Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
nichts davon gemerkt. Toby ist mit solchen Situationen überfordert. Er ist geistig etwas zurück geblieben, aber nicht wirklich behindert. Als Fünfjähriger hatte er Meningitis. Wir waren so stolz, als er in seine eigene Wohnung ziehen wollte, dass er selbstständig sein wollte. Elizabeth Tanner hatte ihren Mann damals überredet, Toby einen Job zu geben. Joshua sah über mehrere Fehltritte hinweg. Aber selbst seine G e duld hat ihre Grenzen. Toby lebt nach seinem eigenen Rhythmus. Tea m arbeit fällt ihm sehr schwer. Er ist nicht besonders schnell, aber dafür kann er zupacken.“ Wieder ließ sie eine gewisse Zeit verstreichen, bevor sie weiter redete.
„Manchmal schämt man sich so furchtbar. Da bietet ihm jemand eine Cha n ce und er geht hin und vermasselt es.“
„Aber Sie können doch nichts dafür.“ Anna berührte kurz mitfühlend All i sons Hand.
Charly griff zur Turbine, sie mussten zunächst die Füllung legen. Am Ende der Behandlung fragte sie, ob Allison am nächsten Samstag zum Patchwork Treff kommen werde.
„Natürlich. Ich brauche diese Stunden für mich.“
„Das verstehe ich.“ Charlotte nickte.
„Ihr wisst gar nicht, wie viel mich das alles bereits gekostet hat“, begann Allison von neuem. „Toby kann einfach nicht mit Geld umgehen und seine s o genannten Kumpels nehmen ihn aus wie nichts.“
„Kann man denn da keinen Riegel vorschieben?“ Anna war betroffen.
„Ich wüsste nicht wie.“ Allison klang resigniert.
„Lass dich nicht unterkriegen!“ Charly legte kurz ihre Hand auf die Schulter der Älteren.
Tyler war voller Zorn. Er hatte nun wirklich genug Geduld bewiesen. Jetzt brauchte er Gewissheit, wie es Ryan ging. Er würde auf keinen Fall länger warten. Bereits als er das Gebäude betrat, stellte er überrascht fest, dass hier eine angenehme Atmosphäre herrschte. Er erhaschte einen Blick auf hell und gemütlich eingerichtete Räume. Kinder liefen, scheinbar gut gelaunt, an ihm vorbei. Ansonsten nahm niemand Notiz von ihm. Das Kinderheim befand sich am nördlichen Stadtrand hinter den großen Einkaufszentren. Die Gegend hier trug bereits ein anderes Gesicht. An der Rückfront der Häuser befand sich ein kleines Wäldchen. Eigentlich ein hübscher Ort für Kinder, um ihnen ein neues, ein besseres Zuhause zu geben.
„Suchen Sie jemanden, Sir?“ Wurde er jäh aus seinen Gedanken gerissen.
Als Tyler aufschaute sah er in das freundliche Gesicht einer jungen Frau. Da sich der Ausdruck ihrer Augen sofort veränderte, nahm er an, dass sie ihn erkannt hatte.
„Kommen Sie, ich bringe Sie zur Leiterin!“ Sie betraten ein Büro am Ende des Gangs.
„Sie möchten also zu Ryan. Darf ich fragen warum?“
Tyler sah verblüfft auf. „Ich fühle mich ein wenig verantwortlich für ihn und ... ich mag ihn.“
Lynette Chiles lächelte ihn warmherzig an. „Darüber wird sich der Junge freuen. Ich glaube, er hat darauf gewartet.“
„Wieso ...“ Tyler wusste nicht recht, wie er seine Frage formulieren sollte.
„Sie meinen, weshalb dann drei lange Tage ohne Kontakt zur Außenwelt?“
Als er nickte, fuhr sie fort: „Nun, ich rede mit den Neuen, wenn sie hier eintreffen. Ich nehme mir sehr viel Zeit dafür. Es ist meiner Meinung nach wichtig, dass jedes Kind von selbst eine Entscheidung trifft. Darüber, ob es hier bleiben will.“ Tylers leicht verächtliches Schnauben ignorierte sie kurzerhand. „Ich möchte, dass meine Gespräche dazu fü h ren, dass die Kinder eine Ahnung von dem bekommen, was sie mit i h rem Leben anfangen wollen. Ob es eine sichere Zufluchtsstätte für sie hier geben soll. Viele von ihnen haben schlimmes erlebt. Sie sollen erst einmal zur Ruhe kommen. Ich denke, darauf haben sie ein Recht. Finden Sie nicht?“
Ihre ruhigen Worte wühlten ihn auf und er konzentrierte sich ganz darauf, dem bezwingenden Blick aus ihren hellen, freundlichen Augen auszuwe i chen.
Lynette ließ sich nicht täuschen. Er hatte einen hohen Schutzwall um sich herum gezogen, das spürte sie. Dank ihrer jahrelangen Erfahrung glaubte sie, dass da ebenfalls ein zutiefst gedemütigtes Kind vor ihr saß.
„Natürlich können Sie zu ihm, jederzeit. Und wenn Ryan in den letzten Tagen darauf bestanden hätte mit Ihnen sprechen zu wollen, hätte ich Sie angerufen. Aber er schweigt beharrlich“, sagte sie ruhig. Sie nahm Tylers ungläubigen Gesichtsausdruck wahr. „Was schauen Sie mich so an? Haben Sie gedacht, es mit einer herzlosen, alten Schachtel zu tun zu haben? Nein,
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