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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Sabbag
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schwierig wurde, musste ich ran.
    Wer also Langeweile hat im Leben, muss die Patentante geben!
    »Wofür genau braucht Finn mich ?«, hakte ich nach.
    »Na ja, du bist doch eher so kreativ veranlagt, meinen wir , und du könntest ihm sicher das richtige Feeling beibringen!«
    Äh, das Feeling eines Teebeutels? Habe ich das jetzt richtig verstanden?
    »Aber Trine, ich weiß doch auch nicht, wie sich ein Teebeutel so fühlt!«
    Ich als kreativ-künstlerische Anleitung für Finn? Das war ja wie einem Pinguin das Fliegen beibringen zu wollen!
    »Mona kann so was viel besser als ich!«
    » Du bist die Patentante«, erklärte Mona amüsiert und schlürfte ihren Tee mit Milch noch einen Tick lauter als sonst.
    Schachmatt .
    Sie hatten mich.
    »Charlotte, ich weiß, du guckst jetzt schon wieder so«, sagte Trine gelassen, »wie du immer guckst, wenn du keine Lust auf deinen Patenjob hast. Aber Finn ist nun mal dein Patenkind, und du hast gewisse Verpflichtungen …«
    Jetzt folgte der übliche Appell ans schlechte Gewissen.
    »Ja, ja, schon gut«, stieß ich hervor, »ich tue es!«
    Mona war wie immer gründlich: »Allerdings muss sie vorher genau wissen, welches Stück und welche Sorte!«
    »Ja, warte, ich frag schnell nach!«, flötete Trine fröhlich.
    »Trine, es ist Samstag! Wie erreichst du da deine Erzieherin?«, fragte ich nach.
    »Elterninitiative!«, sagte Trine und zwinkerte mir zu. »Ich meld mich nachher noch mal kurz bei dir.«
    Ohne Worte …
    »Ich muss jetzt weg, aber Paul bringt Finn dann gleich zum Üben, ja? Das Kostüm haben sie schon, vom letzten Jahr«, fügte sie noch hinzu. »Darum musst du dich also nicht mehr kümmern.«
    »Freust du dich?«, fragte Mona schadenfroh.
    Ich öffnete meine Lippen mit der Absicht, lächelnd ein »Ja« zu formulieren.
    »Poah!«
    Fast.
    Ich freute mich.
    Wirklich.
    Ich konnte es nur nicht so zeigen.
*
    Eine Stunde später stand ein kleiner brauner Sack vor meiner Tür. Er bewegte sich.
    »Hey, Charlotte«, sagte Paul, »ich habe dir unseren kleinen Teebeutel gebracht. Sieht er nicht toll aus?«
    »Ja, ganz entzückend«, antwortete ich.
    Finn erinnerte mich an eine Miniatur-Ausgabe der Mönche in Der Name der Rose , nur ohne Gesicht. Damit er überhaupt etwas sehen konnte, waren winzige Löcher in Augenhöhe eingeschnitten. Fast wirkte er ein wenig unheimlich.
    Ich hatte die letzte Stunde damit zugebracht, im Internet alles über Tee zu recherchieren. Es gab über zigtausend Sorten, es kamen quasi stündlich neue hinzu. Nun wusste ich alles über Fermentation und Lagerung. Aber wie sich ein Teebeutel so fühlt, stand nirgendwo.
    Eric hatte mich für verrückt erklärt; immerhin handelte es sich hier noch nicht einmal um eine Sprechrolle. Die indirekte Sprechrolle wollte er nicht gelten lassen. Er war dann erst mal joggen gegangen.
    »Ich bin ein Teebeutel!«, sagte der kleine braune Sack und betrat schlurfend meine Wohnung. Er zog ein weißes Seil mit einem kleinen Pappschild hinter sich her, auf dem etwas geschrieben stand.
    »Ja, das ist toll. Und deswegen werden wir heute auch üben, wie sich ein Teebeutel so fühlt.«
    »Er ist übrigens ein Earl Grey, sagt die Kindergärtnerin«, teilte Paul mir noch mit und deutete auf das Pappschild, bevor er mit einem angedeuteten Wuscheln des Teebeutelkopfes wieder verschwand.
    Ein Earl Grey! Wie langweilig ist das denn? Und wie soll Finn den Earl Grey bloß fühlen?
    Finn war kaum ein paar Sekunden im Raum, da fühlte ich mich schon überfordert.
    Eine Stunde später war ich allerdings einem Nervenzusammenbruch nahe.
    Finn wiederholte immer nur den einen Satz: »Ich bin ein Teeeee-beutel!«
    Die Repeat-Schleife schien kein Ende zu nehmen. Es konnte natürlich auch sein, dass er sich so mental besser in seine Rolle einfühlen konnte. Oder er wollte mich einfach nur fertig machen. Ich wusste es nicht.
    »Also Finn, wir müssen uns jetzt mal in deine Rolle reinfühlen …«, begann ich ernst.
    »Ich bin ein Teeeee-beutel!«, sang der kleine braune Sack beschwingt.
    Ob Tein mental auch wirkte?
    »Gut, also, wir machen jetzt Folgendes«, schlug ich verzweifelt vor. »Wir gehen gleich in den Teeladen in der Stadt, und wir riechen dann an der Sorte, die du spielst, das hilft … vielleicht?!«
    »Au ja!«, freute sich der Beutel.
    Anderer Text ging also doch noch.
    Finn liebte Ausflüge mit mir, weil meist etwas Süßes als Bestechung für ihn raussprang. Sicher würde es heute nicht anders laufen.
    Also machte ich mich mit dem

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