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Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)

Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)

Titel: Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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Weile gelaufen, als sie auf eine entzückende, kleine Bucht stieß. Sie warf den Häkelrucksack auf die Erde, riss ihre Arme in die Höhe und brüllte aus Leibeskräften: „Was für ein wu n der- wunderschöner Ort. Danke, dass du mich hierher geführt hast.“ D a bei drehte sie sich unaufhörlich im Kreis, um das gesamte Bild tief in sich aufzunehmen. Erst dann zerrte sie die Strandmatte hervor und rollte sie aus. Sie zog ihr Bikini - Höschen an und verzichtete kurzerhand auf ein Oberteil. Keine Menschenseele konnte sie hier sehen.
    Sie kramte ihr Häkelzeug hervor, machte es sich gemütlich und drückte den Play-Knopf ihres Discmans. Anna schloss kurz die Augen und gab sich ganz dem Genuss hin. Da hatte doch tatsächlich in der Küche der Svensons die brandneue Best of CD von Tyler O´Brian gelegen, sinnierte sie, noch immer verwirrt darüber. Sie war bei ihrer Entdeckung ganz aus dem Häuschen geraten. Schließlich gestattete ihr Bertha, die gütige Seele, sich die Scheibe für ein paar Tage auszuleihen. Um Annas Fassung war es endgültig geschehen, als ihr die handgeschriebene S i gnatur in die Augen fiel. Zum Schluss konnte ihre Verblüffung kaum größer sein, als sie heraus fand, dass die CD keineswegs ihrer Chefin, sondern wirklich und wahrhaftig der Haushälterin gehörte.
    Die Musik, die jetzt aus den kleinen Kopfhörern dröhnte lud förmlich zum Mitsingen ein. Das tat sie dann auch. Unterdessen bewegten ihre Finger den Häkelhaken und passten sich dabei völlig unbewusst dem Rhythmus der Songs an, die sie lauthals mit trällerte. „With or without you“, ihr Lieblingslied, folgte. Jenes sehnsuchtsvolle Flehen in Tylers Stimme rührte ihr Herz. Plötzlich musste sie an ihre Mutter denken, die daheim in Irland Kinderbücher illustrierte. Zauberhafte Bücher, die ihr britischer Vater geschrieben hatte, randvoll mit lustigen Geschichten, die zum Teil ihrer eigenen Kindheit entstammten. Ihre Gedanken wanderten weiter zu ihren Brüdern, die sie bereits seit Monaten nicht mehr gesehen hatte. Die Zeitspanne kam ihr jetzt wie eine Ewigkeit vor. Tiefe Traurigkeit packte sie. Der Schlag traf Anna so heftig, dass ihr sofort der Bauch wehtat. Da sie immer noch sang, verlieh ihre momentane Verfassung i h rer kräftigen Altstimme eine rauchige Melancholie. Sie fragte sich, ob O´Brian wohl auch oft von diesem bittersüßen Gefühl überfallen wurde. Für einen Moment unterbrach sie ihre Häkelarbeit, schloss die Augen, saß ganz still und versuchte, Tylers Gesicht herauf zu beschwören - so, wie es ihn auf dem Poster in ihrem alten Zimmer daheim, zeigte.
     
    „Hey Josh, ist das hier bereits dein Grund und Boden, oder noch immer O´Brians?“ Marc sah die beiden anderen erwartungsvoll an.
    Josh sah irritiert auf, begriff dann allerdings rasch, warum sein Freund diese Frage gestellt hatte. Die kleine Bucht, die sie gerade erreichten, gehörte zu Tylers Land. Er war sich da sicher, obgleich es keine Gren z markierungen gab.
    „Einfach toll.“ Marc lachte jetzt ausgelassen.
    Tyler, Joshua und Marc hatten sich an diesem Samstagmorgen getroffen, um erste Entwurfsvorschläge zu diskutieren und sich einen Übe r blick über das Land zu verschaffen. Schließlich sollte das zukünftige Haus mit der Landschaft verschmelzen. Josh stellte gezielte Fragen, Marc jedoch beobachtete mehr die Gegend. Sie schienen ein eingespie l tes Team zu sein und Tyler vertraute ihnen bereits.
    Alle drei trugen sie legere Freizeitkleidung. Marc wirkte, als würde er jeden Moment zum Surfen aufbrechen. Er trug knielange Khakihosen und ein buntes Hawaiihemd, das der Hitze wegen offen blieb. Joshua hatte sich bequeme Dreiviertelhosen und ein T-Shirt übergezogen und Tyler, abgeschnittene Jeans und eine offene Weste. Sein Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz gebunden. Was ihn jetzt, hier am Strand, wie einen Piraten aussehen ließ. Der kleine Creole in seinem linken Ohr verstärkte diesen Eindruck noch. Er blieb plötzlich wie angewurzelt stehen und lauschte. Irgendjemand sang sein Lied. Die Stimme wurde lauter, als sie ein Stück weiter liefen. Tatsächlich, es handelte sich eindeutig um „With or without you“. Er hatte es selbst geschri e ben.
    Die Männer starrten jetzt alle in die gleiche Richtung.
    Joshua pfiff anerkennend durch die Zähne. In der malerischen Bucht lag ein Mädchen. Nein, korrigierte er sich, es handelte sich wohl eher um eine schöne Frau. Sie lag einfach da, als hätte ein Bildhauer sie eben erst erschaffen. Außer

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