bereits, wer ich bin. Tyler O´Brian.“ Dabei streckte er ihr seine Hand hin.
Angelina wagte es kaum, sie zu berühren. „Ich glaube, ich weiß jetzt, warum Sie sich für die alte Ranch interessieren“, sagte sie stattdessen. „Dort können Sie sich ein hübsches Haus hinstellen lassen und dann ziemlich ungestört sein. Das ist es doch, was Sie wollen, nicht wahr?“
„Richtig“ fügte er im breiten Südstaatenakzent hinzu. Es gab zwar noch e i nen anderen Grund, aber den behielt er für sich.
Angelina konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Dann lassen Sie uns raus fahren!“ Sie griff nach ihrer Handtasche.
Perfekt - das war alles, was ihm bei dem Anblick durch den Kopf ging. Hätte er es nicht vorher bereits geahnt, jetzt wüsste er es mit absoluter Sicherheit. Dies also war das eigentliche Ziel seines Urlaubs.
Angelina räusperte sich. O´Brian verharrte bereits minutenlang vollkommen bewegungslos und hielt die Augen geschlossen.
Jetzt drehte er sich jedoch zu ihr um. „Was ist mit dem anderen Interesse n ten, Mrs. Rickman?“
Oh Gott - er hatte sich sogar ihren Namen gemerkt. „Also, wenn ich eh r lich bin ...“ Sie stotterte etwas verlegen.
„Jede Wette, es hat nie einen gegeben“, schaltete sich jetzt Norman ein.
Ihrem betretenen Gesichtsausdruck nach, lag er damit genau richtig.
„Na schön, ich gebe es zu.“
Sie war völlig
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