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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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kleinen braunen Teebeutel in die Stadt auf und schrieb Eric, der noch immer unterwegs war, einen Zettel, dass wir auf Teebeutelmission seien.
    Im Bus guckten uns die Leute an, als hätte ich Finn entführt und in einen Sack gesteckt, um ihn jetzt an ein kinderloses Paar im Ausland zu verkaufen. Ich fühlte mich leicht unwohl .
    Finn nicht. Der hatte Spaß.
    »Ich bin ein Teeeee-beutel!«, summte er autistisch wippend vor sich hin.
    Wenn er später alles so konzentriert im Leben angeht wie seine Rolle als Teebeutel, wird sicher etwas aus ihm werden .
    Im Teeladen kam direkt eine freundliche Verkäuferin auf mich und den kleinen braunen Beutel zu. Nicht ohne Hemmungen erklärte ich ihr unser Teebeuteldilemma.
    »Das kriegen wir hin«, meinte die Gute und beugte sich zu Finn hinunter. »Und du bist also ein Earl Grey, ja?«
    »Ich bi-hin a-hein Tee-beu-te-hell!«, sang der schrill in ihr zartes Ohr.
    »Er stellt sich gerade mental auf seine Rolle ein«, sagte ich und hob entschuldigend meine Schultern.
    »Na, dann komm mal mit, kleiner Teebeutel«, sagte die Verkäuferin lächelnd zu Finn und nahm seine kleine braunbestoffte Hand, die an der Seite des Beutelkostüms heraushing.
    Im Laufe der folgenden halben Stunde probierten Finn und die Verkäuferin sicher an die zwanzig Schwarzteesorten, und Finn durfte an allen riechen, um sich einzufühlen .
    Anfangs kam ich mir ein wenig seltsam vor – aber was tut man nicht alles für die Karriere seines Patenkindes.
    »Es ist aber auch hart, dem Kleinen direkt die Rolle des alten, muffeligen Earl Grey aufzubrummen«, bemerkte die Verkäuferin verständnisvoll. »Man hätte doch auch mit einem zarten Oolong aus Formosa oder einem grasigen Bancha beginnen können.«
    Welch Einfühlungsvermögen!
    Ich erklärte ihr lieber nicht, dass wir das grasige Kapitel bereits hinter uns hatten.
    »Ich werde es der Kindergärtnerin für das nächste Jahr mal vorschlagen«, sagte ich und nahm es mir fest vor.
    Am Ende stand mir dasselbe mit Elmo noch einmal bevor! Dann aber wenigstens als zarter Oolong aus Formosa.
    »Der Earl Grey wurde nach dem britischen Premierminister Charles Grey benannt«, erklärte die Verkäuferin Finn.
    »Was ist ein Primitiv … minister?«, fragte Finn interessiert.
    Finn hatte ein Talent für die Feinheiten der deutschen Sprache. Ich war beeindruckt.
    »Ein Politiker«, antwortete die Verkäuferin liebevoll.
    »Und was ist das?«, fragte Finn weiter.
    »Ein gelangweilter Mensch, der bei der Arbeit oft schläft und wie ein nasser Sack in der Gegend herumhängt«, witzelte ich.
    Der strafende Blick der Verkäuferin, der mich tadelte, weil ich dem armen Kind nur Schwachsinn beibrachte, traf mich hart.
    »Eine Legende besagt«, erzählte sie weiter, »dass ein Schiff voll mit Tee auf dem Ozean in einen Sturm geriet und die Teeballen sich mit dem nebenan gelagerten Bergamottenöl vermischten. Charles Grey weigerte sich, als er im Hafen von London angekommen war, den Tee zu vernichten. Er wollte ihn vorher erst probieren. Die Mischung schmeckte ihm dann so gut, dass er sie von da an verkaufte.«
    Finn lauschte gespannt der Geschichte. Er war so still geworden, wie ich ihn zuletzt nur während der Mohnsache erlebt hatte. Er sang auch nicht mehr sein Teebeutellied. Die nette Teetante hatte ihn geradezu verzaubert.
    Ich fragte mich, warum ich das nie hinbekam, außer wenn ich Einstiegsdrogen einsetzte.
    Finn starrte konzentriert auf seine Earl-Grey-Auswahl. Dann blickte er kurz auf und sagte: »Ich weiß jetzt, wie sich ein Teebeutel fühlt.«
    Er schien gerade seinen künstlerischen Durchbruch zu haben.
    »Wie ein Primitivler!«
    Weder die Verkäuferin noch ich konnten dem noch etwas hinzufügen.
    Finn hatte sein künstlerisches Ch’i gefunden. Ganz alleine. Inmitten von hunderten Teesorten, in einen kleinen braunen Sack gehüllt, einer spannenden Legende lauschend.
    Ich fühlte langsam Tränen in mir aufsteigen, meine Augen wurden ganz feucht. Ich war ja so stolz. Patentantenstolz .
    Finn bekam zum Abschied noch einen Lolli mit Grünem-Tee-Geschmack, den er sich durch sein rechtes Teebeutel-Augenloch geschoben hatte und lutschte, während er wieder das Teebeutellied sang.
    Das sah zwar ein bisschen bedenklich aus, ja, aber ich war viel zu froh und zufrieden, Finns künstlerische Krise behoben zu haben, als dass ich mich von derartigen Äußerlichkeiten aus der Ruhe bringen lassen konnte.
    Aus lauter Dankbarkeit kaufte ich den halben Laden leer; alle möglichen

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