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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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frauenrechtlich-gestimmten Synapsen aus. Allerdings war es in jedem Fall schlauer, mit Hermine an einem Strang zu ziehen.
    Endlich war ich auch mal in der Lage, meiner Freundin mit einem guten Rat zur Seite zu stehen. Zufrieden arbeitete ich nochmal Erics Wunschliste durch. Die Alien-Maske und den Stimmenverzerrer würde er ganz sicher nicht von mir bekommen. Ob ich mich mit dem Leucht-USB-Stick mit Flöte anfreunden können würde?
*
    Da Eric meine Familie noch nicht kannte, hatte ich mir vorgenommen, ihn ausführlich auf diesen Kultur-Schock vorzubereiten. Ich hatte mir einen zweiwöchigen Bootcamp-Übungsplan zurechtgelegt, der Folgendes vorsah:
     
ständige und wiederholte Ansprache im Imperativ bei zweihundertzwanzig Dezibel
konsequente Beschallung mit den Top Ten der Volksmusik von Semino Rossi bis zu den Kastelruther Spatzen in Endlos-Repeat-Version
Bäumepflanzen leicht gemacht Teil 1–12.
    Und nicht zu vergessen:
     
Magenerweiterung durch tägliches unkontrolliertes Knödelessen
    Ich war gespannt, wie sich Eric während der Vorbereitungsphase halten würde. Allerdings betrafen die Übungen ausschließlich Melitta. Auf Marlene und vor allem Renate würde ich ihn nicht auch noch vorbereiten können, das war zu viel. Wenn er mich wirklich liebte, würde er diesen Kultur-Schock verwinden, und ich würde das nächste Weihnachten dankbar bei seiner Familie mitfeiern.
    Als ich Erics Schlüssel im Schloss hörte, prüfte ich direkt, wie resistent er Aufgabe eins bewältigen würde.
    »Eeeeeeeeeeeriiiiiiiiiiiic!!!«, brüllte ich ihn an.
    Wie ein aufgescheuchtes Huhn kam er in die Küche gerannt.
    »Was ist passiert?«, schrie er mich erschrocken an.
    »Nichts«, sagte ich grinsend. »Das ist nur Schritt eins der ersten Melitta-Bootcamp-Trainingseinheit. Du musst vorbereitet werden auf das, was da auf dich zukommt.«
    Er atmete hörbar erleichtert aus und setzte sich neben mich.
    »Puh! Und ich dachte schon, es wäre wieder irgendwas passiert.« Liebevoll strich er mir meine wilden halbgelockten Strähnen aus der Stirn und gab mir einen Kuss. »Bei dir weiß man ja nie …«
    Der arme Eric, er tat mir fast leid. Renate zu verarbeiten hatte mich ganze dreißig Jahre gekostet, und Marlene war wirklich zeitweise fast noch anstrengender. Und Melitta …
    Ich liebte sie wirklich alle, vielleicht noch mehr, weil sie etwas anders waren als alle Menschen, die ich kannte. Aber damit klarzukommen war eine andere Sache.
    Und da konnte selbst jahrelange Übung nichts ändern. Vor allem Renate schaffte es immer wieder, sich irgendetwas neues Verrücktes einfallen zu lassen.
*
    Erics Geschenkeliste abzuarbeiten war schwerer als gedacht. In den Spielzeugläden der Stadt wurde ich verwirrt-mitleidig von den Verkäufern angesehen und wieder weggeschickt. Ein besonders engagierter Verkäufer gab mir den Tipp, es doch mal im Internet zu versuchen. »Da gibt’s doch jeden Scheiß!«, erklärte er mir. Gesagt, getan. Und siehe da, da gab es eine riesen Fangemeinde – die Spielwarencommunity –, die derlei Dinge zu wirklich günstigen Preisen anbot. Da war dann sogar noch ein furzender Kugelschreiber mit extra Mine drin, sozusagen als kreative Überraschung meinerseits. Ich hielt mich für eine echt gute Freundin.
    Finn und Elmos Geschenke waren auch bereits erledigt; wenigstens die hatte ich auf meinem Spielzeugladentrip bekommen.
    Elmo bekam eine tolle Spieluhr, in die man später auch MP3-Musik einlegen konnte, bei Bedarf. Die Verkäuferin war sich sicher, dass »die Kinder dann viel länger was davon haben«. Sicher würde Elmo auch noch mit zweiundzwanzig die Spieluhr zum Einschlafen nutzen, allerdings dann aufgefüllt mit Techno, Trance und Pop.
    Für Finn hatte ich mir neben dem gewünschten Teebuch und dem losen Earl Grey etwas ganz Besonderes ausgedacht: einen Gutschein über fünf Stunden Theaterschnupperkurs der Kleinen Gaukler.
    Trine und Paul würden Augen machen. Schließlich hatte ich ja quasi Finns Talent entdeckt, wenn nicht sogar hervorgebracht, sich in Rollen einzufühlen. Wenn er einmal auf den Brettern, die die Welt bedeuten, stehen würde, würde er sich an mich erinnern, seine Patentante Charlotte, seine mutige Entdeckerin und noble Förderin.
    Am Abend wollte ich Trine besuchen und mit ihr endlich über Eric sprechen und seine Weigerung, in eine größere Wohnung zu ziehen. Und wir wollten endlich auf meinen neuen Job anstoßen, was bei dem üblichen Trubel mal wieder untergegangen war. Wenn Mona sich von

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