Pandablues: Roman (German Edition)

Schwarzteesorten mussten ausprobiert werden. Man muss sich ja auch in sein Patenkind hineinversetzen können. Schließlich sagte Trine immer: »Sieh es aus Finns Perspektive!«
    Finns Perspektive kostete mich diesmal einige Euro, aber das war es mir wert.
    Gewissermaßen war es ja auch mein persönlicher Durchbruch als Patentante. Und diesmal musste uns niemand aus dem Krankenhaus abholen.

9. Kapitel
    Die nächste Woche flog nur so an mir vorbei.
    Meine täglichen Zoo-Runden machte ich nun alleine, und auch sonst war ich immer seltener auf Karlas Hilfe angewiesen. Willi war zufrieden mit meinem schnellen Vorankommen.
    Der Job schien perfekt auf mich zugeschnitten zu sein. Ich schrieb Pressemitteilungen und beantwortete am Telefon Fragen zur Zoogeschichte, als hätte ich nie etwas anderes getan.
    Es war ein Traum!
    Der Penis-Nacktmull-Stofftier-Verschnitt wurde auf mein Anraten nun auch noch mal in einer U-18-Version produziert, die vor allen bei den besorgten Eltern besser ankam.
    Ich war auf der absoluten Erfolgsspur!
    Eric war zwar immer häufiger lange und kommentarlos weg, aber ich hatte es aufgegeben, ständig nachzubohren, denn er antwortete sowieso immer gleich genervt: »Kundentermine!« , und so beließ ich es dabei. Seit ich den neuen Job hatte, fiel es mir leichter zu verstehen, dass man, wenn man seinen Job liebte, eben auch mehr investierte, gerade als Freiberufler wie er. Es würden sicher auch noch andere Phasen kommen, davon war ich fest überzeugt.
    Außerdem gab es genug zu tun: Weihnachtsvorbereitungen mussten getroffen werden, in zwei Wochen würden Renate und Jörn kommen, Eric musste mental auf das Melitta-Bootcamp vorbereitet werden, Finns Kindergartenaufführung stand kurz bevor, und Mona brauchte Entscheidungshilfe in der Maklernorbi-Hermine-Krise. Für heute hatte sie akute mentale Unterstützung eingefordert und etwas von einem Butterzopf-Kampf angedeutet. Ich war gespannt, was das zu bedeuten hatte.
*
    Eric hatte sich zu seinen Weihnachtswünschen noch nicht wirklich geäußert, und so hatte ich ihn gebeten, einen Wunschzettel zu machen. Ich stellte es mir leichter vor, mit so einer Prioritätenliste loszuziehen. (Neben seiner Liste hatte ich ja noch die von Finn und die von Elmo. Trine behauptete, dass Elmo ganz sicher schon wusste, was er haben wollte, sie hätte es mit einer Multiple-Choice-Liste abgefragt, und er hätte sogar genickt!)
    Als ich heute nach Hause kam, blieben mir noch ein paar Minuten Zeit, mir Erics Wunschliste einzuverleiben, die er an den Kühlschrank gepinnt hatte. Ich nahm sie gespannt ab und las:
    Erics Wunschzettel (sortiert nach Priorität):
Pearl Edition Funkferngesteuerter Sky-Gleiter »Easy«, 27 MHz
Terminator T-800 mit Sonnenbrille + Schrotflinte 12’’ Deluxe-Figur (momentan 40 % Rabatt online)
Fingerschlagzeug
Leucht-USB-Stick mit Flöte
Stimmenverzerrer »Scream«
    oder wahlweise
Alienmaske mit Stimmenverzerrer (3 Euro günstiger)
Playtastic Ultracoole Pistolen Universal-TV-Fernbedienung (zum Abschießen von schlechten Filmen, hahaha)
    Ne, oder?
    Ich befürchtete allerdings, dass Eric es ernst meinte, denn er hatte ganze fünf Tage gebraucht, um die Liste zu erstellen und irgendwas von TÜV-geprüften-Sachen erzählt.
    Wo soll ich denn so einen Kram herbekommen? Und vor allem: wofür?
    Meine Idee, ihm ein romantisches Wochenende irgendwo außerhalb der Stadt zu schenken, konnte ja nicht weiter danebenliegen.
    Männer!
    Wahrscheinlich würde ich mit einem einzigen Besuch im Spielzeugladen gleich drei Männer im Alter von sechs Monaten bis fünfunddreißig Jahren glücklich machen. Was ich wohl von ihm bekommen würde? Mir blieb nur übrig, das Beste zu hoffen …
    Ich legte Finns Wunschliste neben die von Eric und las:
    Finns Wunschzettel:
Poker als Beruf 1
Poker als Beruf 2
2x 500g Earl Grey Bergamotte Spezial Mischung Edeltee
Das große Buch vom Tee
Reptilien-Fütterung (in Landau oder in Charlottes Zoo)
Ein neues Laserschwert
    Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass Finns Liste – bis auf das Laserschwert – irgendwie mehr nach einem Fünfunddreißigjährigen klang als die von Eric. Ob ich mir Sorgen machen musste? Allerdings war die Frage, um wen. Denn Finns Liste mit Büchern wie Poker als Beruf 1 & 2 kam mir auch nicht ganz koscher vor. Seit wann spielte er bitte Poker?!
    Das lang anhaltende grelle Türklingeln riss mich aus meinen Gedanken.
    Als ich die Tür öffnete, stand ich einer wutschnaubenden Mona gegenüber. Sie schien es eindeutig eilig